Fußballfieber
Bibliothek hoch.
Peter lud Justus am Schrottplatz ab und fuhr anschließend nach Hause. Er hätte zwar jetzt viel lieber an ihrem Fall weitergearbeitet, aber seine Mutter würde ihm die Hölle heiß machen, wenn er sein Versprechen nicht einhielte und sie die ganze Arbeit allein machen müsste.
Justus ging noch nicht gleich zur Zentrale hinüber. Da es schon weit nach Mittag war, hatte er ziemlichen Hunger und wollte sich daher erst noch ein paar belegte Brote schmieren und ein großes Glas Milch einschenken, bevor er sich an die Arbeit machte. Er hoffte nur, dass er nicht Tante Mathilda oder Onkel Titus über den Weg lief, die ihn bestimmt zu irgendeiner Arbeit verdonnern würden. Aber er hatte Glück. Tante Mathilda war beim Friseur, wie ihm ein Zettel auf dem Küchentisch verriet, und Onkel Titus räumte lautstark in dem Schuppen herum, der seine besonderen Schätze beherbergte. Justus konnte sich also ungestört mit Broten und Milch eindecken. So versorgt verzog er sich schließlich in die Zentrale, richtete sich alles, was er brauchte, vor dem Computer her und vergrub sich für die nächsten paar Stunden in seine Nachforschungen.
Um kurz nach fünf trafen wie verabredet Peter und Bob bei ihm ein. »Die müssen wir unbedingt mal ölen«, sagte Peter, nachdem er die Wohnwagentür mit einem lauten Quietschen geöffnet hatte. Demonstrativ schwenkte er sie hin und her. »Hört sich ja schauerlich an.«
»Hm?«, antwortete Justus geistesabwesend und überflog noch schnell eine Homepage, die er gerade geöffnet hatte.
»Die Tür quietscht«, wiederholte Peter und ging zum Kühlschrank. Er nahm eine Tüte Orangensaft heraus und trank einige kräftige Schlucke. »Ah! Das tut gut! Nach der Plackerei!« Dann ließ er sich in einen Sessel fallen und sah seine Freunde erwartungsvoll an. »Wegen mir kann’s losgehen.«
»Okay.« Justus schloss die Homepage und drehte sich auf seinem Bürostuhl zu seinen Freunden um. »Dann wollen wir mal! Erst du, dritter«, sagte er zu Bob. »Was hast du herausbekommen?«
»Hört zu.« Der dritte Detektiv holte seinen Block hervor und begann vorzulesen. »Die Lilie gilt allgemein als Todesblume und wird gerne für Begräbnisse verwendet. Alten Leuten sollte man sie auf keinen Fall schenken, denn sie wird auch als Vorzeichen des nahenden Todes angesehen. Und wem man sie schenkt, dem wünscht man damit quasi ein baldiges Ableben. Warum Lilien allerdings diese Bedeutung haben, habe ich nirgends entdeckt.«
Justus schaute kurz in seinen Aufzeichnungen nach und sagte dann: »Das trifft ziemlich genau das, was auch ich gefunden habe. Was hast du zu dem Messer, Bob?«
»Findet jemand ein Messer«, antwortete Bob zögerlich, während er in seinem Block blätterte, »ah, hier. Hier steht’s. Findet jemand ein Messer, gilt das dem Aberglauben nach ebenfalls als Zeichen dafür, dass bald jemand in seiner näheren Umgebung stirbt.«
»Verrückt!«, sagte Peter und tippte sich demonstrativ an die Stirn. »An was die Leute alles glauben!«
»Das ist wahr. Es soll sogar Menschen geben«, bemerkte Bob trocken, ohne von seinem Block aufzusehen, »die an die Existenz von Geistern glauben.«
Peter verstand die Anspielung sofort, sagte aber nichts, sondern verzog nur das Gesicht zu einem ironischen Grinsen. Justus, dem das Geplänkel der beiden entgangen war, hatte sich in der Zwischenzeit wieder ins Internet eingewählt und rief nun eine Seite auf.
»Zu dem Messer, beziehungsweise zu dem Stilett habe ich aber noch was äußerst Interessantes«, sagte er und deutete auf den Bildschirm. »Seht euch das mal an, Kollegen!« Justus rückte ein Stück zur Seite, damit Peter und Bob besser sehen konnten.
»Das ist doch … «, entfuhr es Peter.
»Das gleiche Stilett!«, rief Bob erstaunt. »Das sieht ja haargenau so aus wie das von den de la Cruz!«
»So ist es!« Justus holte Emilianos Stilett hervor und legte es vor den Bildschirm. »Das da auf dem Monitor ist ein Stilett aus der Zeit Karls V. von Spanien, stammt also aus der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts. Und unseres ist eine detailgetreue Nachbildung dieses altspanischen Stiletts, womöglich hergestellt für Liebhaber alter Waffen. Vielleicht ist es aber auch eine Filmrequisite oder wird als ausgefallener Brieföffner in irgendwelchen Büroartikelgeschäften vertrieben, wer weiß. Jedenfalls ist es eine identische Kopie eines mittelalterlichen Originals.«
»Ist es also doch wertvoll?«, fragte Peter überrascht. Er nahm den schlanken
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