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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Jungen?«
    »Er lernt fleißig und wird ein guter Ingenieur werden. Zumindest diese eine Sache verläuft nach Plan. Doch ich habe den Eindruck, es wird immer schwieriger, ihn zu erziehen.«
    »Wir werden sehen, was die Zukunft uns bringt.« Jonnefs Tonlage änderte sich, er sprach wieder etwas lauter. »Lass uns zu dem zurückkehren, weshalb wir hier sind. Du wolltest mir das Bauteil zeigen, also lass uns gehen.«
    Die beiden Stiefelpaare entfernten sich aus meinem Blickfeld. Ich hörte, wie Vater die Tür zu seinem Arbeitszimmer aufsperrte und die Männer den Raum betraten. Erst jetzt wagte ich, mich wieder zu bewegen. Meine Beine zitterten, als ich unbeholfen die Treppe hinunterstolperte. Mir war die Lust auf frische Luft vergangen. Ich wollte nur noch in mein Bett.
    Zum Glück begegnete ich auf dem Weg zu meinem Zimmer niemandem außer Arc, dem Technoiden. Er kniete auf dem Teppich im Flur und besserte eine Fußleiste aus. Als er mich sah, richtete er sich in einer seiner mechanisch anmutenden Bewegungen auf und lächelte mich an. Arc war mir ein guter Freund, obwohl Vater mich oft dafür auslachte, weil ich mit einem Technoiden sprach.
    »Hallo, Fyn«, sagte er und winkte mir mit seinem rechten Roboterarm zu.
    »Hallo, Arc.« Ich rang mir ebenfalls ein gequältes Lächeln ab.
    »Du siehst gestresst aus.« Seine Stimme klang blechern und hallte über den Flur. Die meisten Bewohner des Turms sprachen nicht mit ihm, er war eben nur ein Hausdiener, eine Halbmaschine, die wie die missglückte Kreuzung zwischen einem Menschen und einem Roboter aussah.
    »Mir geht es heute nicht gut«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    Arc legte den Kopf schief. »Ich weiß, was heute auf der Baustelle passiert ist. Es tut mir leid.«
    Es wunderte mich nicht, dass Arc davon gehört hatte. Die Bewohner der Burg sprachen in seiner Gegenwart so offen, als wäre er nicht anwesend. Alle behandelten ihn wie einen Gegenstand, und wenn ich genau darüber nachdachte, hatte ich ihn nie zuvor mit jemand anderem als mir sprechen sehen. »Ich glaube, mein Vater liebt mich nicht«, sagte ich. Eine Träne wollte mir ins Auge steigen, aber ich rang sie tapfer nieder.
    Arc erhob sich vom Fußboden, wobei seine mechanischen Beine knarrten und quietschten. Er ragte so hoch über mir auf, dass ich den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen zu sehen. »Meister Breanor braucht dich.« Mit seiner menschlichen Hand strich er mir über den Kopf. »Glaube mir, du bist mehr wert als alle Schätze des Königs zusammen.«
    Ich hielt es nur für den kläglichen Versuch, mich zu trösten, doch ich umschlang eines von Arcs Beinen mit beiden Armen und drückte mich näher an ihn heran. Körperliche Nähe, auch wenn es nur die eines Halbroboters war, tröstete mich. Erst als ich die Schritte von Joanna auf dem Flur hörte, löste ich mich von ihm. Arc ließ sich auf den Boden zurücksinken und setzte seine Arbeit an der Fußleiste fort, als wäre nichts vorgefallen. Das Kindermädchen würdigte den Technoiden keines Blickes.
    Joanna begleitete mich zu den Waschräumen, wo ich mir die Zähne putzte und das Gesicht wusch. Sie tadelte mich, weil ich mich vor ihr versteckt hatte und es schon längst Zeit sei, ins Bett zu gehen. Ich ertrug ihre Schimpftiraden und ließ mich von ihr zurück in mein Zimmer bringen. Als sie die Tür hinter mir schloss, durchfuhr mich ein Schreck. Ein weißhaariger Junge saß auf meinem Bett. Ich riss die Augen auf und machte einen Satz zurück, doch ein Schrei wollte meiner Kehle nicht entweichen. Ich hätte schwören können, im schwachen Schein des Mondlichts, das durch mein Fenster fiel, den geisterhaften Jungen von der Baustelle gesehen zu haben, doch als ich einmal blinzelte, war er verschwunden.

Kapitel 2
    Zauberwerk

    Im Hafenviertel von Elvar hielten sich achtbare Leute nur ungern auf, es sei denn, sie legten es darauf an, bewusstseinsverändernde Substanzen oder käufliche Liebe zu erwerben. Ich kann zwar nicht behaupten, derartige Absichten je gehegt zu haben, dennoch führte mich mein Weg des Öfteren in diese Gegend. Im Allgemeinen war man dort gegenüber Andersartigen toleranter als in den Vierteln der Wohlhabenden. Ein dunkelhaariger Alve mit blasser Haut vermochte zwar landesweit die Aufmerksamkeit der Leute zu erwecken, doch zwischen all den Pennern und verlotterten Vagabunden am Hafen war man anscheinend Schlimmeres gewohnt. Zudem führte mich mein Weg zum Schrottplatz am Hafen vorbei. Der Schrottplatz zählte zu

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