Galaxis Science Fiction Bd. 02
verdienen, so lassen die Resultate ihrer Arbeit oft vermuten, daß sie zwar anfangs noch ihre zufälligen biologischen Kenntnisse verwendeten, sie aber dieses Wissen nicht so recht vorwärtsbrachte.
Also warfen sie dann alle Hemmungen über Bord und schrieben Dinge wie diese: Erstaunlicherweise waren die Fremden äußerlich ziemlich menschenähnlich. Die Hauptunterschiede, zumindest die sichtbaren, bestanden nur in einem starken Schwanz und einer bläulichen Hautfarbe.
Wenn allerdings das Zusammentreffen mit den Fremden nur vorübergehender Natur und für den Lauf der Geschichte unwichtig war, gab es einen noch viel eleganteren Ausweg aus dem Dilemma, der dann ungefähr so lautete, daß die Wesen, die den Erdmenschen gegenüberstanden oder lagen oder schwebten, so fremd, so unirdisch, so außerhalb aller bisherigen Erfahrungsmaßstäbe waren, daß es unmöglich war, sie zu beschreiben.
Die siebenköpfige Hydra, die von Herkules erschlagen wurde
NATÜRLICH trifft das eben Gesagte nur auf die Science Fiction Literatur der letzten drei Jahrzehnte zu. Wir wollen deshalb einmal schnell einen Blick in die Vergangenheit werfen, um zu sehen, ob die Vorläufer der modernen Science Fiction hierbei erfolgreicher waren.
Der erste Mensch, der ernsthaft bemüht war, sich Lebensformen auf einem anderen Himmelskörper auszudenken – in diesem Falle war es der Mond – war Johannes Kepler in seinem Buche Somnium.
Die Umweltbedingungen, an die er dabei dachte, waren eine felsige Oberfläche mit vielen größeren und kleineren Höhlen, eine dünne Atmosphäre und eine herniederbrennende Sonne. Deshalb haben bei Kepler die Mondgeschöpfe die Form irdischer Schlangen, um den tödlichen Strahlen der Sonne schnell entkommen und sich vor ihnen in den Höhlen verbergen zu können.
Von den Science Fiction Schriftstellern des neunzehnten Jahrhunderts seien hier nur einige wenige erwähnt, verständlicherweise angeführt von Jules Verne. Ich glaube, ich habe alle Bücher dieses Schriftstellers gelesen.
Die siebenköpfige Hydra, die von Herkules erschlagen wurde und falls mir nicht doch ein unbedeutenderes seiner Werke entgangen ist, so kann ich nur sagen, daß Jules Verne auf außerirdisches Leben völlig verzichtete.
Jules Vernes Landsmann und Zeitgenosse Achille Eyraud (in seinem Buch Voyage á Venus ) und der Engländer Percy Greg (in seinem Roman über eine Reise zum Mars: Across the Zodiac ) waren beide Meister in der Beschreibung hübscher Mädchen, aber das einzige außerirdische Lebewesen, an das ich mich erinnern kann, war eine fliegende Schlange in Gregs Buch.
Was Sydney Whitings Roman: Helicondé oder Ein Abenteuer auf der Sonne betrifft, das im Jahre 1855 veröffentlicht wurde und auf Sir William Herschels Theorie basierte, daß die Sonne ein dunkler Körper mit einer leuchtenden Atmosphäre sei, so kann es kaum unter Science Fiction gerechnet werden. Ein typisches Beispiel der Überraschungen, die uns darin erwarten, ist ein Strauch, der statt Früchten parfümierte Seife trägt. Im Gegensatz zu Jules Verne beschäftigte sich H.G. Wells in seinen früheren Jahren ziemlich ausführlich mit außerirdischen Lebewesen. Als der Ingenieur Cavor auf dem Mond landet, findet er dort riesige Mondkälber und eine herrschende Rasse, die sowohl in ihrem Aussehen als auch in ihrer gesellschaftlichen Struktur ihr Vorbild in den Ameisen oder Termiten der Erde findet. Ich glaube, Wells ist überhaupt der eigentliche Erfinder der gigantischen Insekten, von denen immer wieder einmal die Science Fiction Redakteure geplagt werden. Im Gegensatz zu den riesigen Mondinsekten entpuppten sich allerdings die Marsmenschen aus Wells Krieg der Welten als luftatmende Kraken, eine – wie bei vielen Gelegenheiten hervorgehoben wurde – nicht sehr wahrscheinliche Lebensform.
Fliegende Schlangen
Der Science Fiction Schriftsteller der jüngeren Vergangenheit war jedoch nicht der einzige schöpferische Genius, der seine Phantasie anstrengte, um fremdartige und ungewöhnliche Lebewesen zu erfinden. In noch früheren Zeiten gab es eine Menge Leute, die sich ähnliche Aufgaben stellten, allerdings mit der Absicht, Götter, Dämonen oder ganz allgemein schreckenerregende Ungeheuer darzustellen. Keiner dieser Künstler zeigte dabei jedoch viel Einbildungskraft.
Der Waldteufel, der der Sage nach in der Schweiz gelebt hat
Die Methode war sehr einfach. Man nahm die Merkmale verschiedener Lebewesen und setzte damit ein neues
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