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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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vielleicht auch Zustimmung ausdrücken, bei einem Technoiden konnte man das nie genau sagen.
    »Was ist mit der Rechenmaschine?«, fragte er.
    Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz. Verdammt! Das hätte ich beinahe vergessen. Ich stöhnte, legte meine Uniform aufs Bett und öffnete die Truhe, die am Fußende stand. Vorsichtig nahm ich die Rechenmaschine heraus. Sie war ungefähr so lang und breit wie mein Unterarm. Das Gebilde wirkte mit seinen tausend kleinen Rädchen und Schrauben äußerst filigran und zerbrechlich – was es auch war. Wochenlang hatte ich daran herumgeschraubt, ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Sie war beinahe fertig, dennoch wurde mir bewusst, dass ich es nicht rechtzeitig bis zum Beginn der Feier schaffen konnte, die letzten Verbesserungen vorzunehmen. Ein Gefühl von Wut und Aggression durchströmte mich. Hätte ich nur einen Tag eher damit angefangen, hätte ich mir ein großes Problem ersparen können. Aber das war wieder einmal typisch für mich. Ich konnte einfach nichts richtig machen.
    Arc schien meine Unruhe zu spüren. »Beruhige dich«, sagte er. »Wenn du dich aufregst, neigst du dazu, Dinge aus Jähzorn zu zerstören.«
    Er hatte recht. Tatsächlich war mir für die Dauer eines Herzschlags der Gedanke gekommen, die Maschine aus dem Fenster zu werfen. Meine Verwunderung über Arcs Aufmerksamkeit dämpfte meine Wut für den Augenblick.
    Noch ehe ich etwas erwidern konnte, fuhr er fort: »Außerdem mag ich es nicht, wenn du wütend oder frustriert bist, weil dann immer dein böser Freund kommt und dich noch wütender macht.«
    Das versetzte mich nun endgültig in Erstaunen. »Du kannst Norrizz sehen?« Meine Stimme klang belegt, ich räusperte mich. Ich konnte es kaum begreifen. Nie hatte ich eine Sekunde daran gezweifelt, dass nur ich in der Lage war, den bösen Geist zu sehen, der mich ständig verfolgte. Arc zuckte die Achseln. Meine Wut war verflogen, an ihre Stelle trat bodenlose Erschütterung und Verwirrung, die mich bei meiner Arbeit nicht minder behinderten als meine vorherige Wut. Oft hatte ich mir die Frage gestellt, ob ich verrückt war, ob ich mir Norrizz womöglich nur einbildete. Ich ahnte zwar seit Langem, dass dem nicht so war, denn Norrizz griff aktiv in mein Leben ein, doch es beruhigte mich auf eine verstörende Art und Weise, dass auch Arc ihn kannte. Ich fühlte mich mit einem Mal nicht mehr ganz so verlassen und allein mit meinem Problem. Was aber das Erstaunlichste daran war: Arc hatte zudem noch recht. Er hatte etwas bemerkt, das mir nie aufgefallen war. Tatsächlich kam Norrizz meist in solchen Situationen zu mir, in denen ich entweder wütend, enttäuscht, frustriert oder auf eine andere Art negativ emotional berührt war.
    Fahrig und hektisch, wie ich war, schaffte ich es kaum, die filigranen Arbeiten an der Rechenmaschine auszuführen. Ich kam einfach nicht voran, hatte sogar das Gefühl, mehr zu zerstören als zu reparieren. Irgendwann klopfte es an meine Tür. Ich erschrak so fürchterlich, dass ich mit dem Schraubendreher in die Maschine stach und die Arbeit der letzten Viertelstunde zunichtemachte. Die Tür öffnete sich, Vaters Gesicht erschien im Spalt.
    »Bist du immer noch nicht fertig?« Sein Blick schweifte durch das Zimmer. »Und umgezogen bist du auch nicht. Die Feier beginnt.«
    »Es tut mir leid, es war mehr Arbeit, als ich dachte«, sagte ich in einem entschuldigenden Tonfall. Ich reichte ihm seine Armbrust. »Ich habe sie zuerst repariert. Zumindest ein Teil ist fertig.«
    Breanor nahm die Waffe entgegen und nickte. Seine Mundwinkel zuckten, wie sie es immer taten, wenn er überlegte oder nicht wusste, was er sagen sollte.
    »Ich werde mich schnell anziehen und mit dir kommen«, sagte ich und legte den Schraubendreher ab.
    Breanor schüttelte den Kopf. »Kümmere dich zuerst um die Maschine. Was macht es für einen Eindruck, ein unfertiges Geschenk zu überreichen?« Ich sparte mir den Kommentar, dass es in meinen Augen einen schlechteren Eindruck hinterließ, zu spät zu kommen.
    »Mach das schnell fertig, und dann komm nach«, fuhr Vater fort. »Der König ist mindestens zwei Stunden damit beschäftigt, Geschenke entgegenzunehmen und Gäste zu begrüßen. Vielleicht wird ihm deine Abwesenheit nicht auffallen.« Mit diesen Worten zog er die Tür hinter sich zu. Erleichterung machte sich in mir breit. Ich war froh, dem Trubel noch für eine Weile entkommen zu können.
    Dank Arcs erneuter Hilfe kam ich schneller voran als zuvor, dennoch

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