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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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was eindeutig darauf hinwies, dass ich verdammtes Glück gehabt hatte.
    Zwei Jahreszeiten flogen an mir vorüber, und die Monate verliefen angenehm, denn endlich hatte ich das Gefühl, von Vater respektiert zu werden. Ich schlug die Laufbahn ein, die er für mich vorgesehen hatte, und er zeigte sich äußerst erfreut darüber, mich nach den Strapazen des letzten Semesters sogar wieder in meine Technikbücher vergraben zu sehen. Ich kam zu dem Schluss, dass ich endlich wieder in die Normalität zurückfinden und die Vergangenheit hinter mir lassen musste.

Kapitel 5
    Feier mit Folgen

    Regentropfen prasselten auf meinen Hut, den ich mir zum Schutz vor der Nässe über den Kopf gezogen hatte. Geschützt hatte er mich jedoch allenfalls eine Meile lang, danach liefen mir aus dem vollgesogenen Filz dicke Tropfen über Stirn und Nacken. Auch der gefütterte Mantel vermochte den Regen nicht lange von meinem durchgefrorenen Körper fernzuhalten.
    Ich trug meine strahlend weiße Uniform auf Vaters Anraten an diesem Tag nicht, obwohl ich mich über die neidischen Blicke derer gefreut hätte, die mich in meiner Vergangenheit wie Abschaum betrachtet hatten. Umso mehr hatte es mich geärgert, als ich am Morgen die Vorhänge beiseite gezogen hatte und dicke Tropfen die Fensterscheibe hinabrannen. Typisch Elvar, und das zu dieser Jahreszeit! Es war ein Tag im Spätsommer, trotzdem kühl und feucht.
    Vater hatte beim Frühstück auf mich eingeredet, meine Uniform zu schonen, um am Abend damit einen bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen. Widerwillig hatte ich ihm recht gegeben. Die Tatsache, dass bei diesem Wetter ohnehin niemand unterwegs war, der meine Abzeichen hätte bewundern können, tröstete mich ein wenig.
    Ich befand mich auf dem Weg zum Schrottplatz, denn mir fehlte noch ein wichtiges Bauteil für eine neuartige Rechenmaschine, die ich bis zum Abend fertiggestellt haben musste. Sie sollte ein Geschenk für den König sein. Heute feierte Castios seinen Geburtstag, der Palast platzte aus allen Nähten. Vertreter des Adels aus dem ganzen Land waren gekommen, um den Feierlichkeiten beizuwohnen.
    Ich fand das nötige Teil schnell, sodass ich mich nicht lange auf dem Schrottplatz aufhielt. Unter anderen Umständen wäre ich länger geblieben, aber ich hatte weder die Zeit noch die Muße. So machte ich mich eilig auf den Rückweg, denn allmählich kroch nicht nur die Nässe, sondern auch die Kälte unter meine Kleidung.
    Breanor hatte mich auf die Idee mit der Rechenmaschine gebracht. Es lag nahe, dass ich dem König etwas schenken würde, für dessen Herstellung es technisches Geschick bedurfte, denn das beherrschte ich bis zur Perfektion. Natürlich war ich auch ein erstklassiger Schwertkämpfer, aber ich konnte dem König wohl kaum einen abgeschlagenen Kopf schenken. Da Castios seit jeher auf Tand und unbrauchbaren Schnickschnack stand, erschien mir eine Rechenmaschine genau das Richtige. Der König verfügte selbstverständlich über Berater und Buchhalter, die für ihn rechneten, doch er erfreute sich an allem, was einzigartig und dekorativ war. Silena und Galren brüteten seit Wochen über der Ausarbeitung eines magischen Feuerwerks, was mich zugegeben ein wenig neidisch machte. Ich fühlte mich wieder einmal daran erinnert, dass mir so wenig Magie innewohnte wie einem Laib Brot.
    Ich erreichte die Tür zum Turm, schleuderte dem Gargoyle auf seinem Sockel das Passwort entgegen und schlüpfte eilig in die Vorhalle.
    »Fynrizz! Nein! Sie tropfen den Boden voll!« Eine aufgeregte Dienstmagd kam auf mich zugestürmt und riss ungefragt an meinem Mantel herum, um ihn mir abzunehmen. Ich wollte gerade etwas sagen, als Jamael, ein Mitglied der Liga, der Magd eine Hand auf die Schulter legte und sie mit freundlichem, aber bestimmten Druck von mir wegschob.
    »Behalte deine Kleidung an«, sagte er. »Dein Vater erwartet dich im Palast. Er bat mich, es dir sofort nach deiner Rückkehr zu sagen.«
    »Worum geht es denn?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    Ich zuckte die Achseln und machte auf dem Absatz kehrt. Die Dienstmagd rief mir noch hinterher, ich sollte den Mantel bitte ausziehen, bevor ich den Palast betrat, denn dort war sie erst vor einer Stunde mit Putzen fertig geworden. Ich ignorierte ihre Worte.
    Seit ich ein offizielles Mitglied der Liga war, hatte ich den Palast öfter betreten als in all den Jahren zuvor. Gelegentlich teilte man mich für den Dienst der Wache vor dem Tor ein, was mir jedoch keine Freude bereitete.

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