Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 02

Galaxis Science Fiction Bd. 02

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Heinecke
Vom Netzwerk:
Eigenschaft des Menschen, eine Herausforderung annehmen zu müssen, und seien die Chancen noch so gering. Wir würden das Land erobern. Und wir hatten es uns nicht leicht gemacht. Wir hatten den schwersten Weg gewählt: über Land und durch alle Hindernisse, alle Fallen, die es uns in den Weg legen würde, und zu der schwierigsten Zeit, die überhaupt möglich war.
    Wir wußten, daß das Land schon längst erobert worden wäre, wenn nicht diese grausame Sonne am Himmel gehangen hätte. Der Mensch hatte gegen die absolute Kälte gekämpft und gewonnen. Aber noch nie hat jemand gegen eine solche Hitze gekämpft und gewonnen. Nur auf der Sonne selbst war die Hitze größer.
    Die Tagseite war es schon wert, niedergekämpft zu werden. Es würde eine einmalige Tat sein. Entweder würde sie uns besiegen oder wir sie.
    Das war der Handel, den wir abgeschlossen hatten.
    In jenen ersten Fahrperioden lernte ich eine Menge über den Merkur.
    Die Schlucht wurde allmählich flacher und mündete nach ungefähr zweihundert Kilometern in eine wild zerklüftete Vulkanlandschaft, deren Krater sich im Süden und Westen vor uns auftürmten. Diese Vulkane hatten während der vierzig Jahre seit der ersten Landung auf dem Merkur keine Tätigkeit mehr gezeigt, doch jenseits davon befanden sich noch aktive Kegel. Trotzdem stiegen noch unaufhörlich gelbe Schwaden aus ihnen auf, und ihre Flanken waren mit dichten Aschenschichten bedeckt.
    Wir konnten keinen Wind feststellen, trotzdem wir wußten, daß eine heiße schweflige Brise im beständigen Rhythmus über den Planeten hinwegwehte. Sie war allerdings so schwach, daß sie für eine merkbare Erosion des Landes nicht genügte. Die Krater waren deshalb wild gezackt. Sie erhoben sich aus der Tiefe wie riesige Speere aus Fels und Geröll. Wir fuhren an ihren Abhängen entlang, und unter uns dehnten sich weite gelbe Ebenen aus. Die Gase unter ihrer Kruste rauchten und zischten, und ab und zu konnten wir sehen, wie sich einzelne Gebiete unter dem Druck von innen aufbäumten. Es war eine Landschaft wie aus einem Inferno. Über allem lag dann noch der graue Staub – Silikate und Salze, Bimsstein, Kalk und Granitasche – der die kleineren Risse und Schluchten ausfüllte und unseren Ballonreifen zu einer weichen, aber gefährlich trügerischen Fahrbahn verhalf.
    Ich lernte die Bodenbeschaffenheit abschätzen. Ich lernte, ein staubgefülltes Loch an dem leichten Durchgang des Staubes zu erkennen, einen passierbaren Riß von einem unpassierbaren Einschnitt zu unterscheiden. Aber immer wieder mußten wir unsere Flöhe stoppen, um einen gangbaren Weg zu Fuß zu erkunden. Wir banden uns mit einem leichten Kupferkabel aneinander und probierten jeden Fußbreit Boden aus, bis wir sicher waren, die Oberfläche würde unsere Fahrzeuge auch aushalten können. Es war eine zermürbende Arbeit, und wenn eine Ruhepause fällig war, fielen wir oft einfach um und schliefen einen traumlosen Schlaf der Erschöpfung. Aber anfangs ging alles glatt.
    Zu glatt, dachte ich, und die anderen schienen dasselbe zu denken.
    McIVERS’ rastloses Wesen ging uns allen allmählich auf die Nerven. Er redete zu viel – Witze, Geistreicheleien, dumme Späße, deren Pointe immer schwächer wurde, je öfter er sie erzählte. Und dann fing er an, ab und zu einen Abstecher von unserer Route zu machen – niemals zu weit weg, aber jedesmal doch etwas weiter.
    Jack Stone reagierte genau umgekehrt. Er wurde immer stiller, immer zurückgezogener und ängstlicher. Ich sah das gar nicht gern, aber ich dachte mir, daß er sich nach einiger Zeit schon wieder fangen würde. Auch ich hatte Angst. Nur konnte ich sie besser verbergen.
    Und mit jedem Kilometer, den wir zurücklegten, stieg die Sonne höher am Himmel empor, wurde größer, weißer, brennender. Ohne unsere ultravioletten Schirme und unsere Strahlenfilter würden wir im Nu erblindet sein. Aber auch so schmerzten unsere Augen unaufhörlich, und unsere Gesichtshaut juckte und brannte.
    Den letzten Stoß, der unsere zum Zerreißen angespannten Nerven vollends durcheinander brachte, hatten wir McIvers zu verdanken. Er war auf einem seiner Streifzüge in einen Canon westlich unserer Route eingedrungen und war schon fast außer Sichtweite, als wir in unseren Kopfhörern einen wilden Schrei hörten.
    So schnell ich konnte, riß ich mein ungelenkes Fahrzeug herum und entdeckte ihn im Periskop. Er stand auf seiner Maschine und wedelte wie verrückt mit den Armen. Der Major und ich machten uns

Weitere Kostenlose Bücher