Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
Vom Netzwerk:
Zukunft. Aber nur ein Teil. Ein anderer Teil meiner Zukunft steht neben mir. Meine Zukunft hält meine Hand und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er sah Sareah an, und seine Beine hörten endlich auf zu zittern.
    »Was wolltest du eigentlich von Steadman?«, fragte Mato. Überrascht sah Sebastian ihn an. »Na, ihm sagen, dass ich noch lebe und dass er seine Hoffnungen begraben soll.«
    Mato runzelte die Stirn. »Aber wieso Steadman . . .«
    Ein Taxi hielt vor ihnen am Bürgersteig. Ein junger Mann stieg aus und schaute zu dem brennenden Gebäude hinüber. Er fuhr sich mit der Hand durch die stoppeligen blonden Haare. Dann kam er zu Sebastian und Sareah herüber. Mit dem Daumen wies er über die Schulter in Richtung Feuer.
    »Krass! Sieht aus, als hättet ihr was zu erzählen.« Er setzte sich auf einen der Blumenkübel, die den Bürgersteig verzierten, und streckte die Beine von sich. »Ach ja«, sagte Hobbes, »könntet ihr das Taxi bezahlen?«
    »Herr im Himmel, Sebastian! Bin ich froh, dich zu sehen.« Wallroth öffnete die Tür und ließ ihn herein. Er umarmte Sebastian und wischte sich dann mit einem Handtuch Rasierschaum aus dem Gesicht. »Junge, ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ich habe versucht, dich zu erreichen, aber du bist nicht ans Telefon gegangen. Ich hatte solche Angst um dich! Wie bist du rausgekommen?«
    Er griff nach Sebastians Arm und führte ihn durch den Flur seiner hellen, großen Wohnung ins Wohnzimmer. Sebastian marschierte zur Bar und schenkte zwei Gläser Rotwein ein.
    »Was für eine Katastrophe«, sagte Wallroth, als er Sebastian ein Glas abnahm. Es ist alles zerstört, unsere ganze Arbeit. Es ist unglaublich.«
    »Und du? Wie bist du rausgekommen?«, fragte Sebastian zurück und setzte sich auf die weiße Ledercouch.
    »Na, ich bin mit allen anderen raus, als der Alarm losging«, antwortete Wallroth und rieb sich die tiefen Ringe unter den Augen. Sein Gesicht wirkte grau. »Aber dich habe ich nirgendwo gesehen.« Er schüttelte den Kopf und steckte die Daumen hinter die Hosenträger. Sebastian sah, dass er einen leichten Bauchansatz entwickelte. Wenn er seine eleganten Hemden trug, fiel das kaum auf. Doch das Unterhemd spannte deutlich.
    »Wir müssen reden.« Sebastian sprach in sein Glas.
    Wallroth sah ihn fragend an.
    »Wir kennen uns schon so lange, Wallroth. Und . . .« Sebastians Blick wanderte unruhig im Zimmer umher. »Eigentlich kann ich es noch immer nicht fassen.«
    Wallroth schaute ihn verwirrt an und fuhr sich mit der Hand über die unrasierten Stellen in seinem Gesicht.
    »Warum hast du mich belogen?«, fragte Sebastian schließlich.
    »Dich belogen?« Wallroth legte den Zeigefinger an den Mund und schien nachzudenken. »Meinst du jetzt wieder diese Sache in Peru? Das habe ich dir doch erklärt.«
    »Ja, das hast du mir erklärt. Und ich habe eigentlich die falsche Frage gestellt.« Sebastian blickte über seine Schulter auf das abstrakte Gemälde, das zwei Quadratmeter Wand über der Couch bedeckte. Er hatte es schon oft gesehen, doch zum ersten Mal erinnerte es ihn an rotgelbe Flammen, die aus dem Rahmen herauszuschlagen und nach dem Betrachter zu fassen schienen.
    »Ich sollte besser fragen: ›Warum hast du das getan?‹«
    »Was getan?« Wallroth nippte an seinem Glas. Die freie Hand hielt er hinter dem Rücken. Seine Haltung wirkte militärisch, kontrolliert, dachte Sebastian. Er stand auf und ging zum Panoramafenster mit Blick über den Olympiapark. Das Stadion schien sich mit seinen bizarren Verstrebungen am Boden festzuklammern. In der Nachmittagssonne war das rote Licht des Olympiaturms kaum zu sehen.
    »Du weißt, dass ich jetzt eigentlich tot sein müsste«, sagte Sebastian. »Und du . . .« Er drehte sich zu Wallroth um. »Und du wärst dafür verantwortlich gewesen!«
    Der Forscher war blass geworden. »Was . . . Wieso schreist du mich an?«
    Habe ich geschrien? Gut möglich, dachte Sebastian. Ihm war nach Schreien zumute.
    »Du hast mich von vorn bis hinten belogen. Und du hast meinen Vater belogen. Du . . .« Ihm versagte die Stimme. Er wusste plötzlich überhaupt nicht mehr, was er sagen sollte. Er durfte jetzt nichts falsch machen, musste sich zusammenreißen.Er ballte die Rechte zur Faust. Mit geschlossenen Augen holte er tief Luft.
    »Du selbst hast mir doch erzählt, was in Peru passiert ist. Du hast mir erklärt, wie es zu dem Massaker in diesem Dorf gekommen ist. Ein Versuch, bei dem ein Stress-Medikament getestet werden sollte. Und

Weitere Kostenlose Bücher