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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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nicht zu den Königen zählte, die persönlich an der Front kämpften, standen die Aussichten recht gut, dass uns der Krieg nur am Rande streifte.
    Silena und Galren hatten indes weniger Glück. Sie waren zu Kampfmagiern und nicht zu Leibwächtern ausgebildet worden, und oftmals schickte Castios sie zu den Gefechten an der Grenze. Wir begegneten uns nur selten, meist blieben sie nur wenige Tage, ehe sie erneut aufbrachen. Dennoch nutzte Galren jede sich ihm bietende Möglichkeit, mir zu verstehen zu geben, wie sehr er mich hasste. Mein neues Abzeichen hatte seine Wut noch angestachelt. Vermutlich neidete er mir meine Schonfrist, weil ich die meiste Zeit im Perlenturm oder im Palast verbrachte. Ich schmunzelte über seine Hasstiraden, denn Neid war bekanntlich die höchste Form der Anerkennung.
    Die kalten Tage des Winters brachten den Krieg zum Erliegen. König Castios war es vor Einbruch der Fröste nicht mehr gelungen, eine Lösung zu erwirken, weder auf diplomatischem Weg noch mit Waffengewalt. Es war, als hielte die Welt den Atem an, denn die Kälte verhinderte einen Vormarsch der Truppen. Es wäre einer Selbstmordmission gleichgekommen. Die Winter im Norden waren noch härter, und so ließ sich nur erahnen, mit welchen Problemen die Vasallen Awbreeds zu kämpfen hatten. Ich genoss die Zeit der Stille. Wann immer ich konnte, besuchte ich Ylenia. Obwohl sie ihre scharfe Zunge nicht eingebüßt hatte, vermochten mich ihre Worte nicht mehr allzu hart zu treffen. Vielmehr waren es alberne Zänkereien, über die wir anschließend lachten. Manchmal, wenn ich abends im Bett lag und Schlaflosigkeit mich dazu zwang, über mein Leben nachzudenken, wunderte ich mich über die Wandlung meiner über die Jahre hinweg festgetretenen Ansichten. Noch vor zwei Sommern wäre mir der Gedanke fremd erschienen, mit einer Alvendame gemeinsam an der Akademie zu studieren. Heute unterhielt ich mich sogar mit einer Menschenfrau auf Augenhöhe. Die Vorstellung beunruhigte und belustigte mich gleichermaßen.

Kapitel 8
    Verhasste Pflichten

    An einem der dunkelsten Tage des Jahres beschloss ich, der Einsamkeit und Langeweile meines Zimmers zu entfliehen, indem ich mich lange verschmähten Arbeiten widmete. Vorwiegend putzte und säuberte ich meine Möbel. Seit Wochen hielt der Winter das Land in seinen eisigen Klauen, sodass einem der Atem vor dem Gesicht gefror. Ich hatte mein Waffentraining einstellen müssen, denn die Kälte kroch mir in die Glieder und brachte den Schmerz zurück in meinen Arm.
    Einmal wollte ich Ylenia besuchen, doch man sagte mir, sie sei mit einigen der anderen Küchenmägde auf einen Markt vor den Toren der Stadt gegangen. Obwohl der Winter die Gefechte lahmlegte, waren Güter des täglichen Bedarfs knapp geworden. Nur wenige Waren kamen noch von Norden über die Grenze, einige Lebensmittel und Stoffe waren seit Wochen überhaupt nicht mehr zu bekommen. Wenn es dann einmal ein paar Händler vor die Tore von Elvar verschlug, mussten die Küchenmägde die Gelegenheit trotz klirrender Kälte beim Schopf packen. Innerhalb der Palastmauern sprach man nicht gern darüber, aber ich merkte, dass auch dort die Lebensmittel knapp wurden. Die Mahlzeiten in der großen Halle waren nicht mehr als ein schwaches Abbild vergangener Festgelage.
    Einige Tage später, als die Langeweile allmählich begann, mir aufs Gemüt zu schlagen, stand Vater vor meiner Zimmertür. Er sagte, er bedaure es sehr, dass ich keinerlei Interesse an den Vorgängen innerhalb der Liga zeigte, dass ich nie zu ihren Zusammenkünften erschien und mich seit langer Zeit nicht im Palast hatte blicken lassen. Generell versprühte ich den Eindruck, des Soldatenlebens überdrüssig zu sein. Er könnte es nicht gutheißen, dass ich zu viel Zeit mit Firlefanz verbrachte und darüber hinaus meine Pflichten vernachlässigte. Ich denke, er spielte auf meine Treffen mit Ylenia an, obwohl er sich nie offen darüber äußerte. In einem Punkt musste ich ihm recht geben: Ich war des Soldatenlebens überdrüssig, zumindest so, wie es sich für mich im Moment gestaltete. In der Zeit meiner Genesung hatte man mir allerhand unbedeutende Aufträge erteilt, und oftmals waren mir die Sticheleien meiner Kameraden zu Ohren gekommen, ich sollte gefälligst froh sein, den Gefechten an der Grenze zu entkommen. Ich fühlte mich an Galrens bissige Kommentare erinnert, denn auch er machte keinen Hehl daraus, mich für die Privilegien, die ich genoss, zu hassen. Um ehrlich zu sein, wäre

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