Furious love
Es war nicht nur ihre Starpower: Elizabeth und Richards Leben war so außergewöhnlich gewesen, dass sie Erfahrungen und Erinnerungen hatten, über die sie sich mit niemand anderem austauschen konnten. Sie waren die Einzigen, die auch nur ansatzweise verstehen konnten, was der andere durchgemacht hatte.
Da der Stern von »Liz and Dick« langsam verblasste – ihre gemeinsame Filmkarriere war zweifellos vorüber und ihre Sololaufbahnen waren ebenfalls abflauend – hatten Elizabeth und Richard nun vielleicht eine echte Chance. Doch wie sie bald feststellen sollten, verursachten »Liz and Dick« immer noch Aufruhr, wenn sie in der Öffentlichkeit auftraten. Elizabeth drängte auf eine erneute Hochzeit, aber Richard zögerte.
Sie flogen nach Israel, wo sie eine Reihe wohltätiger Initiativen mit ihrem schon etwas eingetrübten Glamour unterstützen. Bei einem Benefizkonzert las Elizabeth die Geschichte Ruths und Richard den 23. Psalm. Immer wenn sie das King David Hotel in Jerusalem verließen, wurden sie von ungeduldigen Menschenmengen empfangen. Jeder wollte das berühmt-berüchtigte Paar sehen. Es war so schlimm, dass Henry Kissinger, der amerikanische Außenminister, der mit seiner Frau Nancy im selben Hotel untergebracht war, ihnen sein eigenes Sicherheitskommando anbot, bestehend aus siebzig U.S. Marines und an die tausend israelischen Soldaten. Sie lehnten ab, aber die Kissingers waren so fasziniert von den Stars, dass der Außenminister ihnen zu Ehren eine Party gab.
Nach einer Woche kehrten sie nach Gstaad zurück. Sie planten, ein Prominenten-Tennismatch im südafrikanischen Johannesburg zu besuchen, eine weitere Wohltätigkeitsveranstaltung, mit der Spenden für ein Krankenhaus gesammelt werden sollten. (Burton schrieb Kate am Morgen ihres Abflugs: »Heute Abend fliegen wir nach Johannesburg. Alle fürchten, dass ich mich, obwohl ich unglaublich nüchtern bin, lautstark über die ›Apartheid‹ auslassen werde.«) Nun war es Elizabeth, die Richard kleine Liebesbotschaften hinterließ. Darin schrieb sie, sie überlasse ihm
die Entscheidung, aber es war klar, dass sie auf jeden Fall erneut heiraten wollte. Burton blieb standhaft, bis Elizabeth wieder mit Beschwerden ins Krankenhaus kam. Auf dem Röntgenbild entdeckte der Arzt Flecken auf der Lunge und vermutete Krebs. Vierundzwanzig Stunden lang stand sie Todesängste aus. Später äußerte sie sich auf 17 in Schuldmädchenschrift geschriebenen Seiten dazu (der Text wurde im Ladies’ Home Journal abgedruckt). »Ich habe die ganze Nacht nachgedacht … Es ist verrückt – wenn man glaubt, man habe nicht mehr lange zu leben, fallen einem so viele Dinge ein, die man noch tun, sehen, riechen, berühren möchte. Einfach so, wie sie sind.« Als sie dann erfuhr, dass der Schatten auf ihrer Lunge von einer alten Tuberkulosenarbe herrührte, war sie außer sich vor Freude: »Ich gab ihm eine Valium – er flüsterte etwas Poetisches – wir küssten uns … Glück! Ich habe mein Leben wieder. Ich meine Dich, Richard.« Ref 658
Da sank Richard auf die Knie und bat sie, ihn noch einmal zu heiraten. »Ich glaube, ich habe es zur Sprache gebracht, und er scheute sich so süß«, schrieb Elizabeth. Doch dann fragte Richard ritterlich: »Willst du mich heiraten?« Natürlich sagte sie Ja. Und erinnerte sich später: »Wir schickten alle aus dem Zimmer, auch die Kinder, und dröhnten uns zu.« Ihre ganzen alten Gewohnheiten warteten auf sie. Das war es vielleicht, was Richard vermeiden wollte.
An jenem Abend ging er aus und betrank sich.
Am 10. Oktober 1975 feierten Elizabeth und Richard – oder waren es Liz und Dick? – ihre zweite Hochzeit am Ufer des Flusses Chobe im Chobe-Nationalpark in Botswana, Südafrika. »Dort würde ich gern wieder heiraten. Im Busch, umgeben von unseresgleichen«, hatte Elizabeth geschrieben. Es ist interessant, dass ihre Wahl ausgerechnet auf Botswana fiel. Abgesehen davon, dass sie sich dort in der Öffentlichkeit zeigen konnten, ohne von Gaffern und Fotografen belästigt zu werden, gilt Afrika laut der Psychiaterin und Autorin Kay Redfield Jamison als symbolischer Ort, an dem Menschen ihrem Leben eine neue Wendung zu geben
versuchen. Die lebendige Schönheit des Kontinents habe die Kraft, alte Wunden zu heilen. In der Nacht vor der Hochzeit lag Elizabeth lange wach, aufgeregt wie ein junges Mädchen.
Ein afrikanischer Bezirksverwalter vom Stamm der Batswana führte eine zwanzigminütige Zeremonie durch, in der sie gefragt wurden, ob
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