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Galaxis Science Fiction Bd. 05

Galaxis Science Fiction Bd. 05

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Jahres 2009 getreten. Der Tag ist der siebente April. Genau fünfzig Jahre liegen zwischen dem Heute und der Zeit, an die Du Dich erinnerst. Du kannst nicht zurück.
    Ich habe Dir das angetan, und Du magst mich dafür hassen. Ich weiß es nicht. Darüber mußt Du entscheiden, aber es ist gleichgültig. Was jedoch nicht gleichgültig ist – und nicht nur für Dich allein –, ist eine andere Entscheidung, die Du treffen mußt. Ich kann sie Dir nicht abnehmen.
    Wer ist es, der Dir schreibt? Ich möchte es Dir lieber noch nicht sagen. Du wirst es wissen, wenn Du diesen Brief zu Ende gelesen hast.
    Ich bin fünfundsiebzig Jahre alt. Dreißig dieser Jahre habe ich dem Studium der › Zeit ‹ gewidmet. Ich habe die erste Zeitmaschine vollendet, die je gebaut wurde – und soweit ist ihre Konstruktion mein ausschließliches Geheimnis.
    Du hast gerade an dem ersten großen Experiment teilgenommen. Dir ist die Entscheidung übertragen, ob jemals andere Experimente damit vorgenommen werden sollen, ob die Maschine der Menschheit übergeben oder ob sie zerstört und ihre Existenz vergessen werden soll.
    ENDE der ersten Seite. Du schaust einen Augenblick auf, zögerst, die nächste Seite zu beginnen. Schon ahnst du, was kommen wird. Du blätterst um.
    Ich habe die Maschine vor einer Woche gebaut. Meine Berechnungen sagten mir, daß sie funktionieren würde – aber nicht, wie sie funktionieren würde. Ich hatte erwartet, daß sie einen Gegenstand unverändert in der Zeit zurücksenden würde – sie funktioniert nur rückwärts in der Zeit, nicht vorwärts.
    Schon das erste Experiment zeigte mir meinen Irrtum. Ich legte einen Metallwürfel in die Maschine – eine Kleinausgabe der Maschine, die Du soeben verlassen hast – und stellte sie auf zehn Jahre in die Vergangenheit ein. Ich legte den Hebel um und öffnete die Tür. Ich hatte erwartet, daß der Würfel verschwunden wäre. Statt dessen fand ich, daß er zu Staub zerfallen war. Ich nahm einen andern Würfel und schickte ihn zwei Jahre zurück. Ich fand ihn unverändert, nur war er neuer, glänzender.
    Jetzt erkannte ich meinen Irrtum. Die Würfel waren in der Zeit zurückgegangen, aber nicht so, wie ich es erwartet hatte. Die Würfel waren vor ungefähr drei Jahren hergestellt worden. Ich hatte den einen in eine Zeit zurückgeschickt, in der er als Würfel überhaupt noch nicht existiert hatte. Vor zehn Jahren war er nur Erz gewesen. Die Maschine stellte diesen Zustand wieder her.
    Du siehst, wie falsch unsere früheren Theorien über das Wesen der Zeitreise waren. Wir hatten angenommen, daß wir – sagen wir im Jahre 2009 – eine Zeitmaschine betreten und sie auf fünfzig Jahre zurück einstellen könnten, um sie dann im Jahre 1959 zu verlassen. Doch das ist nicht der Fall. Nicht die Maschine bewegt sich in der Zeit, sondern nur das, was sich in ihr befindet, und auch das nur in bezug auf sich selbst und nicht auf den Rest des Universums.
    Ich bestätigte meine Überlegungen mit Hilfe eines sechs Wochen alten Meerschweinchens, das ich um fünf Wochen zurücksandte. Ich fand es als Baby wieder.
    Ich will jetzt nicht meine verschiedenen Experimente beschreiben. Du findest ein Verzeichnis im Schreibtisch und kannst Dich später darüber unterrichten. Verstehst Du jetzt, was mit Dir geschehen ist, Norman?
    JA, du beginnst zu verstehen. Eine kalte Hand greift nach dir, und du zitterst.
    Der Ich, der diesen Brief geschrieben hat, den du jetzt liest, das bist Du – du selbst im Alter von fünfundsiebzig Jahren – im Jahre 2009. Du selbst bist dieser alte Mann, aber dein Körper wurde um fünfzig Jahre zurückversetzt, und du hast die Erinnerung an diese fünfzig Jahre verloren.
    Du hast die Zeitmaschine erfunden. Und bevor du sie betratest, hast du gewisse Vorbereitungen getroffen, die dir helfen sollten, dich zurechtzufinden. Du selbst hast dir diesen Brief geschrieben, den du jetzt liest. Aber wenn diese fünfzig Jahre für dich verloren sind – was ist mit deinen Freunden, deinen Eltern? Was ist mit dem Mädchen, das du heiraten willst – wolltest? Du liest weiter:
    Du möchtest sicher wissen, was inzwischen alles geschehen ist. Mutter starb 1963, Vater 1968. 1961 hast du Barbara geheiratet. Es schmerzt mich, Dir sagen zu müssen, daß sie schon drei Jahre später bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückte. Du hast einen Sohn. Er lebt noch, sein Name ist Walter. Er ist jetzt 46 Jahre alt und wohnt in Kansas City.
    Deine Augen werden feucht, und einen Augenblick

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