Galaxis Science Fiction Bd. 02
zusammen. Ein Frauenkopf auf einem Löwenkörper ergab eine Sphinx, ein Vogelkopf auf einem Männerkörper ergab den ibisköpfigen Thoth. Ein Pferd mit den Flügeln eines Adlers wurde zum Pegasus, und ein anderes Pferd, auf dessen Hals der Oberkörper eines Mannes aufgepfropft wurde, ergab einen Zentaur.
DIESE antiken Monstrositäten wurden zwar dann durch das Christentum geächtet, aber an ihre Stelle traten neue, und auch die Methode ihrer Erschaffung muß dieselbe geblieben sein, denn die Worte St. Bernhards, mit denen er gewisse Wandzeichnungen in den Klöstern anprangerte, sind uns überliefert: »Was ist der Sinn dieser lächerlichen Scheußlichkeiten, dieser so erstaunlich monströsen Schönheiten, die in den Klöstern zu finden sind? Hier sieht man einen Kopf mit mehreren Körpern, dort einen Körper mit mehreren Köpfen, da wieder den Schwanz einer Schlange an dem Körper eines Säugetieres und dort den Kopf eines Säugetieres auf dem Körper eines Fisches.«
Wir wissen heute noch nicht, was für eine Antwort St. Bernhard auf seine Frage bekam, aber die Künstler der damaligen Zeit wußten offenbar keinen anderen Weg, Fremdes und Unbekanntes darzustellen, als eben bekannte Teile miteinander zu kombinieren.
Links ein Greif, recht ein Drache nach alten deutschen Darstellungen
Das berühmte Einhorn wurde dargestellt als Pferd mit Ziegenfüßen und dem Horn eines Narwals auf der Stirn. Die Seejungfrau – eine ziemlich späte Erfindung – war bis zur Hüfte eine Frau und darunter ein Fisch. Und das traditionelle Bild des Teufels war das eines Mannes mit zwei kleinen Ziegenhörnern auf der Stirn, einem Ziegenfuß und einem Schwanz. Dämonen waren von dem Teufel insoweit verschieden, daß man ihnen zu einer an sich schon unwahrscheinlichen Anatomie noch ein paar weitere unsinnige Teile hinzufügte.
Die mittelalterlichen Chroniken wimmeln von derartigen Mißgeburten, ob es nun der Waldteufel, der Basilisk, der Vogel Greif oder der Drache ist. Alle diese Beispiele beweisen aber, daß man eine biologisch mögliche oder zumindest glaubhafte Kreatur nicht einfach schaffen kann, indem man auf gut Glück Einzelteile verschiedener Tiere miteinander verbindet.
Zwei Basilisken. Der untere wurde aus einem Hahnenei ausgebrütet.
Wie also könnte nun ein außerirdisches Lebewesen aussehen? Das zu sagen, ist allerdings nicht so leicht, denn zuviel hängt von den gegebenen Umweltbedingungen des jeweiligen Planeten ab.
WIR müssen uns also erst einmal fragen, wie sieht der Planet aus, auf dem es Leben geben soll. Hat er viel Wasser oder wenig Wasser, hat er eine Sauerstoffatmosphäre, oder was hat er überhaupt für eine Atmosphäre? Wie groß ist er, das heißt, wie mächtig ist die Schwerkraft, der die eventuellen Bewohner unterworfen sind? Wie ist seine mittlere Temperatur, die wiederum abhängig ist von der Entfernung des Planeten zu seiner Sonne? Weist der Planet Jahreszeiten auf? Ist also seine Rotationsachse zur Umlaufebene geneigt? Weiterhin spielt es eine Rolle, ob der Planet einen oder sogar mehrere große Monde besitzt, die entsprechende Gezeiten verursachen. Außerdem natürlich fällt das relative Vorkommen der chemischen Elemente in der äußeren Kruste und in der Atmosphäre des Planeten ins Gewicht.
Betrachten wir also unter diesen Gesichtspunkten einmal unsere nächsten Nachbarn im Sonnensystem, Venus und Mars.
Was die Venus betrifft, so werden die Beobachtungen der Astronomen durch eine bedauerliche Tatsache außerordentlich behindert, nämlich die undurchdringliche Wolkendecke, von der die Venus eingehüllt wird und die es bis jetzt unmöglich machte, einen Blick auf die eigentliche Oberfläche des Planeten zu werfen.
Es gibt folglich zwei entgegengesetzte Theorien, was die wahrscheinliche Oberflächengestalt angeht. Die eine behauptet, daß der Planet von wasserlosen Sandwüsten bedeckt ist, während die andere genau das Gegenteil besagt, nämlich daß vermutlich ein uferloser Ozean die gesamte Oberfläche des Planeten überspült. Diese Auffassung wurde in letzter Zeit von den berühmten Astronomen Whipple und Menzel als die wahrscheinlichere Theorie bestätigt, und wir wollen uns ihr anschließen.
Ein solcher uferloser und planetenweiter Ozean könnte im Grunde genommen jede nur erdenkliche Wasserlebensform enthalten, allerdings mit einer Einschränkung. Man kann nicht die Tierwelt der heutigen Ozeane mit der der warmen Meere der Jura- und Kreidezeit zusammenmischen und ein
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