funny girl

allein von der Moschee nach Hause gegangen, und da habe ich ihr alles über R. erzählt. Sie war überhaupt nicht geschockt!! Sie hat gesagt, es ist wie »Romeo und Julia ohne den Balkon«. Sie hat gesagt, sie hofft, dass für mich alles gut wird, und ich soll stark sein. Unterwegs sind wir an schicken Häusern vorbeigekommen und haben überlegt, wie es wäre, wenn wir so wären wie die anderen, nicht wie Romeos und Julias ohne Balkon.
    5.   Februar
    Ich habe ihn getroffen! Wieder!! Vor dem Schultor. Er ist mir gefolgt. Ich bin in die Stadtbibliothek gegangen. Zwischen den Regalen haben wir uns unterhalten. Und dann haben wir uns gek–-! Ich kann’s gar nicht glauben. Eine richtige Liebesgeschichte. Und das passiert mir!!!! Er will mit mir weglaufen!!!! Romeo und Julia MIT Balkon!!!! Muss dieses Tagebuch gut verstecken. IMMER . Wenn mein Bruder es findet, dann dreht Vater durch. Was soll ich bloß machen? Ich habe Angst. Ich muss UNBEDINGT vorsichtig sein.
    6.   Februar
    Hab ein tolles Foto von mir in Spitzenwäsche gemacht. Die hab ich von meinem Fahrgeld gekauft. Ich gehe einfach zu Fuß zur Schule. Die Wäsche ist toll. Lila. Mit Spitzenrand. Ich glaube, ich sehe gut darin aus. Raffiniert. Die ist für R. Für wenn wir verheiratet sind!!!
    7.   Februar
    Heute war ich mit R. aus. Wir waren in dem Laden, wo man einen eigenen Teddybär bekommt. Erst sucht man einen Teddy aus – nur das Fell –, zu dem Zeitpunkt ist er noch nicht ausgestopft. Dann geht man zu der Stopfmaschine und hält seinen leeren Teddy vor eine Düse, und da war eine Frau, die auf einen Fußschalter drückte, und die Füllung wurde reingepustet. Anschließend geht man zur nächsten Station, da kann man ein Pappherz in den Bären tun. R. hat seinen Namen draufgeschrieben. Einfach nur seinen Namen. Und dann hat er es in den Teddy gesteckt. Danach geht man zur dritten Station. Da kann man eine kleine Nachricht auf einem Player aufnehmen, wenn man das Geld dafür hat, und die spricht der Bär dann. Und R. hat eine Nachricht aufgezeichnet. Hat das alles bezahlt. Er hat gesagt: »Ich liebe dich.« Er klang so süß mit seinem italienischen Akzent!!! Und dann haben sie unseren Bären zugenäht, mit dem Herz und dem kleinen Player drin, und R. hat ihn mir geschenkt!!! Jetzt kann der Bär sprechen. Mit R.s Stimme, und er sagt »Ich liebe dich«!!!
    10.   Februar
    Neujahrstag bei uns Muslimen. Ich spüre, das wird ein tolles Jahr, das allerbeste. Was passiert nur mit mir? Ich kann an nichts anderes denken als an R. und unsere Pläne. Heute hat er mir eine SMS geschickt. Ein Liebesgedicht! So süß! Der schönste Teil war: »Du bist wie die Sonne und der Mond und die Sterne, immer da, Tag und Nacht. Ich liebe nur dich, und mein Herz gehört dir, jetzt und für alle Zeit, die ich auf dieser Erde bin. Alles, was ich tue, alles, was ich jemals tun werde, tue ich mit Freuden für dich.« Ich hab geweint. Dann bin ich zum Abendessen gegangen. Ich saß da, die pflichtbewusste Tochter, mit all meinen Geheimnissen. Ich habe Baba gebeten, mir das Brot zu reichen, und niemand hatte eine Ahnung, was für ein Schatz in meinem Herzen verborgen liegt, niemand wusste, dass ich im siebten Himmel bin.
    14.   Februar
    Heute hat mein Vater meinen sprechenden Teddy gefunden. Als er an meiner Zimmertür vorbeikam, hat er zufällig R.s Stimme gehört. Er hat die Tür aufgerissen. Wollte wissen, mit wem ich rede. Und dann hat der Bär auf einmal angefangen zu sprechen!!! Hat »Ich liebe dich« gesagt. Das macht er in letzter Zeit öfters, fängt einfach zu sprechen an, als hätte er einen eigenen Willen, aber jetzt stecke ich echt in der Klemme! Mein Vater hat mich gefragt, von wem ich den Teddy habe. Wessen Stimme das ist? Als ich es ihm nicht sagen wollte, hat er einen Wutanfall gekriegt und hat meinen Teddy mit in die Küche genommen. Ich wusste, was er vorhat. »Nein, nein, nein«, habe ich geschrien, aber er hat sich eine Gabel geschnappt. Er hat angefangen auf ihn einzustechen und ihn zu zerfetzen, hat ihm die ganze Füllung aus dem Bauch gerissen, und der Bär hat immer weiter »Ich liebe dich« gesagt, immer schneller und immer wieder; und dann hat mein Dad den Player rausgerissen und versucht, ihn mit der Faust auf der Anrichte zu zertrümmern, aber er hat es nicht geschafft. Ich werde nie vergessen, wie mein Vater immer wieder mit der Faust ausgeholt hat, während der Player einfach nicht aufhörte, »Ich liebe dich« zu sagen – mit R.s Stimme!!! Ein