Gaelen Foley - Knight 02
ausgeschickt, damit du die Schmutzarbeit für ihn erle- digst?“
„Zum Teufel mit dir, Argus!“ spie sie ihm entgegen, seinen Decknamen benutzend. „Aus mir kriegst du nichts raus! Er bringt mich um, wenn ich mit dir rede! Du weißt, dass er dich mehr hasst als alle anderen Engländer zusammen!“
„Verrat mir, warum du Rollo Greene ermorden solltest“, meinte er ruhig, „und zwar ein bisschen plötzlich.“
„Du würdest einer Frau doch nichts antun!“ rief sie, doch als Lucien ihr die Kehle noch etwas fester zudrückte, spür- te er, dass ihr Puls vor Angst raste.
„Im Gegenteil, meine Liebe. Einer Dame würde ich nichts tun. Dich könnte ich ersäufen wie eine Ratte. Mr. McLeish, sicher haben Sie Madame Voznesensky nach Waffen durch- gesucht?“
„Äh, nein, Mylord“, erwiderte der Schotte. „Sie hat sich zu heftig gewehrt.“
„Haltet sie fest“, befahl Lucien den anderen beiden. „McLeish, Sie haben die Ehre.“
„Oh, Argus“, schmollte Sophia und räkelte sich wollüstig, „willst du das nicht machen? Du hast so sanfte Hände.“
„Vergiss es, Sophia. Einst hast du Russland geliebt, aber jetzt dienst du nur noch Bardou.“
„Glaubst du, ich hätte irgendeine Wahl?“ entgegnete sie scharf und versetzte dem Schotten einen Schlag mit der Faust. „Nehmen Sie gefälligst die Hände weg!“ An Lucien gewandt fuhr sie fort: „Wenn Bardou einen um einen Gefal- len bittet, dann tut man es oder man stirbt. Du wirst mich schon umbringen müssen, denn wenn ich Bardou verrate, bin ich so gut wie tot!“ stieß sie hervor und trat McLeish kräftig gegen das Schienbein.
Stöhnend ging der Schotte zu Boden.
„Sophia“, meinte Lucien erbost.
„Dann soll er mir nicht wehtun, Lucien. Durchsuch du mich. Ich werde brav sein, ehrlich“, flüsterte sie, ver- schränkte die Arme über dem Kopf und bot sich ihm mit ei- nem schwülen Blick dar.
Lucien musterte sie, schaute ihr in die Augen und verzog das Gesicht. Er ahnte, was in ihr vorging. Vielleicht hoffte sie ja, dass die Nacht, die sie einstmals miteinander ver- bracht hatten, ihm irgendetwas bedeutete. Eine müßige Hoffnung. „Sag mir, was du weißt, dann beschütze ich dich vor Bardou.“
„Du kannst mich nicht vor ihm beschützen. Das kann nie- mand.“
„Dies ist deine Chance, dich von ihm zu befreien. Welchen Auftrag haben ihm die Amerikaner erteilt? Welche Informa- tionen wollte Greene mir verkaufen? Vertrau mir, Sophia! Ich bringe dich in Sicherheit.“
„Das kannst du nicht. Das wirst du nicht.“ Sie schüttelte seine Hände ab, als er begann, sie zu abzutasten. „Lasst mich in Ruhe! Ihr alle! Ich bin eine Agentin des Zaren! Ich verlange, dass ihr mich sofort zur Russischen Botschaft nach London bringt. Ich habe meine Rechte!“
„Gar nichts hast du“, knurrte Lucien.
In der darauf folgenden Befragung wechselten Verbalat- tacken und Sophias nervtötende Verführungsversuche ei- nander ab. Sophia wehrte auch weiterhin jede Anstrengung
ab, ihr die Waffen abzunehmen – und Gott allein wusste, wie viele Pistolen und Messer sie unter ihren Röcken verbarg. Lucien hatte Angst, sie zu stark zu bedrängen, weil er glaubte, er könnte sie noch dazu überreden, zu ihnen über- zulaufen, doch er wurde nervös, als immer mehr Zeit ver- strich und er mit allem Schreien und Drohen keinen einzi- gen Schritt weiterkam.
So entschlossen war sie in ihrer Weigerung, ihm auch nur das Geringste zu verraten, dass er allmählich befürchtete, er würde wirklich unangenehm werden müssen. Er versuchte weiterhin nach Kräften, sie so einzuschüchtern, dass sie mit ein paar Informationen herausrückte.
„Warum hast du Greene umgebracht? Was wusste er denn Wichtiges?“
„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte sie und starrte ihn zornig an.
„Wo ist Bardou? Hier in England?“
„Ich weiß nicht.“
„Warum beschützt du dieses Monster?“ schrie er ihr ins Gesicht.
„Ich beschütze mich selbst! Er bringt mich um!“
„Was glaubst du denn, was ich mit dir anstelle, Sophia? Sieh dich um. Wo ist dein Liebhaber jetzt? Er ist nicht hier, um dich zu retten. Hier kann dir niemand helfen, weder Bardou noch sonst jemand. Deine einzige Hoffnung bin ich.“
„Du machst mir keine Angst“, brüllte sie zurück. „Du bist nicht wie er. Warst du nie. Du würdest mir nicht einmal im Zorn antun, was er nur so zum Vergnügen macht.“ Sie schloss die Augen, als wäre sie plötzlich erschöpft, und lehnte den Kopf an die Wand. „Oh, küss mich,
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