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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Glücklicherweise gingen ihre Schüsse knapp an mir vorbei. In diesem Moment bereute ich zum ersten Mal, dass ich nicht in der Lage war, Magie zu wirken. Ich wusste noch immer nicht, wie ich meine magischen Kräfte bewusst mobilisieren konnte, um eine Barriere zu errichten oder mit magischem Feuer um mich zu werfen. Wenn doch nur Norrizz hier wäre – er hätte es gewusst.
    Ich machte einen Satz zur Seite und entging nur knapp einer Gewehrkugel. Als ich mich wieder aufrichtete, sprang Arc mir an den Hals und wehrte mit seinem technischen Arm eine weitere Kugel ab, die mich ansonsten sicher getötet hätte. Der Technoid fuhr herum, ein Klicken und Zischen ertönte. Aus seinem Arm fuhr der Lauf einer Schusswaffe. Er feuerte mehrere Geschosse in die Hecke, hinter der sich die Schützen verschanzten. Ein Aufschrei und ein Stöhnen verrieten mir, dass er mindestens zwei von ihnen getroffen hatte. Ich habe immer gewusst, dass Arc neben einem Hausdiener vor allem eines war: eine Kampfmaschine. Dennoch hatte ich ihn nie zuvor im Einsatz erlebt. Ich erwischte mich dabei, wie ich ihn einen Moment lang verblüfft ansah. Rauchschwaden stiegen aus seinem Arm auf, sein Gesichtsausdruck war mir fremd. Der Blick ernst und entschlossen, der Mund grimmig zusammengepresst.
    »Wir müssen weiter«, stieß er hervor. Seine Stimme klang seltsam menschlich, nicht mehr ganz so blechern wie zuvor. Weshalb hatte ich mich nie gefragt, was dieses Wesen eigentlich war? Ich vertagte die Frage auf einen späteren Zeitpunkt, denn Arc tat gut daran, zur Eile anzutreiben.
    Ich betrat das Gebäude durch das riesige Loch in der Wand und fand mich in der großen Eingangshalle wieder, in der ich nur Stunden zuvor mit Vater gesprochen hatte. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es sich um denselben Raum handelte, hätte ich es nicht für möglich gehalten. Das Einzige, das noch an sein früheres Erscheinungsbild erinnerte, war die zerstörte Treppe mit den Resten des goldenen Geländers. Die mannigfaltigen Dekorationsgegenstände, die der König so sehr liebte – Vasen, Gobelins, Statuetten – alles lag in Schutt und Asche zu meinen Füßen.
    An einigen Stellen brannte es, Rauch behinderte die Sicht. Er ätzte sich in Augen, Nase und Lunge. Ich rannte auf den Lichtschein zu, der aus dem Festsaal drang. Von dort kamen die meisten Schreie. Im Laufen zog ich mein Schwert aus der Scheide, denn für meine Armbrust hatte ich hier keine Verwendung, ich hätte blind in den Raum hineinschießen und riskieren müssen, meine Leute zu treffen. Hinter mir hörte ich das Scheppern von Arcs Schritten.
    »Besorge dir irgendwo ein Schwert, du kannst hier nicht schießen«, rief ich dem Technoiden zu, ohne mich nach ihm umzudrehen. »Such dir einen Weg in die Halle.« Ich wusste, dass Arc meinen Befehlen ohne Einwände Folge leisten würde.
    Ein Mann schälte sich aus den Rauchschwaden und kam mit erhobenem Kurzschwert auf mich zu, noch ehe ich die Flügeltür zur Halle erreichte. Ohne zu zögern, stürzte er sich auf mich, doch ich parierte seinen Schlag. Schnell löste ich den Tragegurt meiner Armbrust und ließ sie zu Boden gleiten.
    Der Kerl schien ein erfahrener Kämpfer zu sein, das merkte ich sofort. Sein Kampfstil zeugte von einer guten Ausbildung. Er trug eine schwere Kettenrüstung, die seine Bewegungen zwar behäbig erscheinen ließen, ihn jedoch vor den meisten Angriffen schützte. Auf seiner Brust prangte ein Wappen: eine dunkelgrüne Tanne auf dunkelrotem Grund. Der Auftraggeber des Attentats machte also keinen Hehl aus seiner Herkunft. Freilich kannte ich das Wappen, das Symbol für den Zusammenschluss aller Nordprovinzen.
    Der Soldat setzte erneut zum Schlag an, doch wieder gelang es ihm nicht, mich zu verwunden. Metall schlug auf Metall. Obwohl ich eine Kopflänge größer und durch meine leichte Kleidung um einiges schneller war als mein Gegner, gab ich mich nicht der Illusion hin, den Kampf schon gewonnen zu haben. Wenn ich eines an der Akademie gelernt hatte, dann, dass niemand unverwundbar war, egal, wie überlegen er sich fühlte.
    Sein Kampfstil war kreativ, seine Bewegungen trotz der schweren Rüstung koordiniert. Er wusste mit seinen Kraftreserven zu haushalten, sodass er seine fehlende Wendigkeit durch überlegte und gezielte Hiebe ausglich. Er kämpfte gewiss nicht zum ersten Mal, vielleicht hatte er schon oft getötet. In einem unaufmerksamen Moment erwischte mich seine Klinge an der Hüfte. Weil ich in meinen Reaktionen jedoch wesentlich

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