Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang
Training?», fragte Finn erschrocken.
«Wir haben heute doch das Sondertraining, zusammen mit den anderen beiden Mannschaften.»
«Oh», machte Finn. Irgendwo ganz weit hinten in seinem Denkkasten regte sich tatsächlich eine winzige Erinnerung.
Beim FC Norderdünen gab es neben Finns Mannschaft, die sich die «Pappnasen» nannte, noch drei weitere D-Junioren -Teams: die 1. D-Jugend , in der nur Jungs aus Norderdünen kickten, dazu die D-Juniorinnen , eine reine Mädchenmannschaft, die sich aus einheimischen Mädchen und Spielerinnen aus der Sportschule zusammensetzte, und eine weitere reine Jungsmannschaft, in der vor allem die etwas jüngeren und die etwas schlechteren Spieler kickten. Für diesen Tag hatte Pitt Fischer angekündigt, dass die «Pappnasen» mit dem Mädchenteam und der 1. D-Jugend gemeinsam trainierten.
Fast 40 Kicker gleichzeitig auf einem Fußballplatz! Besonders spannend klang das nicht. Deshalb hatte Finn das Training wohl auch vergessen und sich schon am Nachmittag komplett verausgabt. Auch den Grund für das Sondertraining wusste er nicht mehr. Aber damit war er ausnahmsweise mal nicht allein.
«Keine Ahnung», sagte Luca, als Finn ihn danach fragte. «Aber Herr Fischer wird es uns bestimmt gleich erklären. Also los, beeil dich. Du hast nur noch zehn Minuten!»
Luca verschwand aus dem Zimmer, und Finn schickte ihm einen Fluch hinterher. Warum hatte er ihn nicht eher geweckt?! Zehn Minuten waren nicht viel, um sich für das Training umzuziehen und zum Platz zu laufen. Zum Glück war der große Sportplatz direkt an der Fußballschule inzwischen fertig geworden. Seitdem fand das Training meistens dort statt und nicht mehr auf einem der Nebenplätze des Stadions, das ein paar hundert Meter entfernt lag. Zurzeit konnte dort sowieso nicht trainiert werden, weil der Neubau des Stadions kurz vor der Fertigstellung stand und alles abgesperrt war. Am übernächsten Wochenende sollte der neue Sportpark des FC Norderdünen feierlich eingeweiht werden.
Um Zeit zu sparen, zog Finn die Fußballschuhe bereits im Zimmer an, obwohl es verboten war, mit Fußballstiefeln durch das Haus zu laufen; wegen des Drecks, der unter den Sohlen klebte, vor allem aber, weil das Gehen mit Stollenschuhen auf dem teilweise ziemlich glatten Boden zu gefährlich war.
Finn wurde prompt erwischt.
«Schuhe aus, aber sofort!», ertönte von unten die Stimme von Steffi, eine der Betreuerinnen, die dafür sorgten, dass der Tagesablauf in der Fußballschule möglichst reibungslos funktionierte. Sie waren aber auch für die Sorgen und Nöte der Fußballschüler da, bei Stress mit einem Mitbewohner, Ärger mit den Eltern, in der Schule oder bei Liebeskummer. Und sie achteten darauf, dass die Regeln eingehalten wurden.
«Ich dachte, du merkst es nicht», rief Finn.
«Für wie blöde hältst du mich?», fragte Steffi. «Ich hab das Klackern deiner Stollen schon gehört, da hattest du die Schuhe noch gar nicht an!»
«Starke Leistung!», sagte Finn. Er zog seine Fußballstiefel wieder aus und ging auf Socken die Treppe hinunter, was nicht weniger rutschig und deshalb mindestens genauso gefährlich war. «Damit solltest du im Fernsehen auftreten. Bei ‹Deutschland sucht das Superohr›!»
Steffi lachte.
«Gute Idee! Dann werde ich reich und berühmt und muss nicht immer wieder denselben wie blind durch die Gegend laufenden Heranwachsenden die einfachsten Dinge erklären, die eigentlich schon Kleinkinder verstehen müssten! Apropos: Beim nächsten Mal ziehst du deine Turnschuhe an, wenn du zum Trainingsplatz gehst. Hast du das verstanden?»
Finn öffnete seinen Mund, um sich herauszureden und Luca die Schuld zu geben, weil der ihn viel zu spät geweckt hatte. Doch Steffi ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
«Wir können das auch gleich jetzt üben, wenn du willst», sagte sie und zeigte ihm ihr zuckersüßes Lächeln.
Finn klappte seinen Mund schnell wieder zu. Wenn er auch nur eine Minute zu spät zum Training kam, konnte er gleich wieder umkehren. Nicht nur in dieser Hinsicht war Pitt Fischer gnadenlos.
Finn und die anderen hatten ihren neuen Trainer kennengelernt, kurz nachdem die Fußballschule am Meereröffnet worden war. Sie hatten sich ein Spiel der 1. Herren des FC Norderdünen angeschaut, das nach einem 0 : 3-Rückstand zur Halbzeit dank einer engagierten Aufholjagd nach 90 Minuten noch mit 3 : 3 endete. Trotzdem hatte die Mannschaft in diesem Spiel eklatante Schwächen
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