Gaelen Foley - Knight 01
sen.
„Ich habe nicht die Absicht, mich wegen dir lächerlich zu machen, Belinda Hamilton. Wir beide hatten Zeit, die Sache zu überdenken. Vieheicht ist dein Temperament mit dir durchge- gangen, als du einfach davongestürmt bist. Das will ich dir gern nachsehen, aber bei Gott, ich werde nicht vor dir auf den Knien rutschen. Komm zu mir zurück, dann stehe ich keine weiteren Fragen. Ich bin sogar bereit, dir das hier zu geben, wenn es deine Eitelkeit befriedigt.“ Er griff in seine Westenta- sche und zog ein gefaltetes Stück Papier heraus.
Mit finsterer Miene gab er es ihr, doch als sie ihn misstrau- isch anschaute, hätte sie schwören können, dass in den Tiefen seiner Augen Furcht lauerte.
„Was ist das?“
„Mach es auf.“
„Du willst mich mal wieder herumkommandieren? Wie du meinst.“ Sie faltete das Papier auf und las, was darauf stand. Mit angehaltenem Atem beobachtete Hawk sie dabei. Er hat- te panische Angst vor ihrer Reaktion. Beinalle hätte er sie doch auf Knien angefleht, zu ihm zurückzukommen. Gierig be- trachtete er das geliebte, vertraute Gesicht.
Ich brauche dich, dachte er. Ohne dich bin ich verloren. Sie holte tief Atem, und dann funkelte sie ihn an. „Carte blanche?“
Er nickte verstört, denn in ihrer Stimme lag ein harter Ton, den er nicht verstand. Das wolltest du doch von Anfang an. Es bedeutet, dass ich dir so vertraue wie mir selbst, wollte er sa- gen, brachte es aber nicht über die Lippen.
„Hat Harriette dir nicht mitgeteilt, dass ich keine Kurtisane mehr bin?“
Beunruhigt runzelte er die Stirn. Ihm fiel ein, dass Harriette irgendetwas in dieser Richtung geäußert hatte, doch in seinem Eifer, Belinda zurückzugewinnen, hatte er nicht richtig hinge- hört.
„Sie hat es dir nicht gesagt?“
„Doch, aber – ich bin es doch, der dich fragt, Belinda. Nicht Worcester oder Leinster oder sonst wer. Zu mir wirst du doch bestimmt kommen. Ich mache dich ... glücklich. “
„Schau dich um, Robert!“ rief sie empört aus. „Sieht das wie das Boudoir einer Hure aus? Trage ich feine Kleider? Nein. Ver- stehst du? Ich bin jetzt eine ganz normale Frau. Ich führe ein zurückgezogenes, unabhängiges Leben, und zufällig gefällt es mir. Du kannst dich mit deiner Earlstochter und deinem prachtvollen Namen trösten; ich habe meine Arbeit. Du brauchst mich nicht mehr, und wie du siehst, brauche ich dich auch nicht.“
„Aber ich brauche dich schon“, erwiderte er elend.
Mit zitternder Hand hielt sie das Papier hoch. „Und so zeigst du es mir? Du bietest an, mich zu kaufen? Wessen Idee war das? Lord Coldfells?“
Er schluckte. „Sag Ja, Belinda. Nichts bedeutet mir etwas ohne dich.“
„Ich bin nicht länger bereit, die Hure zu spielen, egal für wen, Robert. Nicht einmal für dich“, entgegnete sie, zerriss die carte blanche in winzige Fetzen und warf sie ihm ins Gesicht.
Wie betäubt starrte Hawk sie an, während die Papierfetzen
neben seinen Stiefeln zu Boden fielen.
Belinda hob das Kinn, ging zur Tür und hielt sie für ihn auf. Langsam erkannte er, dass es ihr wirklich ernst war.
Erschrocken schaute er sie an und hatte das Gefühl, als sähe er sie zum ersten Mal, nun ohne die bunte Aufmachung der Kurtisane, ohne die eisige Fassade, die sie nicht länger brauch- te. So ist sie gewesen, bevor Dolph Breckinridge über ihr Le- ben hereingebrochen ist, dachte er staunend.
„Bitte geh jetzt.“ Stolz und stark stand sie da, durch seine Liebe geheilt, aber nunmehr zornig wie ein Racheengel mit gold glänzendem Haar.
Bravo, hätte er am liebsten gerufen. Doch er starrte sie nur ehrfürchtig an und begriff: Ich werde diese Frau mein Leben lang lieben.
Benommen ging er hinaus. „Übrigens“, sagte sie und warf den Kopf zurück, „wünsch mir Glück. In vierzehn Tagen hei- rate ich Mick Braden.“
21. KAPITEL
Mick Braden heiraten?
Am Tag darauf war er immer noch wie betäubt von ihrer An- kündigung. Er ließ das Frühstück unberührt in die Küche zu- rückgehen. Müde und erschöpft von einer weiteren schlaflosen Nacht wankte er durch die Eingangshalle von Knight House und hinaus in die grelle Sonne.
Er hatte sich mit dem Innenminister in seinem Club verabre- det und war spät dran. White’s war gleich um die Ecke, deswe- gen ging er immer zu Fuß. Das tat er auch jetzt, wühlte dabei in seinen Unterlagen über die Gaunerschulen, in denen Kinder zu Verbrechern ausgebildet wurden.
Mick Braden, dachte er bitter, während er den Club betrat. Mick Braden
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