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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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hatten sich aus den größeren Scherben Schmuckstücke fertigen lassen. Ich fragte mich, weshalb jemand unbedingt ein Andenken an diesen finsteren Tag behalten wollte. Allerdings gefiel mir der Spiegel in Form von Ketten oder Ohrringen wesentlich besser als in seiner ursprünglichen Form.
    Ich schluckte meine Beklommenheit hinunter und ging zur Standuhr, die, wie Vater bereits erklärt hatte, stillstand. Schnell fand ich den Fehler. Beinahe enttäuschte mich die lächerlich einfache Arbeit. Eines der Zahnräder war gebrochen. Es hatte eine genormte Größe, nicht einmal seine Beschaffung würde mich vor eine Herausforderung stellen. Gern hätte ich dem Schrottplatz mal wieder einen Besuch abgestattet, doch Zahnräder dieses Fabrikats lagerten zu Hunderten im Techniklager unter dem Palast. Seufzend begab ich mich auf den Weg dorthin. Ich nahm bewusst einen Umweg in Kauf und schlich an der Küche vorbei, obwohl Breanor es mir verboten hatte. Die Tür stand offen. Ich blieb davor stehen und lauschte, doch die Stimmen, die ich vernahm, gehörten zu einem Küchenjungen und zur Chefköchin. Achselzuckend ging ich weiter.
    Das Techniklager befand sich in einem verstaubten dunklen Kellergewölbe, in dem es nach Ruß, Metall und Feuchtigkeit roch. Ich kam nicht gern dorthin und bemühte mich stets, nichts anzufassen, was nicht zwingend angefasst werden musste. Jedes Mal, wenn ich das Lager wieder verließ, verspürte ich den unbedingten Drang, ein Bad zu nehmen.
    Schon als ich die Treppe hinabstieg, fiel mir auf, dass von unten ein schwacher Lichtschein zu mir heraufdrang. Ich dachte mir nichts dabei, vermutlich hatte einer der Angestellten auf seiner Suche nach einem Ersatzteil das Licht brennen lassen. Doch als ich zwei Stimmen vernahm, die mir beide äußerst bekannt vorkamen, hielt ich wie vom Blitz getroffen inne und lauschte. Ich konnte ihre Worte nicht verstehen, aber gelegentlich vernahm ich Ylenias Gekicher oder das amüsierte Prusten von Yeshard, dem Bastard. Die Situation war mir derart unangenehm, dass mir der Schweiß auf die Stirn trat. Normalerweise hätte ich Ylenia freundlich begrüßt, doch aus irgendeinem Grund kam ich mir vor wie ein Spion. Ich wagte mich nicht einen Schritt vor. Was tat sie hier? Ich versuchte, mich zu beschwichtigen, indem ich mir einredete, sie sei von der Köchin geschickt worden, um etwas für die Küche zu beschaffen. Vermutlich war sie zufällig dem Bastard begegnet, der mit einem ähnlichen Auftrag hergekommen war. Oder versuchten die beiden, etwas zu verbergen? Ich schalt mich einen Narren für meine dummen Eifersüchteleien. Das Gefühl hätte überhaupt nicht in mir aufkeimen dürfen. Ich nahm meinen Mut zusammen und ging den Rest der Treppe hinunter. Ylenia und Yeshard standen nahe beieinander vor einem Regal mit Drahtspulen. Als sie mich sahen, erstarb ihr Gespräch, was meine Befürchtungen nicht gerade milderte. Flüchtig fing ich Ylenias Blick auf, wandte mich jedoch rasch ab, um in einem Karton nach einem passenden Zahnrad zu wühlen. Sie trug ihr Haar zu einer hübschen Steckfrisur, einzelne braune Locken umspielten ihr Gesicht. Ihr Kleid schillerte in Dunkelblau und der Ausschnitt erschien mir etwas gewagt für eine Bedienstete des Königs. Ich hatte mich oft über Ylenias Eitelkeit amüsiert, sogar als Küchenmagd hatte sie diese nicht aufgegeben. Heute jedoch fand ich ihre Marotten alles andere als amüsant, es ärgerte mich geradezu. Wen wollte sie bezirzen? Mit mehr Wut und Nachdruck als nötig wühlte ich in der Kiste. Ich war mir sicher, dass Ylenia meinen roten Kopf bemerkte, obwohl ich mir Mühe gab, ihr den Rücken zuzukehren und sie nicht zu beachten.
    »Fyn, was ist los?« Ihr Tonfall war gefärbt von Belustigung. Worüber sie sich auch immer mit Yeshard unterhalten hatte, es machte mich rasend, es nicht zu wissen.
    »Nichts. Ich arbeite«, stieß ich hervor.
    »Da hat aber jemand schlechte Laune«, sagte der Bastard. Ich hatte Mühe, mir einen bissigen Kommentar zu verkneifen oder ihm nicht an die Kehle zu springen. Endlich förderte ich ein passendes Zahnrad zutage, machte auf dem Absatz kehrt und stapfte die Treppe hinauf, ohne mich noch einmal nach den beiden umzudrehen. Hinter mir vernahm ich, wie sie ihr Gespräch fortsetzten.
    Empörung ist kein guter Begleiter, wenn man sich an eine filigrane Arbeit machen will, und so benötigte ich mehrere Anläufe und geschlagene zwei Stunden, um das Zahnrad in die Uhr einzusetzen. Am liebsten hätte ich mit den

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