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Galaxis Science Fiction Bd. 02

Galaxis Science Fiction Bd. 02

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Heinecke
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Richtung. Dreißig Tage hatten wir Zeit, um das Zentrum der Tagseite zu erreichen. Bei einem täglichen Durchschnitt von hundert Kilometern kämen wir dann genau bei Perihel im Zentrum an. Merkur in größter Sonnennähe – das würde den Mittelpunkt der Tagseite zum heißesten Ort des Planeten, ja, des Sonnensystems machen, so heiß, wie es nur irgendwann irgendwo werden kann, außer auf der Sonne selbst.
    Die Sonne stand schon als riesiger gelber Feuerball über dem Horizont, als wir losfuhren, doppelt so groß wie auf der Erde. Jeden Tag nun würde sie größer und feuriger werden, und jeden Tag würde der Boden heißer werden. Aber auch wenn wir das Zentrum selbst erreicht hätten, würde unsere Arbeit erst halb getan sein. Wir würden dann noch einmal dreitausend Kilometer bis zur gegenüberliegenden Zwielichtzone zurückzulegen haben. Sanderson sollte dort mit dem kleinen Schiff des Labors auf uns warten – ungefähr 60 Tage nach unserer Abfahrt.
    Das war in groben Umrissen unser Plan. An uns lag es nun, diese 100 Kilometer täglich hinter uns zu bringen, gleichgültig, wie heiß es wurde, und gleichgültig, wie das Land beschaffen war, das wir überqueren mußten. Umwege konnten gefährlich werden und uns kostbare Zeit rauben. Und Verzögerungen konnten uns das Leben kosten. Darüber machten wir uns nichts vor.
    Eine Stunde vor dem Start teilte uns der Major unsere Plätze zu. »Peter, du übernimmst die Führung. Stone und ich werden dich rechts und links flankieren. Du hast 50 Meter Vorsprung. McIvers, Ihre Aufgabe ist es, die Schlitten zu ziehen. Sie werden sich also genau nach unserem Kurs richten müssen. Peter sucht uns den Weg. In Zweifelsfällen werden wir aber alle zu Fuß einen sicheren Weg auskundschaften, bevor wir unsere Flöhe riskieren. Alles verstanden?«
    McIvers und Stone wechselten einen zögernden Blick. Dann sagte McIvers: »Jack und ich hatten eigentlich gedacht, daß wir die Plätze tauschen könnten. Wir dachten, er konnte die Schlitten übernehmen. Das würde mir auch ein bißchen mehr Bewegungsfreiheit lassen.«
    DER Major sah Stone durchdringend an. »Und was sagst du dazu?«
    Stone zuckte die Schultern. »Mir macht es nichts aus. Mac wollte – «
    McIvers machte eine ungeduldige Handbewegung. »Das ist doch unwichtig. Ich fühle mich jedenfalls wohler, wenn ich nicht so angebunden bin. Ist denn das so ein Unterschied?«
    »Sicher nicht«, sagte der Major zögernd. »Dann werden Sie also zusammen mit mir Peter Seitendeckung geben.«
    »Sicher, sicher.« McIvers kaute an seiner Unterlippe. »Und wer legt die allgemeine Richtung fest?«
    »Nun, es scheint so, daß das meine Aufgabe ist«, sagte ich. »Mein Floh ist am leichtesten, und wir wollen den Führungsfloh nicht unnütz belasten.«
    Mikuta nickte. »Das ist richtig. Wir haben aus Peters Floh alles herausgeschmissen, was nicht unbedingt nötig war. Praktisch besteht er nur noch aus den Rädern und der Karosserie.«
    McIvers schüttelte den Kopf. »Nein, das meine ich nicht. Wir brauchen doch jemand weit voraus – fünf bis zehn Kilometer mindestens – , der die umfangreicheren Gefahrenstellen, die Gebiete mit aktiven Beben, herausfindet, oder nicht?« Er starrte den Major herausfordernd an. »Ich meine, wie wollen Sie sonst wissen, wohin Sie fahren, wenn Sie nicht einen Kundschafter vorneweg fuhren lassen?«
    »Dafür haben wir die Karten«, sagte der Major steif.
    »Karten! Ich spreche von den Punkten, die nicht aus den Karten ersichtlich sind. Über die allgemeine Struktur des Landes wissen wir Bescheid. Dafür haben wir die Karten. Es sind die Einzelheiten, die wir nicht auf den Fotos sehen, die uns erledigen können.« Mit einer heftigen Handbewegung wischte er die Karten vom Tisch. »Hören Sie zu. Erlauben Sie mir, mit einem Floh vorzufahren und mich umzusehen – sagen wir, mindestens ein paar Kilometer vor dem Haupttrupp. Ich bleibe natürlich auf festem Grund. Ich kann aber das umliegende Gebiet näher untersuchen und zu Peter zurückfunken, wo er Risse und ähnliche Hindernisse zu umgehen hat. Dann – «
    »Nein. Kommt nicht in Frage«, unterbrach ihn der Major.
    »Aber warum nicht? Wir konnten auf diese Weise Tage sparen.«
    »Mir ist das egal, wieviel Tage wir dadurch sparen können. Wenn wir das Zentrum erreichen, möchte ich lebendige Männer bei mir haben. Das heißt also, daß wir zu jeder Zeit untereinander in Sichtweite bleiben. Jeder Bergsteiger weiß, daß eine Gruppe sicherer ist als ein Einzelgänger

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