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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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Treppen hinauf. Er wusste bald nicht mehr, wie viele Treppen sie noch hinauf laufen mussten, um ins Erdgeschoss zu gelangen. Er zog Sareah hinter sich her. Sie liefen um ihr Leben.
    Auf einmal erbebte das ganze Gebäude. Von unten herauf kam ein tiefes Grollen, das die Sirene übertönte. Sie hörten einen Knall, und ein helles Licht drang in den Schacht hinein. Dann erreichte sie die Druckwelle des explodierenden Gases und Sebastian wurde die letzten sechs Treppenstufen hinauf und gegen die Wand geworfen. Sareah hatte die Klinke der Tür zum Erdgeschoss gerade hinuntergedrückt, als die nächste Druckwelle sie mit hinausriss. Sie landeten in der Eingangshalle. Hinter ihnen war das Treppenhaus zu einem einzigen Flammenmeer geworden. Eine erneute Explosion, Feuer schlug aus dem Türrahmen heraus und erfasste die Verkleidung der Wände. Sebastian und Sareah krochen vorwärts. Sebastians T-Shirt hatte Feuer gefangen, er wälzte sich auf dem Boden. Um sie herum fraßen sich die Flammen ihren Weg die Wände hoch bis zur Decke. Ein kurzer, heißer Sturm fegte durch die Halle. Dann erbebte das Gebäude erneut. Sareah zog Sebastian auf die Füße, dann zerrten sie sich gegenseitig zum Ausgang. Alles war plötzlich in dicken, schwarzen Qualm gehüllt. Wieder bebte das Gebäude, diesmal so stark, dass sie den Boden unter den Füßen verloren. Als Sareah aufstehen wollte, sah Sebastian den Riss, der sich quer durch die gläserne Außenfront der Halle zog. Sebastian hielt Sareah fest, drückte sie zu Boden. Mit einem infernalischen Kreischen barst das Glas, und handtellergroße Scherben prasselten auf sie herab. Wieder raste eine Explosionswelle durch das Gebäude. Dann begannen die tragendenSäulen des Instituts ihren Halt zu verlieren. Teile der Decke kamen herunter. Mühsam versuchten die beiden, sich auf den Beinen zu halten, und rannten weiter. Dann hatten sie das Portal erreicht, hustend und keuchend liefen sie weiter, hinaus ins Freie.
    Dabei versuchten sie so gut es ging, den Glasscherben und Mauerstücken auszuweichen, die von der Außenfassade herabregneten. Im Laufen sah Sebastian zur Fassade hinauf. Die Flammen schlugen jetzt aus den Fenstern der obersten Etage und beleuchteten die Nachbarhäuser mit nervös flackerndem Licht. Mit letzter Kraft schleppten sie sich auf die andere Straßenseite, weg von diesem Inferno, und sackten auf dem Bürgersteig zusammen.
    Nach und nach nahm Sebastian wieder wahr, was um ihn herum geschah. Ihm wurde bewusst, dass er sich an Sareah klammerte, die die Arme um ihn gelegt hatte und ihn festhielt. Menschen liefen umher, die Polizei war da. Das Blaulicht eines Streifenwagens mischte sich rhythmisch pulsierend in das gespenstische Orange der Flammen. In der Ferne hörte man die Martinshörner der Feuerwehr. Das gesamte Institutsgelände war abgeriegelt.
    Plötzlich sah Sebastian in der Menge der Schaulustigen ein bekanntes Gesicht. Er rappelte sich auf, drängte sich zwischen den Leuten hindurch und stand schließlich hinter Steadman, der auf das Spektakel starrte.
    »Steadman.« Der Wissenschaftler zuckte zusammen und fuhr herum. Er schaute Sebastian fassungslos an.
    »Ich lebe noch«, flüsterte Sebastian. »Euer Killer hat mich nicht erwischt. Und da drin« – er zeigte auf die Flammen, die aus dem zusammenfallenden Gebäude schlugen – »da drin stirbt gerade dein Traum.«
    Er ließ den Amerikaner stehen und kehrte zu Sareah zurück.
    Dann hörte er seinen Namen. Mato lief auf ihn zu.
    »Seid ihr okay?« Der Chinese blickte ungläubig zwischen den beiden Freunden und dem brennenden Institutsgebäude hin und her. »Mein Gott, was ist denn hier passiert?« Dann bemerkte er die Brandflecken an Sebastians T-Shirt. »Wart ihr etwa da drin?«
    Sebastian nickte nur. Mato fasste seinen Arm. »Mann. Braucht ihr einen Arzt?«
    Als sie verneinten, schaute er Sareah an. »Hat Sebastian dich vor der IS/ISTA gewarnt?«
    »Nein, das war Hobbes«, antwortete sie. »O Gott! Wo der jetzt wohl steckt?«
    Sie gingen ein Stück die Straße hinunter. Sebastians Erschöpfung und seine Schmerzen waren für den Moment vergessen. Aus der Entfernung sahen sie, wie das Institutsgebäude nach und nach zusammenfiel. Die Feuerwehr, die schließlich mit schwerem Gerät bis an den Unglücksort herangekommen war, konnte nichts mehr machen.
    Dort drinnen, dachte Sebastian, verbrennen nicht nur die CDs mit den Aufzeichnungen meines Vaters. Da verschwindet auch ein Teil meines Lebens, meiner Vergangenheit und meiner

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