Gaelen Foley - Knight 02
würdevolle Gefährtin, stand an der Wand, bereit einzuspringen, wann immer sie gebraucht wurde, doch Alice fiel auf, dass sie den blonden Lord Alec, den jüngsten Knight-Bruder, der noch keine dreißig war, voll hilfloser, schmerzlicher Verliebtheit betrachtete. Alec war
ein modebewusster junger Draufgänger, der seine Freunde gnadenlos aufzog, seine Feinde mit königlicher Verachtung strafte und schön wie Adonis war – womit er normalerweise alles erreichte, was er sich in den Kopf gesetzt hatte.
Was Damien anging, so war er vor einer Woche zum Earl of Winterley ernannt worden und hatte ein Herrenhaus und vierhundert Hektar Grund in Berkshire erhalten. In der Kir- che hatte er stolz seine Pflichten als Luciens Trauzeuge er- füllt, doch wirkte er immer noch ruhelos. Alice machte sich Sorgen um ihn.
Bald darauf war sie mit Bel und ein paar Damen aus der Nachbarschaft in ein Gespräch über Babys vertieft. Da bei- de Frauen weder Schwester noch Mutter hatten, nahm Alice lebhaft Anteil an der Aufregung, welche die junge Herzogin anlässlich ihrer ersten Schwangerschaft verspürte. Ausführ- lich diskutierten sie die Gestaltung der Kinderräume, mög- liche Vornamen, ob man eine Amme engagieren, wann das Kind entwöhnt werden sollte und wie viele Kinder sie einmal haben wollten.
In diesem Augenblick kam Harry in den Salon gefegt, sei- nem Kätzchen auf der Spur. Es handelte sich um den Streu- ner aus dem Garten ihres Londoner Stadthauses, den er auf Luciens Fürsprache hin doch noch mit nach Hause hatte nehmen dürfen. Das Kätzchen hatte sich zum Sofa geflüch- tet und kletterte nun an Mr. Whitbys Hosenbein hinauf. Der alte Mann schrie auf, was Lucien sofort auf ihn aufmerksam machte.
Elegant in einen taubengrauen Frack mit langen Schößen gekleidet, wandte sich der Bräutigam, der bei seinen Brü- dern stand, gerade noch rechtzeitig um, um das Kätzchen einzufangen. Dann drehte er sich zu Harry um, der schon un- geduldig herumhüpfte und sein Kätzchen wiederhaben wollte.
Als Lord Alec ihn aber packte und in die Luft warf, begann Harry laut zu juchzen, und als er ihn dann mit dem Kopf nach unten baumeln ließ und sanft auf dem Sofa absetzte, kannte Harrys Begeisterung keine Grenzen mehr. Er rappel- te sich sofort auf, rannte zu Alec zurück und wollte noch ein- mal in die Luft geworfen werden.
„Wie schön, dass du endlich mal einen Freund gefunden hast, der es mit dir an Reife aufnehmen kann“, meinte Ro-
bert trocken.
Alec ließ sich davon nicht im Mindesten beeindrucken, auch wenn sich die Gäste ringsum auf seine Kosten amüsier- ten. Lucien hatte jedoch Alices Blick aufgefangen. Sie sahen einander quer durch den Raum voll liebevoller Glut an. Ver- stohlen blickte er zur Tür und zog dann diskret fragend eine Augenbraue hoch. Alice zwinkerte ihm verschmitzt zu.
Kurz darauf entschuldigte sie sich bei Bel und den anderen Damen und stahl sich davon, um sich in aller Stille mit ih- rem Lord Luzifer zu treffen.
-ENDE-
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