Furchtlos
Gefechtsgeschwindigkeit vorzurücken.«
»Warum erledigen wir das nicht jetzt? Sie sprachen doch selbst von Ihren Bedenken, was die Fähigkeit der Flotte angeht, in einer tatsächlichen Kampfsituation die richtigen Manöver auszuführen. Warum sollen wir warten, bis wir mit dem Feind fast in Berührung gekommen sind?«
Die gleiche Frage hatte er vor langer Zeit auch schon gestellt. »Weil wir dem Feind keine Gelegenheit geben wollen, stundenlang in aller Ruhe unsere Formation zu studieren und sich zu überlegen, wie wir vorgehen wollen.«
»Aber wir könnten doch in eine brauchbare Formation gehen und dann immer noch in eine andere wechseln, oder? Dann wären wir bereit, selbst wenn wir die Schiffe nicht mehr rechtzeitig in die andere Formation manövriert bekommen. Wir könnten wieder und wieder die Formation verändern, um den Gegner im Unklaren über unsere Absichten zu lassen.«
Geary musste leise lachen, was ihm einen fragenden Blick von Desjani einbrachte. »Tut mir leid, ich musste nur daran denken, dass ich vor langer Zeit den gleichen Vorschlag gemacht habe. Es dauerte eine Weile, bis mir der Fehler bei diesem Ansatz klar wurde.« Er deutete auf das Display, wo sich die Symbole der Allianz und der Syndiks langsam aufeinander zubewegten. »Wir entschließen uns zu kämpfen, und dann bleibt uns für gewöhnlich eine ganze Weile, um uns vorzubereiten. In der Zeit ist die Versuchung groß, genau das Falsche zu tun. Wenn wir ständig die Formation wechseln, kleine Anpassungen vornehmen und unsere Pläne ändern, dann sind die Besatzungen bereits müde und die Treibstoffvorräte in Mitleidenschaft gezogen, noch bevor es zum eigentlichen Gefecht gekommen ist. Es ist wesentlich besser, wenn man sich zusammenreißt und den Schiffen und den Crews Gelegenheit gibt, sich vor dem Kampf auszuruhen.«
»Ich verstehe.« Desjani rutschte auf ihrem Platz hin und her. »Ja, mir wird das jetzt wirklich klar. Ich möchte sofort etwas tun, aber das wäre verfrüht. Wissen Sie, so haben wir immer gekämpft. Sofort in die Gefechtsformation, fast immer irgendetwas Einfaches, und dann auf den Gegner los.«
»Ja, das dachte ich mir bereits.« Wieder schaute er auf das Display, wo die Syndik-Streitkräfte exakt diesem Muster zu folgen schienen. Zwei gegnerische Streitmächte stürmen aufeinander los und beschießen sich auf Teufel komm raus. Rohe Gewalt gegen rohe Gewalt. Kein Wunder, dass diesen Leuten Stolz und Mut so viel bedeuten. In einer solchen Schlacht wird am ehesten die Seite gewinnen, die am härtesten und ausdauerndsten kämpft. Aber das bedeutet massive Verluste an Menschen und Schiffen.
Geary sah auf die Uhr, dann wandte er sich wieder an die Flotte. »An alle Einheiten. Die aktuelle Schätzung bis zum Aufeinandertreffen mit der gegnerischen Streitmacht liegt bei sieben Stunden. Gönnen Sie sich und Ihren Schiffen jetzt erst mal ein paar Stunden Ruhe.« Er grinste Desjani an. »Haben Sie schon mal einen halben Tag in maximaler Alarmbereitschaft verbracht?«
Sie wich seinem Blick ans. »Eigentlich ist das an der Tagesordnung. Auf die Weise wird sichergestellt, dass jeder einsatzbereit ist.«
»Sie scherzen.« Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, das war nicht der Fall. »Das zermürbt jeden, lange bevor es überhaupt zum ersten Schlagabtausch kommt. Es gibt Situationen, da bleibt einem nichts anderes übrig. Aber jetzt zum Beispiel wissen wir, dass der Feind erst in gut sieben Stunden auf uns trifft. Da ist es nur sinnvoll, wenn jeder die Zeit nutzt, um sich auszuruhen.« Demonstrativ stand er auf und ließ die Brückencrew wissen: »Ich werde jetzt einen Spaziergang machen und mir etwas zu essen holen.« Er war sich bewusst, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren, während er von der Brücke schlenderte und sich fragte, ob er wohl Appetit vortäuschen könne. Außerdem musste er so tun, als ruhe er sich wenigstens für ein paar Stunden aus, obwohl er wusste, die Chancen auf ein wenig Schlaf standen für ihn gleich null. »Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden, falls es Veränderungen bei der Formation oder den Manövern der Syndiks gibt, Captain Desjani.«
»Natürlich, Sir.« Sie zögerte einen Moment lang, doch als Geary eben die Brücke verließ, hörte er, wie sie für einen großen Teil der Dauntless -Crew die Alarmbereitschaft aufhob, damit die Leute auch etwas essen konnten.
Nachdem er stundenlang durch die Gänge der Dauntless geschlendert war und dabei die unterschiedlichsten Abteilungen aufgesucht hatte, um
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