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Fußfall

Fußfall

Titel: Fußfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven , Jerry Pournelle
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gewesen. Er konnte aber auch zu Fuß gehen.
    Es mußte eine bessere Lösung geben. Weiter vorn sah er einen Rastplatz. Mit letztem Schwung ließ er die Harley von der Straße dorthin rollen.
    Die Straßen waren leer. Zuerst hatten Polizei und Nationalgarde jeden angehalten, der vorbeigekommen war. Der Langhaarige hatte dreimal Sperren umfahren. Nur gut, daß er sich in der Gegend so gut auskannte. In den Bergen hatte er die Hauptstraßen gemieden und war schon lange keinem Polizisten mehr begegnet.
    Ein Schwerlaster donnerte vorüber. Etwas Verkehr gab es noch. Lastwagen mit Lebensmitteln – schließlich mußten die Menschen essen. Aber sonst war so gut wie nichts unterwegs.
    Der Rastplatz war leer. Nein, nicht ganz. Der Langhaarige hörte Geräusche vom anderen Ende und ging näher heran.
    Ein allem Anschein nach erschöpfter älterer Mann lag, einen Nierengürtel neben sich, auf einem der Picknicktische. Seiner offenen Hose entquoll ein bemerkenswerter Schmerbauch. Der Mann versuchte ein Bein gegen seine Brust zu drücken, doch der Bauch war im Weg.
    Keuchend setzte er sich auf. Breitschultrig, ist wohl mal ziemlich kräftig gewesen. Jetzt nicht mehr. Der Mann, dessen einst wohl roter Bart und Haupthaar fast vollständig grau waren, setzte sich auf und sah in ein Buch, das neben ihm lag. Dann streckte er das rechte Bein, beugte sich vor, so weit er konnte, legte ein Handtuch um seine Fußsohle und zog an beiden Enden.
    Sofern er in Begleitung war, hatten die Leute reichlich Zeit gehabt aufzutauchen. Der Langhaarige sah noch ein wenig zu. Jetzt kam das andere Bein an die Reihe; der Mann stöhnte.
    Ein ganzer Tag auf dem Motorrad war die Hölle.
    Stöhnend lag Harry auf dem Picknicktisch. Die beiden Auffahrunfälle würden für den Rest seines Lebens ihre Spuren bei ihm hinterlassen. Sein Rückgrat fühlte sich an wie eine Schlange aus Kristallglas, die man auf einen Plattenweg geworfen hatte. Ihm war bewußt, daß er zu dick war. Da nützte auch der Nierengürtel nichts.
    Er nahm das Buch mit StreckGymnastikübungen heraus. Einige davon würden ja wohl gut gegen seine Rückenschmerzen sein – es war einen Versuch wert. Zuerst kam es ihm eher vor, als breche sein Rücken durch; er hatte nicht den Eindruck, daß ihm die Übungen halfen.
    Jetzt tauchte ein Fremder in seinem Gesichtskreis auf, wohl auch ein Motorradfahrer. Er trat gelassen an Harrys Maschine, ließ den Blick über sie streifen und kam dann auf Harry zu. Hoch ragte er über ihm auf.
    Muskulös, dichtbehaart und verdreckt, sieht nicht die Spur besser aus, als ich mich fühle, ist aber jünger und wohl auch besser in Form.
    Der Fremde fragte: »Wozu das Handtuch?«
    Keuchend ließ sich Harry auf den Rücken fallen. Er sagte: »Das ist das nützlichste, was man auf Reisen dabeihaben kann. Ich mach Dehnübungen. Mein Rücken ist total kaputt. Ich hab …«
    »Laß gut sein. Her mit dem Schlüssel für die Kawa.«
    »Zieh mich hoch! So komm ich nicht ran.«
    Der Langhaarige befolgte diese Aufforderung und zog Harry am Kragen der Lederjacke nach oben. Als er über seinem Herzen auf einmal etwas Hartes spürte, senkte er den Blick. Die Lederjacke entglitt seiner Hand, und die 6,35er Beretta war auf ihn gerichtet.
    »Ich hab ‘nen Schlüssel zu ‘ner Tür, die du besser nicht öffnest «, sagte Harry.
    Jeder, der eine Spur Verstand besaß, hätte darüber zumindest einmal nachgedacht. Der Bursche jedoch reagierte sofort: er schlug nach der Hand, die ihn bedrohte und setzte zu einem Fausthieb auf Harrys Kinnlade an.
    Harry zog den Abzug durch. Die Faust explodierte auf Harrys Kiefer und ließ alles vor seinen Augen verschwimmen. Auch die Hand, in der er die Waffe hielt, flog beiseite. Harry zielte erneut und schoß noch zweimal, die Pistole am Rumpf des Mannes emporführend.
    Er sah sich rasch um. Die Schüsse waren nicht sehr laut gewesen . Es war auch kein besonders großes Kaliber, und Harry traute der Waffe nicht recht. Ob der Bursche wohl allein war? Er stand noch immer und machte ein verblüfftes Gesicht. Harry feuerte noch zwei Schüsse auf ihn ab und hielt die letzte Kugel in Reserve.
    Endlich stürzte der Angreifer zu Boden.
    Harry war klar, daß er hier nicht mehr bleiben konnte. Er wälzte sich vom Tisch, schloß die Hose, legte den Nierengürtel an und lauschte aufmerksam, während er zu Atem zu kommen versuchte.
    Der Halunke atmete immer noch, es klang fast wie ein Schnarchen. Harry sah zu ihm hinab. »Ich tu dir ‘nen großen Gefallen, mein

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