Furchtlos
genauso
herausfordernd war wie ihr Blick. »Dann werde ich jetzt versuchen,
die Syndiks einzuschüchtern, damit sie uns mehr Zeit geben.« Mit
diesen Worten löste sie sich vor seinen Augen in Luft auf. Geary schaute sekundenlang auf die Stelle, an der sich eben noch
Riones Bild befunden hatte. Vielleicht kann sie die Syndiks tatsächlich
einschüchtern, dass sie uns mehr Zeit geben. Mir macht sie auf jeden Fall
Angst.
Captain Desjani nahm die Nachricht von der bevorstehenden Ankunft der Co-Präsidentin Rione wie ein weiteres übles Ereignis hin, von denen es den ganzen Tag über schon mehr als genug gegeben hatte. »Wenigstens haben wir noch deren Schiffe.«
»Ja.« Geary sah sich um. »Captain Desjani, wo ist Admiral Blochs
Stab?«
»Sein Stab?«
»Ja. Alle Offiziere, die ihm als dem Flottenkommandeur zugeteilt
sind? Wo sind diese Leute? Ich dachte, sie würden sich von sich aus an mich wenden.«
Einen Moment lang war Desjani sichtlich irritiert, dann verstand sie. »Ach, jetzt weiß ich, was Sie meinen. Sie denken da an früher. Tut mir leid«, fügte sie hastig an, als sie Gearys Reaktion auf ihre Bemerkung erkannte, »aber seitdem hat sich viel verändert. Wir haben schon seit langer Zeit einen Mangel an erfahrenen Offizieren. Der Stab, wie Sie ihn kennen, ist nach und nach immer weiter reduziert worden, damit man die Leute auf andere Schiffe versetzen konnte.«
Geary schüttelte den Kopf. »So schwere Verluste?«
»Schwere Verluste?«, wiederholte Desjani und zögerte kurz. »Wir haben im Verlauf des Krieges zahlreiche Schiffe verloren, aber die Verluste der Syndiks waren größer«, fügte sie noch schnell hinzu.
»Ich hatte mich bereits gewundert, warum so viele der Captains so jung sind.«
»Wir . können uns nicht immer den Luxus leisten, Offizieren eine lange Karriere zu ermöglichen, bevor sie das Kommando über ein Schiff übernehmen müssen.«
»Ich verstehe«, erklärte Geary, obwohl er es eigentlich gar nicht verstand. All diese jungen Captains, die neuen Schiffe . einen Moment spürte er wieder das Eis in seinem Inneren, als ihm bewusst wurde, dass sämtliche Schiffe, mit deren Daten er sich beschäftigt hatte, neu oder zumindest fast neu waren. Er war davon ausgegangen, dass man ältere Schiffe nicht mitgenommen hatte, da sie technisch nicht auf dem aktuellen Stand waren. Jetzt allerdings begann er sich zu fragen, wie viele ältere Schiffe es überhaupt noch gab und wie hoch in diesem Krieg inzwischen die durchschnittliche Lebenserwartung eines Crewmitglieds war.
Captain Desjani führte noch weiter aus, als verspüre sie das Bedürfnis, die Situation persönlich zu rechtfertigen. »Die Verluste waren nicht durchgehend so schwer, aber phasenweise haben wir schon sehr viele Schiffe verloren. Ein Jahrhundert Krieg kostet viele Schiffe und noch mehr Menschenleben.« Sie wirkte wütend und müde zugleich. »Zu viele Menschenleben. Admiral Bloch hatte zwei Senioradjutanten. Vermutlich haben Sie nicht mitbekommen, dass sie mit ihm und Admiral Blochs Stabschef an Bord des Shuttles gegangen sind, das zum Flaggschiff der Syndiks flog.«
»Nein.« Aber zu dem Zeitpunkt habe ich ohnehin kaum etwas mitbekommen.
»Natürlich sind sie jetzt alle tot. Es gibt noch ein paar Junioroffiziere, die dem Stab zugeteilt waren, aber sie gehörten in erster Linie zu meiner Crew und hatten zuallererst Aufgaben an Bord der Dauntless zu erledigen.«
»Ich nehme an, diese Leute werden anderweitig benötigt.«
»Ja, allerdings ist einer von ihnen tot und ein anderer so schwerverletzt, dass er die Krankenstation nicht verlassen kann. Die beiden restlichen würde ich gerne auf ihren momentanen Posten belassen und . «
Geary hob eine Hand, um Desjani zu unterbrechen. »Selbstverständlich. Ich werde mich mit ihnen unterhalten, wenn die Umstände es zulassen. Könnten Sie mir nur verraten, wie Admiral Bloch mit einem so kleinen Stab eine ganze Flotte geführt hat?«
Sie verzog das Gesicht. »Indem er nur tat, was unbedingt nötig war, und den Rest seinen Kommandanten überließ, würde ich sagen. Außerdem stehen Ihnen sehr leistungsfähige Systeme zur Verfügung, die wirklich effizient arbeiten.« Sie sah auf die Uhr und erschrak. »Mit Ihrer Erlaubnis, Captain Geary, möchte ich jetzt auf die Brücke zurückkehren. Es ist dringend.«
»Erlaubnis erteilt.« Desjani stürmte bereits davon, während Gearys Arm noch zuckte, da er damit gerechnet hatte, ihren Salut zu erwidern, der aber nie gekommen war. Werde ich mich daran
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