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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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schon mein ganzes Leben lang mit Enttäuschungen herum.
    Ylenia wandte sich von uns ab und verließ mit wippendem Kleid den Raum. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, bedeutete Vater mir mit einer Geste, mich zurück in den Sessel zu setzen. Er nahm mir gegenüber Platz, dort, wo Ylenia zuvor gesessen hatte.
    Was dann folgte, möchte ich nicht in allen Einzelheiten wiedergeben. Vater verlangte von mir einen langen und ausführlichen Report über die Ereignisse der letzten Wochen. Wie man es mich gelehrt hatte, berichtete ich in Soldatenmanier sachlich und nüchtern. Das Sprechen strengte mich an und mein Mund wurde trocken. Vater rief daraufhin einen Diener, der uns einen Krug Wasser und je einen Becher brachte. Ich hatte gehofft, Breanor würde mir die Schilderungen meiner Folter in den Kerkern von Denfolk ersparen, aber er pochte auf Vollständigkeit meines Berichts. Also erzählte ich ihm alles. Nun ja, beinahe alles. Ich log, was den Verbleib von Ivnin anging. Dass ich ihm während meiner Gefangenschaft begegnet war, verschwieg ich. Nur mit Grauen dachte ich daran, dass man ihn wahrscheinlich an die Bären verfüttert hatte.
    Breanor erzählte mir von den Dingen, die sich während meiner Abwesenheit in Elvar ereignet hatten. Schon auf dem kurzen Weg durch die Stadt zum Perlenturm hatte ich Veränderungen bemerkt, aber dass die Situation derart angespannt war, schockierte selbst mich. Der Süden, der sich durch bedingungslose Vasallentreue an den König gebunden hatte, rüstete offen gegen den von Menschen regierten Norden. Bislang sei es noch nicht zu einem Krieg gekommen, da König Castios sich nach wie vor darum bemühte, eine friedliche Lösung zu erwirken – und das trotz des Anschlags auf sein Leben. Nach Vaters Aussage fehlte jedoch nur der berühmte letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die Verhandlungen mit dem Norden waren ins Stocken geraten. Bisher hatte man keinen Schuldigen präsentieren können, der hinter dem Angriff auf den Palast steckte. Bis zu meiner Rückkehr existierten keine Beweise, die Lord Awbreed des Verrats beschuldigten, immerhin hätte auch einer der anderen Lords des Nordens den Anschlag anzetteln können. Meine Heimkehr würde erneut Salz in die Wunde streuen. Die Tragweite meiner Aussage war mir bislang nicht bewusst gewesen. Ich würde Castios ebenso wie Vater Bericht erstatten müssen. Vermutlich hatte Ylenia mit meiner Befreiung unwissentlich einen Krieg heraufbeschworen. Ob ihr dies bewusst gewesen war? Ich fühlte mich schuldig, obwohl ich eigentlich hätte stolz darauf sein müssen, mit derart wichtigen Informationen zurückgekehrt zu sein.
    Auf meine Frage hin, was genau der Norden Calaniens forderte, antwortete Vater mir mit einem Seufzen. Es seien Gerüchte im Umlauf, ein verschollener Nachfahre des letzten Menschenkönigs Verley Claight sei wieder aufgetaucht, woraufhin eine wahre Hysterie unter den Menschen ausgebrochen sei. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle anmerken, dass die Alven vor Jahrhunderten aus einem Gebiet jenseits der Dunkelheit in Calanien eingefallen waren, den alten Menschenkönig gestürzt und sich selbst auf den Thron erhoben hatten.
    Zunächst profitierten beide Seiten davon. Die Alven brachten moderne Technologien ins Land und über einen langen Zeitraum herrschte Frieden. Man erzählte sich, der letzte Menschenkönig Verley Claight sei ein Tyrann gewesen, der Elend und Hunger über das Volk gebracht hatte. Umso unverständlicher schien mir die neue Gesinnung des Nordens, ein eigenes Reich gründen und einen Nachfahren des Tyrannen auf den Thron setzen zu wollen. Ich schüttelte nur den Kopf.
    Nachdem wir einen zweiten Krug Wasser gelehrt hatten, erzählte Vater mir von Castios’ Absicht, mich posthum zum Helden erklären zu lassen. Da ich nun aber von den Toten zurückgekehrt sei, würde es sich der König sicherlich nicht nehmen lassen, mich öffentlich zu ehren. Mir bereitete der Gedanke tiefes Unbehagen. Ich fürchtete mich schon mehr als genug, den Ansprüchen nicht gerecht werden zu können. So senkte ich nur den Blick und nickte stumm.
    »Wer genau ist das Mädchen?«, fragte Breanor nach einer längeren Zeit des Schweigens.
    »Ich weiß es nicht genau. Sie sagte mir, sie sei die Zofe einer Hofdame in Awbreeds Burg gewesen.«
    »Was verlangt sie als Bezahlung für ihre Tat? Gold?« Er zog die Augenbrauen zusammen, sodass sich eine Falte auf seiner Stirn bildete, und strich sich durch den Bart.
    »Sie verspricht sich

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