GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
stützte sich auf seine Arme. „Was geht hier vor?", murmelte er. „Werde ich jetzt verrückt? Es fühlt sich an, als hätte mich jemand geküsst." Er sprach so leise, dass ich es kaum verstand. Aber endlich erfuhr ich, dass er mich wirklich fühlen konnte. Kopfschüttelnd legte er sich wieder hin. Ich beobachtete ihn noch eine ganze Weile, bis auch ihm die Augen zufielen. Er schlief ein mit einem Lächeln auf seinen Lippen.
Nun stand ich auf und spazierte unbekümmert durch den Wald. Auf einer Lichtung fand ich ihre Pferde. Ich nahm nichts außer meinen Gedanken an Jeremia mit, als ich erwachte.
Es war noch dunkel, trotzdem sprang ich gutgelaunt aus dem Bett, um mich anzukleiden. Ich musste mich darauf vorbereiten, meine Eltern zu überreden, meine Brüder nach Kanas zu begleiten. Total aufgewühlt beschloss ich zuerst in die Küche zu gehen und mir einen starken Kaffee aufzubrühen. Meine Pläne würden mit wachem Verstand eher Form annehmen. So schlich ich auf Zehenspitzen durch den dunklen Flur, die Treppe runter in die Küche, dort entzündete ich eine Kerze. Ich setzte den vollen Wasserkessel auf den Herd. Als es kochte, goss ich langsam den Kaffee auf und füllte mir mit der Kanne einen Becher. Die Wärme und der Duft des Kaffees weckten meine Sinne. Ich nahm vorsichtig einen kleinen Schluck aus der Tasse.
Auf nach Kanas! Ich sollte sie einfach darum bitten und ihnen den wahren Grund nennen.
Würden sie es verstehen?
Meine Mutter sicherlich. Sie selbst hatte gesagt, dass es einen Grund gäbe, dass mich meine Wanderungen zu Jeremia geführt haben. Ich sollte mit ihr alleine sprechen. Genauso wollte ich es machen. Was sich dann ergeben könnte, darüber würde ich mir Gedanken machen, wenn es so weit wäre, auch wenn ich mich am Ende aus dem Haus schleichen müsste, um den Weg alleine nach Kanas zu nehmen.
Der Hahn krähte draußen und Mutter kam aus dem Schlafzimmer. Ihre Augen waren geschwollen. Sie hatte kaum geschlafen, das sah man ihr an. Ich erhob mich und näherte mich. Sie stand im Türrahmen und hielt sich mit ihren Armen fest umschlungen. Wie egoistisch ich war. Ich dachte nur noch an Jeremia und wie ich ihn treffen könnte, und dabei hatte ich meine eigenen Brüder ganz vergessen. Das schlechte Gewissen quälte mich. Ich nahm meine Mutter in die Arme und schweigend kullerten uns Tränen über das Gesicht. Schmerz und Hoffnungslosigkeit überrollte uns wie eine Flut. Lange standen wir so da.
Oben in den Schlafzimmern hörten wir Schritte, die Männer waren wach. Sie packten sicherlich ihre Reisesäcke. Der traurige Abschied nahte wie ein böser heranschleichender Feind.
Ich führte meine Mutter zum Tisch, reichte ihr eine Tasse Kaffee und setzte mich zu ihr. „Mama, ich weiß, dass es dir nicht gut geht, aber ich muss dich dringend um etwas bitten. Du musst Papa überreden, dass wir die Jungs nach Kanas begleiten. "
Mutters trauriger Blick war verflogen, doch bevor sie etwas sagen konnte, fuhr ich fort.
„Ich bin heute Nacht wieder zu Jeremia gewandert. Er wird heute in Kanas eintreffen und mit größter Wahrscheinlichkeit auf den Marktplatz kommen, um die Freiwilligen zu mustern. Dort müssen wir sein, es ist wichtig. Es ist mein Schicksal. Ich muss gehen, das spüre ich. Ich weiß, dass nur du das verstehen kannst. Mama, ich brauche deine Hilfe."
Meine Mutter blieb ruhig. Sie dachte darüber nach, was ich meinte. Dass sie nicht direkt nein gesagt hatte, war schon mal ein Grund zu hoffen. Endlich sprach sie mit einem aufkeimenden Hoffnungsschimmer. „Ich glaube an unsere Gabe, und ich glaube auch an dich. Ich denke, du könntest wirklich ein Teil der Geschichte Galans sein, und wie schmerzhaft es auch ist, meine Kinder ziehen lassen zu müssen, so hoffe ich, dass du etwas Gutes bewirken kannst, damit deine Brüder wieder heil nach Hause kommen. Ich weiß nicht, welche Rolle du in diesem Krieg spielen wirst, aber wir werden nach Kanas gehen. Ich spreche mit Keleb. Aaron und Brasne bleiben auf dem Hof. Dein Vater, du und ich, wir werden zwei Tage Lana besuchen. Mögen die Götter mit uns sein", verkündete sie andächtig und verließ sie die Küche.
Zur gleichen Zeit hörte ich Schritte auf der Treppe und Türen, die sich zum letzten Mal für lange Zeit schlossen. Meine Brüder kamen herunter. Casper, Jazem, Theran und Talon stellten ihr Gepäck an die Haustür, betraten die Küche und nahmen wie gewohnt am Tisch Platz. Ich begann, ihnen das Frühstück zu servieren. Es herrschte
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