Gaisburger Schlachthof
Verletzungsschmerz freigesetzt wurden und auch das langsame Schmerzsystem vorübergehend ausschalten konnten.
Der Cocktail, den Dr. Eisele wählte, enthielt Ratlosigkeiten wie den Blutgerinnungshemmer Heparin, den entzündungshemmenden Wirkstoff Dimethylsulfonid und leider auch Kampfer zum Spannungslösen. Er ging mir so schnell ins Blut, dass mir, kaum stand ich senkrecht, die Luft wegblieb, das Herz aus dem Hals sprang und ich unverzüglich wieder zu Boden ging.
»Hups!«, sagte Dr. Eisele.
Anschließend brachte man mich mit Blaulicht ins Katharinen-Hospital. Am Nachmittag weilte ich wieder unter den Lebenden und entschuldigte mich telefonisch in der Redaktion.
Die Sekretärin sagte: »Ein Herr Dr. Weber hat angerufen.«
Beflügelt vom hohen Wirkungsgrad ärztlicher Maßnahmen und vorübergehend beinahe schmerzfrei, trat ich, bevor ich das Krankenhaus verließ, bei Sally ein.
Sie regte sich fürchterlich auf und beschimpfte mich, so gut das mit dem Astrolabium um ihre Gosche ging.
Sie hatte ja recht. Ich hätte diesem Trottel von Arzt unbedingt sagen müssen, dass ich gegen Kampfer allergisch war. Außerdem behandelte man Prellungen mit Eisbeuteln, Aspirin und Geduld.
30
Als ich in meiner Wohnung eintrudelte, fand ich Richard in meinem Schlafzimmer vor. Er kniete auf den Dielen und sichtete den Inhalt meiner Bücherkisten. Der Geschlechtertausch war auf dem Weg, sich unterm Bett zu verkriechen.
»Und wo ist dein Durchsuchungsbeschluss?«, fragte ich munter.
Er fuhr herum. »Deine Oma Scheible war so nett, mich einzulassen.« In seinem Gesicht war ein schräger Zug.
»Das ist nicht meine Oma«, bemerkte ich. »Und was suchst du hier? Oder kannst du dich nur in deinem Amt nicht mehr blicken lassen, weil sie dich sonst verhaften würden?«
Richard stand auf. »Entschuldige, Lisa, mir ist nicht zum Lachen.«
»Ah! Dann weiß Staatsanwältin Meisner inzwischen, dass du Schillers Leiche als Erster gesehen hast.«
Er schüttelte den Kopf. »Wenn Weininger es ihr nicht gesagt hat …«
»Bist du verrückt? Du musst es Meisner sagen, bevor es Weininger tut, und er wird es tun.«
»Das glaube ich nicht. Er müsste nämlich befürchten, dass ich ein paar Bemerkungen über seine eigenmächtigen und nicht gerade rechtsstaatlichen Aktionen von gestern fallen lasse.«
»Aber wäre das nicht Behinderung der Ermittlungen, wenn ihr Meisner über die Identität der Fingerabdrücke auf der Drückbank im Unklaren lasst?«
»Danke für die Rechtsbelehrung. Allerdings hätte ich Meisner dazu auch im Amt antreffen müssen. Leider hatte ich heute etliche Außentermine und eine Lagebesprechung bei der Steuerfahndung, denn wir haben morgen eine Durchsuchung. Und heute Nachmittag war wiederum Meisner nicht anwesend.«
Ich grinste ihm ein Feigling ins Gesicht.
»Außerdem ist das auch gar nicht meine Aufgabe. Schließlich bin ich in diesem Fall nur Zeuge. Meisner könnte es als Einmischung in ihre Angelegenheiten auffassen, wenn ich ihr die Ermittlungsergebnisse Weiningers bezüglich der Identität von Fingerabdrücken mitteilte. Eine Quotenhexe wie Meisner fühlt sich doch immer gleich auf den Schlips, Pardon, auf die Zehen getreten.« Richard betrachtete finster sinnierend mein Bett. Es war keine dieser breiten Bettlandschaften, die sich für alle Eventualitäten rüsteten.
»Und was hast du eben in meinen Bücherkisten gesucht?«, fragte ich.
Er blickte auf. »Lisa, ich muss dich fragen, woher du die Packung Adipoclear hast, die Weininger dir abgenommen hat.«
»Fängst du jetzt auch damit an? Sag bloß, du hast in meinen Büchern noch mehr von dem Zeug gesucht.« Ich musste lachen. »Was habt ihr nur alle damit? Es ist ein Blutfettsenker mit Adrenalin und wirkt wie Ecstasy. Was weiter?«
»Wo hast du es her, Lisa?«
»Warum willst du das wissen? Hast du mir nicht eben erklärt, dass du dich nicht in Meisners Fall einmischen willst?«
»Sei so gut, sag es einfach.«
»Und dann haust du wortlos ab und lässt mich in Rätseln zurück.«
»Du verkaufst deine Informationen nie unter Preis, hm? Also gut. Ich hatte heute unter anderem auch im Landeskriminalamt zu tun. Bei der Gelegenheit habe ich einem Freund von mir guten Tag gesagt, einem Chemiker. Und der hat mir gewissermaßen brühwarm etwas erzählt, was ihn gerade sehr beschäftigte. Man hat in deinen Adipoclear-Kapseln Verunreinigungen gefunden, und zwar von Bakterien.«
»Bakterien?«
»Wie es aussieht eine Acetinobacter-Art, die im Boden vorkommt und
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