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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Füßen dagegengetreten und die Uhr vollends zerstört. Jähzorn erwies sich im Übrigen als eine nicht minder störende Eigenschaft …
    Am späten Nachmittag wartete eine Ablenkung auf mich, für die ich sehr dankbar war. Ein Abgesandter aus Caverny hatte sich die Mühe gemacht, bei klirrender Kälte anzureisen, um sich zu privaten Gesprächen mit dem König zurückzuziehen. Vermutlich ging es um Geld für die Ausweitung der Artillerie, die der König in Auftrag gegeben hatte. Mochten die Gefechte auch ruhen, so florierte nach wie vor die Rüstungsindustrie. Langweiliges Militärwesen vermochte meine Neugier nicht zu wecken – in diesem Punkt behielt Vater recht, was mein mangelndes Interesse betraf. Jedoch zog mich das sonderbare Gefährt, mit dem Mr. Tesmer aus Caverny angereist war, in seinen Bann. Es handelte sich um ein Automobil, jedoch keines von der Sorte, die unter der wohlhabenden Bevölkerung als modern galt. Seit einigen Jahren experimentierten die versiertesten Wissenschaftler Calaniens mit einem neuartigen Flugantrieb, bislang jedoch ohne größeren Erfolg. Es war ihnen zwar gelungen, einen Gegenstand mithilfe von Dampfkraft in die Luft zu erheben, doch die Automobile samt Insassen waren einfach noch zu schwer für einen Motor. Dennoch fuhr Mr. Tesmer einen Prototyp aus der Technikschmiede von Caverny. Das Gefährt konnte zwar nicht fliegen, sah aber unheimlich futuristisch aus, was ihm neidvolle Blicke einbrachte.
    Mich trieb die Neugier aus der Behaglichkeit des Perlenturms auf den Hof. Diesmal verzichtete ich jedoch nicht auf entsprechende Winterkleidung. Ich hängte mir einen dicken Pelzumhang über die Schultern, die Hände steckten in wollenen Fäustlingen. In der großen Vorhalle des Perlenturms stieß ich beinahe mit Silena zusammen, die eiligen Schrittes von draußen hereingestürmt kam. Ihre Wangen waren vor Kälte gerötet, auf ihrem Kopf saß eine weiße Wollmütze. Ihre dunkelblonden Haare hatte sie zu einem einfachen Pferdeschwanz gebunden. Ich hatte sie seit Längerem nicht gesehen und wunderte mich über ihren aufrechten Gang. Ihre Arbeit als Kriegsmagierin nahe der Grenze hatte sie anscheinend reifen lassen. Ihr Blick ging geradeaus, anstatt wie damals auf ihren Fußspitzen zu kleben. Als sie mich bemerkte, blieb sie stehen und lächelte gequält. Ich grüßte sie mit einem Kopfnicken, wobei mir ihre Befangenheit nicht entging. Die Höflichkeit gebot, sich nach so langer Zeit der Trennung wenigstens nach dem Befinden des anderen zu erkundigen, doch wir beide brachten kein Wort über die Lippen. Unwillkürlich verglich ich sie mit Ylenia. Silena war eine anständige Alvenfrau, stets höflich und wohlerzogen. Sie hätte die Sorte Dame sein sollen, die mein Interesse weckte, stattdessen hegte ich heimliche Gefühle für eine Menschenfrau, die ihre Zunge an der langen Leine ließ.
    Mein Blick fiel auf den Ausschnitt ihres Wintermantels, nicht, weil ich unsittliche Gedanken hegte, sondern weil ein blitzender Anhänger, der an einer Kette baumelte, meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Auf ihrer Brust prangte eine Scherbe des Spiegels aus der großen Halle des Palastes. Jemand hatte sie in Herzform geschliffen.
    Als das Schweigen begann peinlich zu werden, öffnete Silena schließlich den Mund, um etwas zu sagen, doch der Versuch wurde von Galren vereitelt, der auf der Treppe erschien und nach ihr rief. Silenas Wangen nahmen einen noch dunkleren Rotton an. Sie warf mir einen verlegenen Blick zu, nickte kurz und schritt an mir vorüber auf Galren zu, der mit finsterem Blick am Treppengeländer lehnte. Der Krieg schien nichts an seiner Haltung mir gegenüber geändert zu haben. Nach wie vor sprühten blanker Hass und Verachtung aus seinen Augen. Ich wandte mich ab und schritt nach draußen. Galren machte Silena schon seit geraumer Zeit seine Aufwartung und sollte er befürchten, ich wollte mich ebenfalls an sie heranmachen, so irrte er. Ich mochte Silena, doch in den letzten Wochen war mir mehr und mehr bewusst geworden, wie wenig ich mit alvischen Frauen anzufangen wusste. Es tat mir lediglich für Silena leid, weil sie einen Speichellecker und Arschkriecher ihren Verehrer nennen musste.
    Als ich den gefrorenen Kiesweg hinunter zum Stellplatz für die Kutschen und Automobile ging, knirschte der Boden unter meinen Füßen. Keine Wolke trübte den klaren blauen Winterhimmel, eine Seltenheit in Elvar. Für gewöhnlich regnete es, oder eine dunkelgraue Dunstglocke hing über den Dächern. Wenn es

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