Fyn - Erben des Lichts
um sich wissen wollte.
»Steh hier nicht herum und starre Löcher in die Luft«, riss Vater mich aus meinen Gedanken. »Die Zeit drängt.« Er machte eine Geste mit den Händen, als wollte er Fliegen verscheuchen.
Ich kehrte mit schlechter Laune in den Perlenturm zurück. Einzig der Anblick von Arc, der vor meinem Zimmer auf mich wartete, hellte meine Stimmung wieder ein bisschen auf.
»Was machst du hier?«, fragte ich ihn, darauf bedacht, dass niemand mitbekam, wie ich mit dem Technoiden sprach. Noch immer hielt man mich für einen verrückten Sonderling, und den Ruf würde ich alsbald nicht loswerden, wenn ich mich mit Maschinen unterhielt.
»Ich habe auf dich gewartet. Ich dachte, du brauchst meine Hilfe.«
Ich sah in seine blassgrünen Augen, die seltsam leblos wirkten und dennoch den Eindruck von Intelligenz vermittelten. »Du könntest mir helfen, diese Armbrust zu reparieren. Ich muss nämlich auch noch die Rechenmaschine fertigstellen.« Ich zog meine Taschenuhr aus der Westentasche. »Außerdem muss ich mich noch für die Feier zurechtmachen und umziehen.« Ich stieß einen Laut des Missmuts aus. »Ich hasse Partys.«
Arc grinste mich an. Gemeinsam betraten wir mein Zimmer. Ich legte meine Errungenschaften vom Schrottplatz auf den Schreibtisch, ehe ich die nassen Kleider abstreifte. Nachdem ich mir frische Unterkleidung übergezogen hatte, entschloss ich mich, mit der Reparatur der Armbrust zu beginnen.
Ich setzte mich auf den Boden, Arc mir gegenüber, die Waffe zwischen uns. Als ich sie vor mir liegen sah, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Hastig wandte ich mich ab und kroch zu meinem Bett. Ich griff mit der Hand darunter und tastete nach meiner Armbrust. Ein kurzes Glücksgefühl durchströmte mich, als ich sie zu fassen bekam und vorsichtig hervorzog. Außer einer Staubschicht, die ich hinunterblies, war sie unversehrt. So ähnlich fühlte sich wohl eine Mutter, die zum ersten Mal ihr Neugeborenes betrachtete. Ich legte sie neben Vaters Waffe. Sie war wesentlich größer als seine, die Technik ausgefeilter und die Schlagkraft tödlicher.
»Ist sie nicht wunderschön?«, fragte ich. »Ich wünschte, ich könnte sie eines Tages zum Einsatz bringen.«
Arc sah abwechselnd mich und die Armbrust an. »Weshalb führst du sie nicht bei der Feier vor, wie es Meister Breanor auch machen wird?« Ich schmunzelte ob seiner blechern klingenden Stimme. Arc sprach nie, wenn andere Alven oder Menschen in der Nähe waren. Gut möglich, dass die meisten Palastbewohner nicht einmal wussten, dass der Technoid überhaupt des Sprechens fähig war.
»Das kann ich nicht machen.« Ich schüttelte den Kopf. »Vater ist stolz auf seine selbst gebaute Armbrust, ich werde ihm nicht die Show stehlen.«
»Ich verstehe das nicht. Deine Waffe ist besser und schöner. Ist dir dein König das Beste nicht wert?«
Eine seltsame Frage. Natürlich war mein König mir das Beste wert, ich hatte ihm mit meinem Eintritt in die Liga sogar mein Leben geschenkt. Arc war ein pragmatisch denkender Technoid, er verstand nichts von Stolz, Ehre und Rücksicht. »Es ist einfach besser so.« Der Technoid fragte nicht weiter nach. Ich schob meine Waffe wieder unter das Bett.
Die Reparatur der Armbrust ging mir mit Arcs Hilfe schnell von der Hand. Er assistierte mir, reichte Werkzeug oder erteilte Ratschläge. Ob es eine gute Idee war, ausgerechnet mich mit dieser Aufgabe zu betreuen? Immerhin hatte meine letzte Waffenreparatur in Pers Verstümmelung gemündet. Einen Moment lang wurde mir übel und ich erwischte mich dabei, wie ich mich hastig im Zimmer umsah und vergewisserte, dass Norrizz nicht in der Nähe war. Wenn er es wieder wagen würde, sich meines Körpers zu bemächtigen und die Waffe zu manipulieren, würde ich mich nicht mehr herausreden können. Zu meiner Erleichterung konnte ich ihn nirgends entdecken.
Ich entschied, dass Vater den Vorfall entweder vergessen oder keine bessere Alternative gewusst hatte. Vielleicht vertraute er mir auch einfach nur. Der Gedanke fühlte sich wie Balsam auf meiner Seele an.
Als wir fertig waren, streckte ich meine Glieder, die vom Sitzen auf dem Boden steif und eingeschlafen waren. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass bis zum Beginn des Festes nur noch eine Stunde Zeit blieb. Ich stand auf, ging zum Kleiderschrank und nahm meine nagelneue weiße Uniform heraus. Arc gab einen metallisch klingenden Laut von sich, den ich nicht einzuordnen vermochte. Vielleicht wollte er damit Missmut,
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