Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
Vom Netzwerk:
stöhnte vor Genuss. Sein Fell glänzte jetzt in der Sonne wie poliertes Metall, mit einem blauen Schimmer.
    »Und dann?«
    »Dann ging er durch das Feuer.« »Oh ...«
    »Nach tausend Jahren oder so. Letztendlich hatte er das Kindsein doch satt. Vor allem, weil er meistens hungrig zu Bett ging, denn sein Körper war nicht ausreichend entwickelt, um erfolgreich auf die Jagd zu gehen.« Aldavinur setzte sich auf, gähnte herzhaft und zeigte seine mörderischen Reißzähne.
    Efrynns Augen wurden rund. »D-du, Meister? Du sprichst von dir?«
    »Mhm.« Nun ging es an die ausgiebige Fellpflege. Kratzen, dass die Unterwolle in dichten Flocken davonflog, und das Deckhaar glattstreichen. »Ja. Ich war einmal genauso ein Tölpel wie du. Als es keine Fragen mehr zu beantworten gab, wurde mir langweilig, und ich wollte wissen, was mein Baiku nun wirklich war. Ich war so ... nun, ein Kind eben.«
    »Und was genau hat sich geändert?«, fragte Efrynn gespannt.
    Aldavinur richtete die rotgrünen Turmalinaugen auf ihn. »Ich habe eingesehen, dass ich nur deswegen nicht durch das Feuer ging, weil ich Angst hatte zu versagen, den Ansprüchen meiner Eltern und des Rates nicht zu genügen. Angst, dass in mich vergebliche Hoffnungen gesetzt würden. Und Angst vor dem, was aus mir werden mochte. Doch Angst, Efrynn, ist etwas sehr Wertvolles, sehr Kostbares. Sie warnt uns rechtzeitig vor Dummheiten, und sie hilft uns, einen kühlen Verstand zu bewahren. Wenn ...«
    Efrynn hielt den Atem an.
    »Wenn du dich nicht davon beherrschen lässt. Das darf niemals geschehen. Angst ist ein Teil von dir, du darfst sie nicht verleugnen, sondern du musst sie beherrschen. Nur dann kannst du dir vertrauen, und nur dann ...«
    Efrynn atmete aus und grinste. »... gehst du durch das Feuer.«
 
    Aldavinur fragte sich, ob die Felsspinnen, die schließlich auch Netze woben und auswarfen und andere damit fingen, nicht etwas über die Schattenweber wussten. Vielleicht war es eine verwandte, im Tiefland lebende, giftige Art, die plötzlich überhand genommen hatte und die nun über die Menschen herfiel und sie vergiftete.
    Aldavinur ging zu den Klingfelsen, fing eine Spinne, die groß genug war, stellte seine Frage und quetschte dann ihren Hinterleib, bis sie die Antwort mit Spinnfäden zeichnete, denn Sprechwerkzeuge besaßen diese Tiere nicht.
    Doch Aldavinur erhielt keine Antwort, nicht einmal einen Hinweis. Die Spinnen hatten noch nie davon gehört. Und sie lebten hier in den Bergen, schon bevor die Fyrgar kamen, und sogen mit der Beute auch Wissen auf, das sie an die Nachkommen weitergaben.
    Unbefriedigt musste der Lehrmeister aufgeben. Es wäre ja zu einfach gewesen! Vielleicht hatte Gondwin sich zum Abschied doch einen bösen Scherz erlaubt und Unruhe um nichts geschürt.
    Wo er jetzt wohl war? Hatte er die Gestalt der Wandelkrähe angenommen und war in seine Heimat zurückgekehrt? Aldavinur gab es nicht gern zu, aber er hatte sich tatsächlich an Gondwins Anwesenheit gewöhnt. Erst jetzt, da er nicht mehr da war, fiel es ihm auf. Sie hatten sich gut verstanden und zuletzt gemeinsam über verschiedene Dinge gelacht. Umso weniger konnte Aldavinur sein Verhalten am Schluss verstehen.
    In Gedanken versunken kehrte er kurz vor Einbruch der Dunkelheit zur Höhle zurück, wo Efrynn bereits schlief. Unruhig hielt Aldavinur Wache.
 
    Am nächsten Tag taute es.
    Efrynn versuchte verzweifelt, seine Skulptur so lange wie möglich zu erhalten, die ihm jedoch unter den Krallen zerfloss und jeden Tag neue, bizarre Formen annahm. Es versinnbildlichte ihm, dass er seine Entscheidung fällen musste, weil er das Gegenwärtige nicht halten konnte.
    Aldavinur war in diesen Tagen schlecht gelaunt, denn er hasste Tauwetter, wenn er tief im Schneematsch versank und kaum auf die Jagd gehen konnte. Hinzu kamen die Stürme als Vorboten des neuen Jahres, und er hatte das Gefühl, als würde immer mehr Dunkelheit den Himmel überziehen, anstatt dass es heller wurde, obwohl die Sonne schon viel höher stand und länger blieb. Wie ein Schleier, oder ein Netz.
    Beserdem kam ab und zu vorbei. Manchmal flog sie gleich wieder ab, wenn sie die mürrischen Mienen sah oder einen lautstarken Streit bis in den Himmel hinaufschallen hörte.
    »Was ist mit dir, o Lehrmeister?«, fragte sie Aldavinur einmal, als sie gemeinsam einen Spaziergang unternahmen. In den letzten beiden Nächten hatte es wieder starken Frost gegeben, tagsüber schneite es, und Aldavinurs Laune besserte sich ...
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher