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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Aber sie hatte ihn unterschätzt.
    »Du gehst zu weit«, fauchte er sie an. Seine Augen flammten. »Halt dich zurück. Ich bin kein friedliebender Weiser der Fyrgar mehr, sondern ein Mensch in der Gestalt eines Flammenritters. Also fordere mich nicht noch einmal heraus!«
    Nefreta sagte nichts. Starrte ihn an, und selbst in seinem vor Zorn brennenden Verstand erweckte der veränderte Ausdruck ihrer Augen Verwunderung. Aldavinur sah, wie ihre Nasenflügel sich blähten. Sie witterte, schien seinen Geruch aufzunehmen.
    Und er nahm ihren Geruch auf. So sehr verließ er sich inzwischen auf seine Augen als seinen stärksten Sinn, so sehr Mensch war er inzwischen geworden, dass er die Abstumpfung seiner übrigen Sinne zugelassen hatte.
    Vergessen hatte, wie es war, zu wittern. Er war ein Narr!
    Er schloss halb die Lider und löschte das Feuer seines Zorns und seine durcheinandergeratenen Gedanken, jagte sie aus dem Verstand, damit nichts ihn stören konnte. So überließ er sich dem wahrsten und reinsten Sinn des Geruchs, der ihm einst alles bedeutet hatte. Der ihn nie im Stich gelassen hatte, der Wahrheit und Lüge gleichermaßen aufspürte und untrüglich voneinander unterscheiden konnte ...
    Ihm war, als würde sein Fell sich sträuben, und er brach in Schweiß aus. Statt seines Verstandes kochte nun sein Körper, geriet in Hitze. Unwillkürlich fletschte er die Zähne wie früher, auch wenn diese Geste in menschlicher Gestalt lächerlich anmuten musste.
    Sie lachte nicht. Sondern zog die Lippen ebenfalls von den großen weißen Zähnen zurück und knurrte ihn an, aber auf besondere Weise, die nichts Angriffslustiges an sich hatte. Duft strömte aus ihr, der ihn umgab wie eine Wolke. Der ihn halb verrückt machte. So vertraut, und doch so neu.
    Längst übte er keinen Druck mehr auf ihre Handgelenke aus. Längst hätte sie sich befreien können. Aber noch immer verharrten sie dicht aneinandergedrängt, an die Mauer gepresst, die Arme nach oben gereckt, die Finger plötzlich ineinander verschränkt, und betrachteten sich verwirrt.
    »Lúvenor, erleuchte mich«, stieß Aldavinur hervor. »Du bist ...«
    »... wie ich«, vollendete Nefreta den Satz voller Staunen.
    Nicht Schuppen, nicht Federn, nicht Hirschfell. Raubtier.
    Katze.
    Die Welt verschwamm vor seinen Augen, und Aldavinur glaubte, seine Gestalt wiedergefunden zu haben, als wäre er durch das Feuer gesprungen. Große Pranken und scharfe Krallen. Glänzendes blauschwarzes Fell. Ein peitschender Schwanz. Reißzähne, die aus dem Maul ragten. Lange, bewegliche Ohren, denen kein Geräusch entging.
    Und Nefreta ...
    Sie stieß ihn von sich und rannte davon, ins Licht hinaus, ein schlanker, fließender, gestreifter Schemen in Kupfer und Gold, mit langem Fell wie Seidenhaar. Als würde sie fliegen, so leichtfüßig lief sie dahin. Er sah sie, aber nicht mit den Augen, sondern mit der Nase und den Ohren, und er fühlte sie mit seiner Haut, mit den feinen Härchen darauf, die in den Windsog ihres Laufs gerieten, während er ihr hinterherstolperte.
    Dann klärte sich sein Blick, und seine Pupillen wurden weit und rund.
    Aldavinur spurtete los und folgte Nefreta, jagte sie über die Terrasse und die Stufen hinab, zwischen Säulenruinen hindurch und über jahrtausendealte Gräber. Sie blieb genau eine Sprungweite vor ihm, nicht mehr, nicht weniger.
    Schließlich, als sie den Rand der Ruhestätte erreichten und die Oase nur noch einen Sprung weit unter ihnen lag, stieß Aldavinur sich ab und machte einen gewaltigen Satz nach vorn, sprang wie im Angriff auf Nefreta und riss sie mit sich zu Boden. Ineinander verklammert rollten sie über den Rand, fielen von der Steinkante hinab auf grasbewachsene Erde, knurrten und fauchten und fletschten drohend die Zähne, doch das hatte nichts mit einem Kampf zu tun. Menschliche und tierische Gestalt vermischten sich, als beider Auren miteinander verschmolzen.
    Keuchend schnappten sie nach Luft, umschlangen sich mit Armen und Beinen, pressten sich aneinander, als wolle einer im anderen aufgehen. Atmeten sich gegenseitig ein und versanken in dem Wunder, das ihnen zuteil wurde.
    Nefreta kam schließlich obenauf und hielt Aldavinur fest. »Das gefällt mir in dieser Gestalt am besten«, flüsterte sie, und dann küsste sie ihn voller Leidenschaft.
    »Mir auch«, keuchte Aldavinur, als sie ihn erst nach langer Zeit wieder freigab. »Das ist schon fast alles wert.«
    Nefretas Augen glühten, und sie fletschte die Zähne diesmal zu einem breiten

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