Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch

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oder vom Sturm weggeblasen wird: Wozu soll das gut sein?«
    »Besitzlosigkeit ist ...«
    »Hör auf mit dieser Selbstgerechtigkeit! Nutzt doch endlich euer Wissen für sinnvolle Dinge, und löst Probleme, anstatt sie nur festzustellen!«
    »Du hast kein Recht dazu, uns zu maßregeln«, fauchte Aldavinur außer sich.
    »Und du kannst meine Frage nicht beantworten, hoch bewunderter Lehrmeister«, versetzte Gondwin spöttisch. »Erlerntes Wissen kannst du rezitieren, das ist auch schon alles. Anwenden kannst du nichts, du weißt doch nicht einmal, was ein Mann oder eine Frau ist!«
    Gelbe Krallen sprangen aus weichen Ballen. Aus Aldavinurs Brust drang ein tiefes Knurren.
    »Nur zu!«, sagte Gondwin herausfordernd. »Töte mich! Mach damit deine Bemühungen sinnlos. Es ändert nichts an der Wahrheit meiner Worte. Denk darüber nach!«
    Kurze Zeit sahen sie sich schwer atmend in die Augen.
    »Geh«, befahl Aldavinur dann schwer. »Du bist hier nicht mehr willkommen.«
    Gondwin spuckte aus. »Keine Sorge, ich habe schon zusammengepackt. Einen Kessel mit Glutsteinen und die restlichen Vorräte nehme ich mit, wenn du nichts dagegen hast, und das Fell, sonst komme ich nicht weit, und du musst mich wieder retten.«
    »Nimm dir alles, was du brauchst. Denkst du, das ist für mich von Bedeutung?«
    Gondwin streckte seine Haltung. »Weißt du, was du bist? Ein eingebildeter, überheblicher, erbärmlicher Versager! Du hast mir nie richtig zugehört, dich geschweige denn für mich interessiert. Du hast mir nie Fragen gestellt, weil du ja ein Lehrmeister bist, der lehrt, nicht lernt. Aber Wissen gibt es nie genug, verstehst du? Und ich weiß eine Menge Dinge, von denen du keine Ahnung hast. Ich lebe lieber mein kleines Leben als Halbkrahim, als so zu sein wie du!«
    Aldavinur wandte sich von ihm ab, es gab nichts mehr zu sagen.
    Kurz darauf machte Gondwin sich ohne Abschied auf den Weg.

6.

Netzschwinger

    Gondwin war fort, und Aldavinur kehrte zu seinem gewohnten Leben zurück. Allerdings bohrten die Vorwürfe des Mannes in ihm, und er grübelte jeden Tag darüber nach, was es mit diesen »Schattenwebern« auf sich haben mochte. War es ein Rätsel, das Gondwin gestellt hatte? Oder war es die Wahrheit? Brachten diese Wesen tatsächlich Tod und Vernichtung über das Reich Luvgar?
    »Meister?«
    Solange das Wetter anhielt, arbeitete Efrynn unermüdlich an seiner Skulptur, besserte nach, was wegschmolz, und verfeinerte die Darstellungen. Aldavinur ließ ihn gewähren, der Junge war durcheinander und musste erst mit sich selbst ins Reine kommen, bevor es an die letzten Lektionen ging. Seine Eltern hatten ihn gebeten, mit ihnen in die Lieblichen Höhen zu kommen, um sich dort auf den Gang durch das Feuer vorzubereiten, doch er hatte sich geweigert. Efrynn sah seine Ausbildung noch nicht als beendet an und wollte seinen Lehrer nicht verlassen.
    »Ja, Efrynn?«
    Der Junge kam um sein Kunstwerk herum, seine Schuppen schimmernd im hellen Licht, und sein scharfer Schatten bewegte sich vor Efrynn auf den Lehrmeister zu. Die Tage wurden länger, und Aldavinur, den das Fell schon ordentlich juckte, lag träge in einem bequemen Schneebett, beobachtete seinen Schüler, döste zwischendurch und schlug ab und zu mit dem Schwanz, um den schmachtenden Grauhaaken zu zeigen, dass er noch lebte.
    »Hat er recht gehabt?«, fragte Efrynn und blickte Aldavinur forschend an.
    Aldavinur wusste, von wem er sprach. Das beschäftigte den Jungen am meisten. »Was glaubst du, Efrynn?«
    »Ich weiß nicht, Meister. Als ich es dir gegenüber das erste Mal erwähnte, wurdest du sehr wütend. Also, dass wir keine Ahnung haben vom wahren Leben und so, wie Gondwin vorher schon einmal zu mir gesagt hatte.«
    »Inwiefern beeinflusst das deine Entscheidung, durch das Feuer zu gehen?«
    »Die Entscheidung liegt bei mir?«
    »Sicher. Du bist so weit, und das Feuer wird für dich bereitet werden, aber dass du den Schritt unternimmst, muss deiner festen Überzeugung entsprechen.«
    Efrynn ließ sich nachdenklich neben ihm nieder. »Und wenn ich es nicht tue?«
    Aldavinur rollte sich auf den Rücken und räkelte sich ausgiebig, rieb grunzend den Kopf in den Schnee. »Dann bleibst du ein Kind. So, wie du jetzt bist.«
    »Ist ... das schon einmal vorgekommen? Ich meine, dass jemand ein Kind geblieben ist?«
    »Ja«, antwortete Aldavinur knapp. Er sprang auf, schüttelte sich, stieß sich ab und landete bauchvoran in der Schneedüne, ruderte mit allen vieren hindurch und