Furien im Finstern
wurde, auf gegen drei Uhr nachmittags festlegte. Nur weil die Fledermaus herumflog. Und Fledermäuse, dachte er, fliegen nur nachts, außer, sie werden gestört. Die Rolläden waren aber sämtlich herabgelassen, und dadurch war es im Haus ziemlich dunkel. Fledermäuse, auch Furien genannt, fliegen in der Dämmerung. Sergeant Sellers hätte das wissen müssen. Weil er es nicht wußte, hat er seine Zeiten hoffnungslos durcheinandergeworfen.
Ach ja, dann noch der Tod von Harlow Milbers. Mir ist völlig klar, daß Nettie Cranning den Unfall, in den Josephine Dell nach dem Tod von Milbers verwickelt war, nicht hat voraussehen können. Also können sie Harlow Milbers' Tod nicht geplant haben. Denn hätte es diesen Unfall nicht gegeben, dann hätten sie in keinem Fall das Testament ändern können. Während ich Miss Dell ausfragte, habe ich entdeckt, daß Harlow Milbers eine Schwäche für Ahornkandis hatte und daß sein Vetter ihm hin und wieder welchen von seiner Farm in Vermont geschickt hat. An dem fraglichen Tag kam wieder so ein kleines Päckchen mit Ahornkandis an. Harlow Milbers hat den größten Teil davon gegessen. Aber es muß noch einen kleinen Rest in seiner Schublade geben. Ich bin ganz sicher, daß eine Analyse dieses Stückes beweisen wird, daß Christopher Milbers versucht hat, sein Erbe zu kassieren, indem er das Hinscheiden seines schrullenhaften Vetters beschleunigte.
Weil Du nicht zu erreichen warst, habe ich die Fakten Sergeant Sellers übergeben, der dadurch die Gelegenheit bekam, gleich zwei Morde
zu lösen, was eine Ehre ist, auf die er sich einiges einbilden wird.
Es erübrigt sich, Dir mitzuteilen, daß der gute Sergeant in vortrefflicher Stimmung war, um es milde auszudrücken.
Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen. Josephine Dell war für die Aufklärung sehr dankbar. Sie hat der Firma eine gerichtliche Vollmacht übergeben, und wir bekommen die Hälfte von dem, was wir für sie von der Versicherung kassieren. Und sie hat fernerhin zugesagt, uns zehn Prozent von der Summe auszuzahlen, die sie aus dem Testament von Harlow Milbers erbt. Vorausgesetzt, daß wir den wahren Inhalt beweisen können.
Damit wäre alles gesagt, glaube ich. Du findest die Auftragsformulare anbei, in der richtigen Form. Ich habe sie selbst aufgesetzt, um sicherzugehen, daß sie rechtsgültig sind. Niemand scheint zu wissen, wo Du bist. Ich werde bis zum letztmöglichen Augenblick warten, bevor ich wieder nach San Franzisko zurückfliege. Ich muß aber pünktlich beim Mare Island Navy Yard zurück sein. Du wirst verstehen, daß die Disziplin jetzt sehr streng ist.
Es tut mir leid, daß ich Dich verpaßt habe, aber Elsie Brand wird diesen Brief abtippen. Ich bin sicher, daß Du Dich auf gute Zusammenarbeit mit Sergeant Sellers verlassen kannst.«
Bertha legte den Brief auf den Schreibtisch, langte in den Umschlag und brachte zwei Aufträge mit Josephine Dells Signatur zum Vorschein, unterschrieben von zwei Krankenschwestern des Sanatoriums als Zeuginnen. »Da brat mir doch einer 'nen Storch!« keuchte Bertha hingerissen.
Draußen im Vorzimmer schien plötzlich der Teufel los zu sein. Dann sprang die Tür auf. Sergeant Sellers' schallende Stimme erklang. »Unsinn, Elsie, natürlich wird sie mich empfangen. Mein Gott noch mal, nach allem, was sie für mich getan hat, komme ich mir fast wie ein Partner in der Firma vor.«
Sergeant Sellers stand an der Türschwelle, ein Bündel strahlender Liebenswürdigkeit.
»Bertha«, sagte er, »ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Bin etwas rauh mit Ihnen verfahren, und jetzt habe ich das Gefühl, mich wie ein Schuft benommen zu haben. Ich streue Asche auf mein Haupt.
Sie haben mir die Chance gegeben, zwei der größten Mordfälle meiner Karriere zu lösen, und dann wollen Sie und Ihr großartiger Partner 1 auch noch im Hintergrund bleiben, damit ich die Anerkennung genießen kann. Muß Ihnen die Hand schütteln!«
Sergeant Sellers schoß fast durch das Büro, die Hand vorgestreckt.
Bertha erhob sich und griff danach.
»Alles gutgegangen?« fragte sie.
»Genau, wie Sie und Donald es mir serviert hatten, Bertha. Und wenn es je Vorkommen sollte, daß Sie von der Polizei Hilfe benötigen, dann brauchen Sie es nur mir zu sagen. Ich glaube, Sie wissen, was ich meine. Ich — verdammt noch mal, kommen Sie her.«
Sergeant Sellers legte seine großen Arme um Berthas mächtige Schultern, rückte mit riesiger Pranke Berthas Kinn zurecht und gab ihr einen schallenden Kuß
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