Gabe des Blutes
Stimmbänder erstarrten, genau wie alles andere, als sie kam und kam. Als er sie in die Brust biss, war sie kaum noch so weit bei Sinnen, dass sie die brennende Hitze spürte, die von seinem Körper in ihren pulsierte. Schließlich fand er Erlösung in tiefen, befriedigenden Wellen, und er schrie auf, ein Schrei, der tief aus der Kehle kam. Er schien minutenlang in seiner Lust gefangen, ihr Zeitgefühl wurde verzerrt, als ein Orgasmus wie eine atomare Explosion ihr das Bewusstsein raubte. Als Reule schließlich die aufeinandergepressten Kiefer löste, lag Mystique in tiefer Ohnmacht.
17
»Ich liebe dich, Reule«, sagte sie schließlich.
Es waren die ersten Worte, die nach der ganzen Zeit, in der er versucht hatte, sie sanft zu wecken, aus ihrem Mund kamen. Er war zu grob gewesen, zu brutal. Schon wieder. Und sie war aufgewacht und hatte ihn mit diesen Worten auf wunderbare Weise freigesprochen.
Überwältigt blickte er hinab auf ihr Gesicht, während ihre Wimpern flatterten und ihre Augen funkelten wie silberne Prismen. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck von Befriedigung und – von Liebe. Für ihn. Er hatte in seinem Leben viel getan, um sich die Liebe und Ergebenheit von sehr vielen Menschen zu verdienen. Er war es gewöhnt, Liebe freudig und dankbar anzunehmen. Doch erst in diesem Augenblick erfuhr er, wie es sich anfühlte, wenn man die Liebe eines anderen brauchte und Angst hatte, dass man sie nicht wirklich verdiente.
Sie war so außergewöhnlich, so leidenschaftlich, so großartig. Sogar ihre Ängste, ihre Schwächen und ihre manchmal irritierende Sturheit nahmen sein Herz für sie ein. Jetzt war sie ganz benommen vor Wohlgefühl mit den ungehörigen Spuren seines Besitzanspruches auf sie, und sagte ihm, dass sie ihn liebte.
»Warum?«
Sie musste lächeln und strich mit belustigt blitzenden Augen über die Muskeln an seinem Arm.
»Wenn ich es nicht tue, lädst du mich wieder bei den Yesu ab.« Sie seufzte.
»Das ist nicht witzig«, fauchte er und beugte sich auf einen Ellbogen gestützt drohend über sie. »Mach dich ja nicht darüber lustig.«
»Na gut, dann stell mir nicht so eine lächerliche Frage, wenn ich dir das nächste Mal sage, dass ich dich liebe«, rügte sie ihn. »Ich schenke Vertrauen und Liebe nicht so einfach, und ich will nicht, dass es infrage gestellt wir, wenn ich es tue.«
»Das war eine berechtigte Frage«, beschwerte er sich. »Bis jetzt hast du dich zurückgehalten, und ich wollte wissen, was sich geändert hat.«
Das überraschte sie, und er betrachtete ihren verblüfften Gesichtsausdruck mit selbstgefälliger Zufriedenheit. »Zurückgehalten?«, fragte sie ein wenig nervös.
»Ich bin ein Empath, Schätzchen. Ich brauche kein Geständnis, um deine Liebe zu spüren. Aber du darfst nicht glauben, dass ich deshalb Geständnisse nicht genieße.«
Sie stieß ein leises schnaubendes Lachen aus. »Du wusstest also schon, dass ich in dich verliebt bin?«
»Nun, ich war mir ziemlich sicher.« Er schmunzelte.
»Nun, ich nicht«, beschwerte sie sich. »Nicht, solange ich nicht wusste, wer ich bin. Es war, als würdest du nur die Hälfte von mir bekommen, und ich wusste auch, dass ich so nicht liebe.« Sie strich ihm sanft über die Bartstoppeln. »Das hat sich geändert. Ich weiß jetzt alles über mich. Man kann nicht etwas geben, was man nicht besitzt. Jetzt wo ich alles habe, schenke ich mich dir.«
»Mmm, nein. Nur dein Herz. Schenk mir nur dein Herz. Alles andere gehört dir, Kébé . Ich will dir nichts von deiner Unabhängigkeit oder von deinen Rechten nehmen, wie es deine Leute so herzlos getan haben.«
»Nur mein Herz?« Sie hob eine Braue.
»Nun, und gelegentlich diesen reizvollen Körper als Leihgabe«, ergänzte er mit einem Grinsen und beugte sich über sie, um über eine der Wunden zu lecken, die er ihr erneut zugefügt hatte. »Und deine Loyalität.« Er dachte einen Augenblick nach. »Treue. Treue ebenfalls.«
»Ich weiß nicht … die Liste wird langsam furchtbar lang«, beschwerte sie sich. Sie begann zu kichern, als er zur Strafe an ihrem Ohrläppchen knabberte. »Warum sagen wir nicht einfach, dass wir einander genau das geben, was wir vom anderen bekommen, solange wir leben.«
»Das klingt verdächtig nach Eheversprechen.« Er grinste. »Ich denke, ich werde den Minister bitten, das bei der Zeremonie hinzuzufügen.«
»Und wann soll das sein? Es macht mir nichts aus, die Yesu in dem Glauben zu lassen, dass ich Prima bin, aber ich werde nicht vor deinen
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