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Fußfall

Fußfall

Titel: Fußfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven , Jerry Pournelle
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Wilson fuhr ruckartig aus dem Schlaf hoch. Die Sonne sank im Westen einem der schneebedeckten Gipfel zu, zwischen denen sich die Bergstraße dahinwand. Melissa saß stumm auf dem Rücksitz.
    »Schon Mittag durch«, sagte Jeri vorwurfsvoll. »Warum hast du mich so lange schlafen lassen?«
    »Du warst so müde.«
    Jeri gähnte. »Kannst recht haben, Schätzchen.« Sie sah auf den Sitz neben ihr, dann auf den Boden. »Wo ist die Karte?«
    »Ich hab sie«, sagte Melissa. »Ich wollte feststellen, wo wir sind, aber ich krieg es nicht raus.« Sie gab sie ihrer Mutter.
    Jeri fuhr einem gelben Strich auf der Karte nach. »Ich bin selbst nicht ganz sicher«, gab sie zu. »Ich hab über das nachgedacht , was du gesagt hast. Wir sind nicht durch Albuquerque gefahren. Der Rote Harry hat hier eine Straße nach Colorado eingezeichnet. Die würde er bestimmt gern mit seinem Motorrad fahren, lauter Kurven.«
    »Wie weit ist es noch?«
    »Etwa fünfhundert Kilometer Luftlinie, aber ich hab keine Ahnung, wie lang das auf der Straße dauert.«
    »Ist … weiß Papi eigentlich, daß wir kommen?«
    »Gewissermaßen.«
    »Möchte er es?«
    »Ich denke schon«, sagte Jeri. Er hat nicht nein gesagt! »Gib mir etwas Kaffee aus der Thermosflasche. Dann geht es gleich weiter.«
    Jeri ließ den Wagen in Fahrstufe eins des Automatikgetriebes die gewundene Straße durch die Rocky Mountains hinabrollen. Die Straße war nahezu verlassen. Melissa hatte sich auf dem Rücksitz zum Schlafen hingelegt.
    Die Great Plains dehnten sich endlos vor ihnen. Jeri stellte den Wählhebel der Getriebeautomatik auf N und schoß mit hundert Stundenkilometern im Leerlauf auf die große Ebene zu.
    Es war ein wolkenloser Tag. Hinter ihr schienen die langsam zurückweichenden Rocky Mountains eher größer zu werden. Sie wirkten wie eine Mauer.
    Jeri zuckte zusammen, als sie merkte, daß Melissa ihr über die Schulter sah. »Wenn die Benzinuhr leer ist, wieviel hast du dann noch?« sagte Melissa.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht zehn, zwölf Liter?«
    Bald würden sie keinen Sprit mehr haben. Sie mußten versuchen , so weit wie möglich zu kommen. Vielleicht gab es Benzin ab der nächsten Tankstelle, wo auch immer die liegen mochte …
    Im Rückspiegel zeigte sich ein Licht, grell wie ein Fernscheinwerfer . Jeri schlug den Spiegel beiseite und schrie: »Nicht hinsehen, Melissa! Leg dich auf den Boden!« Sie hoffte, das Kind werde gehorchen und wünschte, sie könne sich auch einfach hinwerfen. Sie bremste scharf und fuhr an den Straßenrand . Melissa sagte: »Was …?«
    WAMM! Die Trommelfelle schienen zu platzen, der Wagen schwankte, die Heckscheibe barst und wurde undurchsichtig. Jeri hatte erwartet, daß das Glas zersplitterte und Scherben ihr Hinterkopf und Hals zerschnitten. In den Nachrichten hatte sie von Bomben gehört, die auf die Sperrmauern von Wasserkraftwerken gefallen waren, auf Eisenbahnen und wichtige Überlandstraßen . George und Vicki TateEvans hatten ihr (abwechselnd und so, daß niemand sie unterbrechen konnte) erzählt, woran man einen Atomblitz erkennt und wie man ihn überlebt.
    Wenn alles um dich herum grell aufleuchtet, sieh nicht hin. Laß dich zu Boden fallen. Umschließ die Schienbeine mit den Händen und steck den Kopf zwischen die Knie, als wolltest du dich in den Hintern beißen. Hinter ihr kippte ein schwerer Sattelschlepper um, der ihr fast auf der Stoßstange gefolgt war, glitt vorbei, eine Funkenspur auf dem Straßenbelag ziehend, und kam irgendwo vor ihrem Wagen zum Stillstand.
    »‘ne Atombombe«, sagte Melissa beeindruckt.
    »Bleib unten!«
    »Bin ich ja.«
    Der Sattelschlepper hatte Feuer gefangen.
    Jeri wartete auf das leisere WAMM!, auf die zweite Druckwelle , mit der die Luft das Vakuum unter der aufsteigenden Feuerkugel zu füllen bestrebt war. Als ihr Kombi nicht mehr in den Federn bebte, lenkte sie um den brennenden Sattelschlepper herum und fuhr weiter. Ein Flammenpilz beleuchtete die Straße. Im Außenspiegel beobachtete sie ihn und sah, wie er kleiner wurde.
    Noch zehn Kilometer schaffte sie, dann blieb der Motor stehen . Hoffentlich waren sie weit genug von der radioaktiven Wolke entfernt, und hoffentlich gab es keinen Regen.
    ***
    Der Motor der alten HarleyDavidson stotterte schon eine ganze Weile. Jetzt blieb er stehen. Der Langhaarige überlegte, welche Möglichkeiten ihm blieben.
    Wahrscheinlich konnte er noch ein paar hundert Kilometer aus der Maschine herauskitzeln, aber sie war im vorigen Jahr schon fast am Ende

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