GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
ich seine Richtung an. Zwischen Gebüschen, in der Nähe eines Felsens, fand ich acht Männer kreisförmig um ein Lagerfeuer hocken. Jeremia saß mit dem Rücken zu mir, aber ich wusste sofort, das ist er, der da gelangweilt mit einem Stock im Feuer herumstocherte. Zu seiner Rechten sein bester Freund Gerrit. Sie waren zusammen aufgewachsen, hatten gemeinsam die Universität besucht. Noch während ihrer Militärausbildung stiegen sie von Kriegern zu Mastern auf. Dies hatte ich während früherer Wanderungen erfahren.
Ich schlich mich noch näher heran, bis ich unmittelbar hinter Jere-mia stand, dabei bemerkte ich sofort, dass seine Haltung sich veränderte. Sogleich drehte er sich zu mir um. Er blickte durch mich hindurch in die Dunkelheit und lauschte. Um sein Gesicht besser sehen zu können, kniete ich mich vor ihn. „Hier bin ich", hauchte ich ihm zu, während er weiterhin in den Wald stierte. Mit meiner Hand strich ich ihm über seine Wange. Instinktiv hob auch er seine Hand und legte sie darauf, wie das letzte Mal, als wir bei Narissa und ihrem Vater gewesen waren.
Er fühlte etwas. Er fühlte mich. Ich war entzückt.
„Ich wünschte, du wüsstest, wie sehr ich dich brauche", sagte ich.
Sein Blick veränderte sich. Es sah so aus, als ob er mich anschaute.
„Kannst du mich sehen?" Ich bekam natürlich keine Antwort auf meine Frage, er konnte mich ja nicht hören, trotzdem schien er mich anders wahrzunehmen.
„Was tust du da, Jeremia?", schnaubte Gerrit verächtlich.
„Ich weiß auch nicht. Ich habe das Gefühl, dass wir beobachtet werden. Dass ich beobachtet werde. Ich verstehe das nicht", antwortete Jeremia verwirrt.
„Geht das schon wieder los. Ich dachte, das hätten wir abgehakt. Wir befinden uns im Krieg, wahrscheinlich bist du nur überempfindlich."
„Das hat nichts mit dem Krieg zu tun. Ich fühle nichts Unangenehmes. Es fühlt sich gut an. Als würde etwas über mich wachen", beschrieb Jeremia.
Ich hörte seine Worte, und es löste in mir ein Kribbeln aus. Es freute mich, dass er mich als etwas Positives wahrnahm.
„Wenn du meinst. Vielleicht wachen Schutzgeister über uns. Das soll mir recht sein, Jeremia. Wir brauchen in diesem Krieg jede Hilfe, die wir bekommen können."
Jeremia schaute noch einmal zu mir rüber und wandte sich langsam wieder dem Feuer zu. Er wirkte nachdenklich. Die Flammen loderten nun kleiner als zuvor. „Es wird Zeit, dass wir endlich schlafen. Morgen ist ein anstrengender Tag. Wir werden die Brücke nach Kalander überqueren, und wir sollten ausgeruht sein, wenn wir dem Volk begegnen", gähnte Jeremia.
Die Männer nahmen eine liegende Position ein und deckten sich mit ihren Mänteln zu. Die harten Satteltaschen dienten als Kopfunterlage.
Ich beobachtete sie, bis sie alle außer Jeremia schliefen. Er lag auf dem Rücken und starrte in den Himmel.
Morgen sollte er nach Kalander kommen. Mein Herz machte einen Freudensprung. Ich musste ihn sehen, aber wie sollte ich es anstellen? Wahrscheinlich besuchten sie unsere Hauptstadt Kanas, um mit unserem Herrscher Fisius zu verhandeln. Danach würden sie die frisch registrierten Rekruten begutachten. Also auch meine Brüder. Ich nahm mir fest vor, meine Eltern zu überreden, dass wir sie begleiten sollten, um noch so lange wie möglich mit ihnen zusammen sein zu können. Tante Lana würde sich über unseren Besuch ganz sicherlich freuen. In meinem Kopf setzte sich schon ein Plan zusammen.
Ich wollte ihm leibhaftig gegenübertreten. Ich musste.
Ich kniete mich neben ihn. So schön sah er aus. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung. Er schlief immer noch nicht.
Worüber grübelte er?
War es der Krieg oder das Gefühl, jemanden zu spüren?
Ich sah ihn im schwachen Licht des Feuerscheins an und mein Verstand setzte kurz aus. Mein Verlangen, ihn zu berühren und ihn zu küssen, nahm Überhand. Vorsichtig näherte ich mich seinem Gesicht. Seine Lippen standen leicht offen. Er schaute mich an, zumindest stellte ich mir das vor. Ich hauchte ihm einen leichten Kuss auf den Mund und auch wenn ich ihn nicht wirklich berühren konnte, löste dieser Kuss wahren Zauber in mir aus. Wärme füllte meine Seele. Ich musste lächeln, es machte mich glücklich.
Wie es wohl wäre, wenn ich ihn wirklich küssen könnte, wie würde sich das erst anfühlen? Aber es war nur ein Traum, im Moment nur ein Wunschdenken. Wie töricht ich mich benahm.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, stirnrunzelnd erhob er seinen Oberkörper und
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