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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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die Erste, die mir das sagt«, erwiderte er trocken.
    »Du glaubst, dass ein Heer eintreffen wird, und du glaubst, dass es diese verfluchte Stadt wirklich gibt. Wie kannst du das mit deinem Stand als Lehrmeister vereinbaren, der nur nach Wissen urteilt und entscheidet?«
    »Ich habe hier unten gelernt, dass man nicht alles wissen muss.«
    Sie verdrehte die Augen und gab es damit auf. Aldavinur war froh; die meiste Zeit lagen sie sowieso im Streit, weil ihre Auffassungen seiner Ansicht nach grundverschieden waren. Und weil Nefreta ihn nicht verstand.
    Nefreta war eine sehr stolze, unabhängige Frau und nahm ihre Aufgabe als Wächterin ernst. Sie war scharfsinnig und zog schnell Schlüsse. Und sie war unglaublich schön mit einer hell strahlenden Aura, die andere in ihren Bann schlug. Es war kein Wunder, dass sie die Anführerin der Flammenritter war.
    Aldavinur musste notgedrungen lernen, dass man ihr nicht so einfach widersprechen oder ihr Vorschriften machen durfte. Sie war anders als jede Frau, die er bisher kannte, und besaß einen genauso starken Willen wie er. Es war nicht leicht für ihn, sich auf jemand anderen einstellen zu müssen. Unter den Flammenrittern nahm sie denselben Rang ein wie er und ließ sich von seinem früheren Ansehen als Lehrmeister nicht im geringsten beeindrucken.
    Und dennoch trennten sich ihre Wege nicht, wenn sie Nekramantia durchstöberten, sie suchten stets gemeinsam nach Hinweisen auf Neluv, spornten sich gegenseitig mit Vorschlägen an.
    Wieso es dann immer wieder zum Streit kam, konnte Aldavinur sich nicht erklären.
 
    »Warum kommt Gondwin nicht zurück?«, fragte Nefreta eines Nachmittags, als sie und Aldavinur in einem Raum, der zur Terrasse hinausging, nach geheimen Riegeln und versteckten Gängen suchten. Es war möglich, dass Neluv so gründlich zugemauert worden war, dass es keinen echten Zugang gab. Das bedeutete, sie würden Mauer um Mauer, Boden um Boden abklopfen müssen, um Hohlwege zu entdecken. Sie mussten alles versuchen, und die Zeit drängte. Inzwischen war ein Botenfalk eingetroffen, der eine Mitteilung von Zuran brachte. Mehr als zehntausend Kämpfer waren mit ihm nach Nekramantia unterwegs. Sie gingen auf getrennten und möglichst abgeschiedenen Wegen, um die Schattenweber nicht aufmerksam zu machen.
    Die Flammenritter begrüßten die Nachricht überschwänglich, und Nefreta gab offen zu, dass Aldavinur nicht nur ein Träumer war. Doch gleichzeitig wies sie daraufhin, dass in Hasad mehr als zehnmal so viele Soldaten unter Waffen standen. »Aber die sind in Hasad, nicht in Barastie«, erwiderte Aldavinur gelassen und setzte die Suche nach Neluv fort. »Und wir sind weder in dem einen noch in dem anderen Land«, setzte Nefreta dagegen.
    Allerdings war Nefretas Frage, weswegen Gondwin nicht zurückkehrte, berechtigt.
    »Das ist so Gondwins Art, mir eine Lektion zu erteilen«, antwortete Aldavinur. »Er lässt mich allein mit der Schande, euch nicht helfen zu können.« Er verzog den Mund. »Gondwin hat längst nicht alles erfahren, was es über die Fyrgar zu wissen gibt. Einerseits ist er jetzt gespannt, was ich als Nächstes tun werde, andererseits meidet er eine vorzeitige Begegnung, weil es zum Kampf käme, und er braucht mich lebend. Er will mich von der Richtigkeit seines Handelns überzeugen, aus welchen Gründen auch immer.«
    »Und wenn er uns beobachten lässt?«
    »Wir haben keine Wahl, Nefreta.«
    Sie stieß ein zischendes Geräusch aus. »Du willst ein Oberbefehlshaber sein und hast nicht einmal einen Plan! Du handelst rein spontan, genau wie ein Mensch! Wenn du uns nicht getroffen hättest, wie würdest du Neluv in dieser kurzen Zeit allein finden wollen?«
    »Genauso, wie wir sie jetzt auch finden werden.«
    »Für wen hältst du dich eigentlich? Du bist so unglaublich überheblich, du glaubst alles zu wissen und betrachtest dich als unbesiegbar! Doch alles, was dir geblieben ist, sind diese armseligen Federn, die ...«
    Er hatte genug. Fuhr zu ihr herum, holte aus, stieß sie gegen die Wand, packte sie bei den Handgelenken und riss ihre Arme hoch, während er sie mit seinem ganzen Gewicht gegen den kalten Stein presste. Er spürte die Anspannung ihrer Muskeln, als sie versuchte, sich gegen ihn zu stemmen. Sie war eine unglaublich starke Frau, aber er war stärker als sie. Das konnten wahrscheinlich nicht viele Männer von sich behaupten, nach allem, was Aldavinur inzwischen über Nefreta wusste. Und erst recht nicht, sie überraschen zu können.

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