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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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habe ich nie geglaubt, schon damals nicht. Ich unterdrückte den Schrei und sagte mir, das Sterben wäre ein natürlicher Prozess, dem auch ein Goldhamster nicht entfliehen konnte. Nachdem ich den ersten Schreck verdaut hatte, beschloss ich, das tote Tier aus seinem Käfig zu nehmen, um es in ein Taschentuch einzuschlagen. Ich würde einen der Diener bitten, ihn für mich zu entsorgen.
    Beherzt öffnete ich die Käfigtür und griff hinein, doch als meine Finger Buds kalten Körper berührten, schlug er plötzlich die Augen auf. Seine Füße zuckten, daran bestand kein Zweifel. Entsetzt zog ich die Hand aus dem Käfig. Nun konnte ich den Schrei doch nicht mehr unterdrücken. Ich sprang zurück, als hätte ich in das Antlitz einer giftigen Schlange geblickt. Mein Herz hämmerte kräftig gegen meine Rippen. Ich fixierte den Hamster, der nun wieder steif wie noch vor wenigen Sekunden in der Käfigecke lag. Aber er hatte sich bewegt, das konnte ich mir nicht eingebildet haben.
    Meine Zimmertür schwang auf und Joanna erschien auf der Schwelle. »Fynrizz, weshalb schreist du so?«
    Am liebsten hätte ich ihr gesagt, sie sollte mich in Ruhe lassen, doch meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich deutete wortlos auf den Hamsterkäfig, Joanna folgte meiner Geste mit den Augen.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht, doch ihre Bestürzung wirkte unecht. »Ach Fyn, dein kleiner Freund ist an Sinjars Feuer gerufen worden. Das tut mir so leid für dich.«
    Es folgten leere Worte darüber, dass ich mir keine Sorgen machen sollte und dass Vater mir einen neuen Hamster kaufen würde. Ich hörte ihr nicht zu. Mein Herzschlag beruhigte sich, als Joanna den Hamster mit einem Taschentuch aus dem Käfig nahm und mir versicherte, ihm eine wunderschöne Feuerbestattung zu ermöglichen. Ich warf noch einen letzten Blick auf das offensichtlich tote Tier und kam zu dem Schluss, seine vermeintlichen Bewegungen meiner Fantasie anlasten zu müssen.
    Joanna lächelte und strich mir über den Kopf. Vermutlich nahm sie an, ihre Worte hätten mich beruhigt. Ich ließ sie in dem Glauben.
    Das Kindermädchen erzählte zudem, Vater hätte mir die offizielle Erlaubnis erteilt, zum Abendessen zu erscheinen. Ich begrüßte die Vorstellung, mein Zimmer, diesen Hort des Wahnsinns, zu verlassen. Meine Absicht, dort zu verhungern, war mir mit einem Mal egal. Ich würde meinen Stolz hinunterschlucken und mich brav an den Esstisch setzen.
    Das Abendessen verlief ereignislos. Wie immer gestattete mir Breanor, neben ihm Platz zu nehmen, und mit den anderen achtzehn Mitgliedern der Weißen Liga zu essen. Ich war von Scham erfüllt, denn meine Augen brannten und ich wusste genau, wie verheult ich aussah. Es war eine schlimme Demütigung, obwohl mich an diesem Abend niemand beachtete. Die Tischgespräche beschränkten sich auf die Bitten, das Salz oder das Brot herüberzureichen. Eigentlich war alles wie immer, was mir ein Gefühl der Vertrautheit vermittelte. Zum ersten Mal war ich froh über die Missachtung meines Vaters.
    Später am Abend beschloss ich, meinen Lieblingsplatz aufzusuchen. Es war Winter, und auf der Dachterrasse des Turms würde es kalt und dunkel sein, doch mehr als sonst stand mir der Sinn nach Einsamkeit. Man hatte mir nicht ausdrücklich verboten, mein Zimmer zu verlassen.
    Nachdem ich es geschafft hatte, Joanna erfolgreich aus dem Weg zu gehen, befand ich mich im obersten Stockwerk des Perlenturms. Ein Ort, an dem ich mich nur dann aufhielt, wenn ich auf die Terrasse gelangen wollte, denn dort oben befand sich ebenfalls das Arbeitszimmer meines Vaters. Er hatte mir verboten, es zu betreten oder mich auch nur in der Nähe aufzuhalten. Joanna würde mich in diesem Teil des Gebäudes nicht suchen. Wer würde schon davon ausgehen, dass ich mich nach Einbruch der Dunkelheit auf die Terrasse stehlen würde? Selbst für mich war es ein verwegener Gedanke, doch ich wollte einfach nur allein sein.
    Gerade, als ich die Klinke der Tür, die zum Außenbereich führte, betätigen wollte, hörte ich auf der Treppe hinter mir Schritte. Ich fuhr erschrocken herum. Wer kam um diese Uhrzeit noch hier herauf? Ich wollte unter keinen Umständen gesehen werden.
    Es wäre ein Leichtes, die Tür aufzureißen und auf die Terrasse hinauszustürzen, doch die Scharniere waren seit Jahren nicht mehr geölt worden. Sie würden einen entsetzlichen Lärm machen. Für gewöhnlich war das oberste Stockwerk des Turms ein verlassener Ort, wenn Vater sich nicht in seinem Arbeitszimmer

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