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Gai-Jin

Gai-Jin

Titel: Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Kanonen und Geschütze und können innerhalb von zwei Monaten aus unserer Festung in Hongkong weitere acht- bis neuntausend britische und indische Infanteristen abrufen.« Er spielte mit seinen Goldtressen. »Es gibt kein einziges Problem, das Ihrer Majestät Truppen unter meinem Oberbefehl nicht umgehend lösen könnten.«
    »Ganz Ihrer Meinung«, sagte der Admiral unter zustimmendem Gebrüll. Als es ruhiger wurde, erkundigte sich Seratard katzenfreundlich: »Dann befürworten Sie eine Kriegserklärung?«
    »Keineswegs, Sir«, antwortete der General, der den Franzosen ebensowenig mochte wie der ihn. »Ich sagte nur, wir können alles unternehmen, was notwendig ist, wann es notwendig ist und wenn wir gezwungen sind, es zu tun. Ich hätte gedacht, daß dieser ›Zwischenfall‹ eine Angelegenheit ist, die unser Minister zusammen mit dem Admiral und mir ohne unangemessene Debatte lösen könnte.« Einige zustimmende Rufe, viele mißbilligende, und jemand rief: »Wir sind es doch, die mit unseren Steuern euch Arschlöcher bezahlen, also haben wir das Recht zu bestimmen. Schon mal was von Parlament gehört?«
    »Eine französische Staatsangehörige war betroffen«, betonte Seratard hitzig inmitten des Lärms, »daher ist auch die Ehre Frankreichs betroffen.« Pfiffe und anzügliche Bemerkungen über das junge Mädchen.
    Wieder schwang Sir William den Hammer und ermöglichte es damit Isaiah Adamson, dem amtierenden amerikanischen Gesandten, kühl festzustellen: »Der Vorschlag, wegen dieses Zwischenfalls Krieg zu führen, ist unsinnig, und die Vorstellung, einen König in ihrem souveränen Land zu rauben oder zu überfallen, absolut wahnsinnig – nichts als anmaßender, typisch imperialistscher Hurrapatriotismus! Wir sollten zunächst die Bakufu informieren und sie dann bitten…«
    Gereizt entgegnete Sir William: »Dr. Babcott hat sie bereits in Kanagawa informiert. Sie haben jegliche Kenntnis von dem Zwischenfall geleugnet und werden dies höchstwahrscheinlich auch weiterhin tun. Ein britischer Staatsbürger ist brutal ermordet, ein weiterer schwer verwundet und, was unverzeihlich ist, unser bezaubernder junger ausländischer Gast beinah zu Tode erschreckt worden, und diese Untaten, wie Mr. McFay sehr richtig betont, wurden zum erstenmal von identifizierbaren Verbrechern begangen. Die Regierung Ihrer Majestät wird sie nicht ungestraft lassen…« Minutenlang wurde er von wilden Jubelrufen zum Schweigen verurteilt, dann ergänzte er: »Das einzige, worüber wir zu befinden haben, ist das Strafmaß und wie und wann wir vorgehen wollen. Mr. Adamson?« wandte er sich an den Amerikaner.
    »Da wir nicht betroffen sind, habe ich keinen offiziellen Vorschlag zu machen.«
    »Graf Sergejew?«
    »Mein offizieller Rat«, antwortete der Russe vorsichtig, »lautet, daß wir Hodogaya überfallen und es genau wie alle Satsumas in tausend Stücke zerschlagen sollten.« Er war Anfang Dreißig, aristokratisch und bärtig, Leiter der Gesandtschaft von Zar Alexander II. »Gewalt – massiv, brutal und unmittelbar – ist die einzige Diplomatie, die die Japaner jemals verstehen werden. Meinem Kriegsschiff wäre es eine Ehre, den Angriff anführen zu dürfen.«
    Eine seltsame Stille folgte. Hab ich mir gedacht, daß du das sagen würdest, sinnierte Sir William. Und ich bin nicht sicher, ob du ganz unrecht hast. Ach, Rußland, du wundervolles, außergewöhnliches Rußland, wie schade, daß wir Feinde sind. Die schönste Zeit meines Lebens habe ich in St. Petersburg verbracht. Trotzdem werdet ihr nicht bis in diese Gewässer vorstoßen; letztes Jahr haben wir eure Invasion der japanischen Tsushima-Inseln gestoppt, und dieses Jahr werden wir euch daran hindern, auch Sachalin noch zu erobern.
    Der Preuße faßte sich kurz. »Ich habe in dieser Angelegenheit keinen Ratschlag, Herr Generalkonsul, es sei denn, offiziell zu erklären, daß meine Regierung es als eine Angelegenheit ausschließlich Ihrer Regierung und nicht als die Sache geringerer Parteien betrachten würde.«
    Seratard errötete. »Ich halte…«
    »Vielen Dank für Ihre Ratschläge, Gentlemen«, sagte Sir William energisch, um dem Streit zuvorzukommen, der sich zwischen den beiden anbahnte. Die gestrigen Depeschen aus dem Foreign Office in London hatten berichtet, daß England schon bald in einen weiteren der endlosen europäischen Kriege hineingezogen werden könnte – diesmal geführt zwischen dem angriffslustigen, stolzerfüllten Frankreich und dem angriffslustigen,

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