Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 04

Galaxis Science Fiction Bd. 04

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
menschlichen Kolonien gesehen. Da war zum Beispiel der neunte Planet von Beta Pegasi – neu entdeckt, glaube ich, im Jahre 3910 –, dessen Bewohner einen religiösen Fruchtbarkeitskomplex entwickelt hatten, einen Komplex, den ihnen die Hymenops aufgepfropft hatten, damit sie genug Arbeitskräfte für die dortigen Bergwerke hatten. Als die Bienen ihre Invasion abstoppten und sich wieder zu 70 Ophiuchi zurückzogen, stellten die Einheimischen den Abbau ein. Aber als wir sie endlich fanden, vermehrten sie sich immer noch wie die Kaninchen. Zu diesem Zeitpunkt waren es vierzehn Milliarden, die sich gegenseitig auf die Füße traten, so dicht lebten sie aufeinander. Und Menschenfresserei war an der Tagesordnung. Trotzdem reichten drei Generationen, um ihnen diesen Komplex auszutreiben und sie wieder zu normalen Menschen zu machen.«
    Er nahm eine von Farrells Zigaretten und zog ein paarmal kräftig daran, bevor er fortfuhr: »Aber schauen wir uns unsere alte Erde an. Ich erinnere mich, einmal einen Aufsatz über eine Primitivkultur gelesen zu haben, die noch im zwanzigsten Jahrhundert existiert hat und den Vergleich mit den verrücktesten Kulturen, die wir hier draußen finden können, jederzeit aushalten kann. Man sollte annehmen, daß eine jede Kulturform Sitten und Gebräuche entwickelt, die den betreffenden Angehörigen alles in allem ein Höchstmaß an Befriedigung und ein Mindestmaß an Unbequemlichkeit verschafft. Aber diese alten irdischen Dobuaner – Inselbewohner, soweit ich mich erinnere – hatten genau das Gegenteil getan. Sie hatten diese Norm umgedreht und waren zu einer Horde von Geisteskranken geworden – so würden wir es jedenfalls ansehen –, die sich gegenseitig das Leben zur Hölle machten. Sie haßten sich, und zwar war dieser Haß um so intensiver, je näher sie miteinander verwandt waren. Mann und Frau haßten sich wie die Pest, Väter und Söhne…«
    »Jetzt willst du mir wohl einen Bären aufbinden«, protestierte Farrell aufgebracht. »Eine solche Gesellschaftsform würde nicht lange existieren.«
    »Aber das System funktionierte«, versicherte ihm Stryker. »Jedenfalls, solange sie isoliert waren. Sie fanden sich damit ab, weil sie nichts anderes kannten, und eine plötzliche Umkehrung ihrer Bräuche hätte einen unlösbaren seelischen Konflikt heraufbeschworen. Nach dem Vierten Krieg wurden sie allerdings umerzogen, und die folgenden Generationen gewöhnten sich ohne Schwierigkeiten und ohne weitere Komplikationen an ein normales Leben.«
    Ein Geräusch über ihren Köpfen ließ sie nach oben schauen. Gibson stand in der offenstehenden Schleuse.
    »Besprechung«, sagte er mit seiner tiefen Stimme und verschwand wieder im Schiff.
    WORTLOS folgten sie Gibsons Aufforderung. Dieses eine kurze Wort beunruhigte sie mehr als vorhin der Mord auf der Wiese. Sie kannten Gibson und wußten, daß er nicht einmal dieses eine Wort verschwendet hätte, wenn die Umstände es nicht erfordert hätten.
    Er wartete auf sie zusammen mit Xavier im Navigationsraum. Wohl zum tausendsten Male ertappte sich Farrell dabei, wie er die beiden miteinander verglich. Der Roboter: ein glatter, unheimlich beweglicher Plastoidkörper, glattes, ausdrucksloses Gesicht – tüchtig, unermüdlich und bar aller Gefühle. Gibson: untersetzt, dunkel, mit zergrübelter Stirn und völlig humorlos. Abgesehen von persönlicher Initiative und Willensfreiheit, dachte Farrell, könnten die zwei jederzeit ihre Plätze vertauschen, und keiner würde es merken.
    »Xav und ich haben den Defekt an unserem Ringwellengenerator gefunden«, sagte Gibson. »Der Generator ist völlig in Ordnung, aber sein Kraftfeld wird neutralisiert. Irgend etwas auf Sadr III muß es neutralisieren.«
    Sie starrten ihn einen Augenblick sprachlos an, so, als hätte er gerade behauptet, Sadr III sei keine Kugel sondern flach wie ein Teller.
    »Aber das Kraftfeld eines Ringwellengenerators kann nicht völlig abgeschaltet werden, es sei denn, man nimmt die ganze Anlage auseinander«, protestierte Stryker.
    »Aber man kann das Kraftfeld neutralisieren, oder jedenfalls so weit abschwächen, daß es zu nichts mehr nütze ist. Angenommen, hier in der Nähe befindet sich ein zweiter Generator, der mit einer andern Phase arbeitet, dann überlagern sich die beiden Phasen. Das Ergebnis ist ein Mittelwert, der zwischen den beiden ursprünglichen Phasen liegt und so gering ist, daß weder das eine noch das andere Kraftfeld weiter aufrechterhalten werden kann. Bitte erinnert

Weitere Kostenlose Bücher