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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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bin immer so zu dieser Zeit, wenn das Jahr zu alt geworden ist und in Verwesung und Fäulnis erstickt, überall sickert Leichengift heraus, bis nur noch blanke Gesteinsknochen übrig bleiben.«
    ... oder auch nicht.
    »Das ist es doch nicht allein«, fuhr sie behutsam fort. »Du bist aus dem Gleichgewicht geraten.«
    »Auch ich muss mich auf den Gang durch das Feuer vorbereiten, und das ist nicht leicht für mich.«
    Sie knispelte behutsam mit ihrem mächtigen Adlerschnabel an seiner dichten Halskrause, zupfte abgestorbene Wolle heraus und glättete das Deckhaar. »Ich bin auch verwirrt«, gestand sie. »Ich habe schon mit Resimbar und Sarundi gesprochen, doch sie konnten es mir nicht erklären, wieso man plötzlich weiß, dass es Zeit für die Dritte Stufe wird.«
    »Wenn du möchtest, bereiten wir uns zusammen darauf vor«, schlug er vor.
    Ihr Kopf ruckte hoch. »Du meinst ... ich ... ich könnte hier unten bleiben? Bei dir? Und du wärst mein Lehrer?«
    Er lachte. »Wenn du es willst, Beserdem. Doch ich glaube nicht, dass du irgendwelche Lehren benötigst.«
    »Du bist weiser als wir alle, Aldavinur. Ich lerne gern von dir.« Sie sah ihn bewundernd an.
    »Zuerst aber ist Efrynn an der Reihe«, sagte er lächelnd. »Du und Efrynns Eltern holen uns am besten ab, wenn es soweit ist. Das wird Efrynn freuen und ihm die Nervosität nehmen.«
    »Und wenn ich mit dabei bin«, Beserdem schlug schnabelklappernd mit den Schwingen, »kann er sich nicht einfach davonmachen, und du stehst am Ende nicht dumm da.«
    »Stimmt«, gab er vergnügt zu. Seiner Lehrmeisterin hatte er das nämlich angetan. Aldavinur war einfach fortgelaufen und erst viele Jahre später reumütig zurückgekehrt. Das sollte ihm anstelle seiner Lehrmeisterin nicht passieren.
 
    Der große Tag brach an. Das alt gewordene Jahr verabschiedete sich mit einem großen Sturm; der riss es mit sich fort und schleuderte es von den Bergen, von der ganzen Welt. Tauwetter jagte dem weichenden Schnee nach, holte ihn unbarmherzig aus Rinnen und Ritzen, aus den tiefsten Poren der Nordfelsen. Das ganze Tal troff und dampfte, Schmelzfälle rasten ins Tiefland. Die Sonne brauchte nun keine lange Dauer mehr, wenn sie sich aus ihrem Morgenbett erhob, hoch und stolz stieg sie empor, und alles wandte sich ihr zu. Rasch wurde es grün, dann bunt, und in den Hängen widerhallten die Rufe der Bergtiere.
    Nur der Wolkenreiter hielt sich zumeist verborgen, und Aldavinur fragte sich, was der Grund sein mochte, gerade jetzt. Einmal stieg er hinauf, doch er erreichte den Gipfel nicht, sondern wurde vorher von einem eisigen Sturm zum Umkehren gezwungen. Fast wie ein Sphärensturm, so kam es ihm vor. Aber weshalb sollte Lúvenor ihm zürnen?
    Oder ... war etwas anderes geschehen? Manchmal waren auch magische Ausbrüche die Ursache solcher Stürme, vielleicht ein Schutzbann ... oder ein Fluch.
    Der Wolkenreiter verhindert jeden Zugang, um weiteres Unglück zu vermeiden. Was geschieht nur mit uns?
 
    Beserdem, Resimbar und Sarundi trafen an einem wolkenlosen Vormittag ein. Efrynn begrüßte seine Eltern und die Grypha freudig, denn in den letzten Tagen war er sich sehr einsam vorgekommen, ja geradezu unerwünscht. Sein Lehrmeister hatte sich wortkarg und abweisend verhalten und ihn die meiste Zeit allein gelassen.
    Aldavinur schlich kurz darauf auf weichen Ballen lautlos heran. Aufmerksam und zugeneigt, so als wäre er nie fort gewesen.
    »Bist du bereit, Efrynn?«, fragte er seinen Schüler.
    »Ja, Meister«, antwortete der Junge feierlich.
    »Dann wollen wir gehen.«
    Hinauf in die Lieblichen Höhen, zur großen Sonnwendfeier. In zwei Tagen war es so weit. Aldavinur hatte gepackt, einen kleinen Beutel, in dem er die Dinge bei sich trug, von denen er sich nie trennte, sobald er länger als einen Tag unterwegs war: ein Ledersäckchen mit Glutsteinmehl und Glutsteinen, Heilkräuter und zwei Federn von Beserdem.
    Efrynn in ihrer Mitte stiegen sie die Hänge hinan, und Regenbogen rauschten auf der Oberfläche der schmelzenden Wasser des Adfall herab, dem Jungen zu Ehren, dessen Schuppen nicht weniger bunt glänzten. Doch oben herrschte weiterhin in Wolkendunst gehülltes Schweigen, über das die Sonne soeben hinwegkletterte, ohne es durchdringen zu können. Halb im Schatten und halb in der Sonne lag das Tal. Vögel schwirrten und sangen, überall waren Tiere unterwegs, denn sie wussten, dass sie jetzt nichts zu befürchten hatten. Auch die Beutejäger waren mit ihrem Nachwuchs beschäftigt,

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