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Galaxis Science Fiction Bd. 06

Galaxis Science Fiction Bd. 06

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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sich noch verläßlich an.
    »Jetzt hört mir mal gut zu, ihr Kinder«, unterbrach ich ihre Ausflüchte. »Wir wollen mal ganz von vorn anfangen. Soweit ich verstanden habe, habt ihr also einen Weg gefunden, um Orte in Vergangenheit und Zukunft besuchen zu können.«
    »Ja, natürlich, Vati«, antwortete Star, als wäre das etwas ganz Alltägliches. »Wir teleportieren uns mit ESP, wohin wir wollen. Es ist ganz ungefährlich.«
    Und das waren die Kinder, die noch zu klein waren, um allein über die Straße gehen zu dürfen!
    Das Schicksal hatte mir schon manchen Schlag versetzt. Dieser hier war nur einer in einer langen Reihe – und irgendwie gewöhnt man sich daran. Der Verstand wird zu betäubt, um über einen gewissen Punkt hinaus reagieren zu können. Und so gut man kann, arbeitet man sich dann einfach durch den Rest hindurch – fast so, als wäre alles normal.
    »Gut und schön«, sagte ich und war überrascht, daß meine Stimme nicht anders klang, als ginge es um die Entscheidung, wer das größte Stück Kuchen bekommen sollte. »Ich kann nicht sagen, ob es gefährlich ist oder nicht. Das muß ich erst herausfinden. Jetzt erzählt mir erst einmal, wie ihr es macht?«
    »Es würde viel leichter sein, wenn ich es dir ESPen könnte«, sagte Star.
    »Nun, dann nimm an, ich wäre ein Dummer, und erzähle es mir mit Worten.«
    »Erinnerst du dich an den Möbiusstreifen?« begann sie langsam, als wolle sie einem Kind etwas erklären.
    Ja, ich erinnerte mich. Und ich erinnerte mich, wie lange das schon her war, seit sie ihn entdeckt hatte. Über ein Jahr – und ihr geschäftiger glänzender Geist hatte seither seine Möglichkeit immer eingehender erforscht. Und ich hatte gedacht, sie hätte ihn vergessen.
    »Das ist, wo du einen Papierstreifen einmal um sich selbst drehst und dann seine beiden Enden zusammenklebst, um eine einzige Oberfläche zu erhalten«, fuhr sie pedantisch fort, als wolle sie meinem langsamen unzuverlässigen Gedächtnis damit nachhelfen.
    »Ja«, antwortete ich, »wir kennen alle den Möbiusstreifen.«
    Jim schaute erstaunt drein. Ich hatte ihm nie von dem Vorfall erzählt.
    »Nun der nächste Schritt. Man nimmt einen Würfel« – ihre Stirn umwölkte sich, und sie erklärte, indem sie uns zweifelnd ansah: »Das kann man natürlich nicht mehr mit den Händen machen. Man muß es mit ESP machen, weil es sowieso nur ein 
    TESSERAKT vorgestellter Würfel ist.« 
    Sie schaute uns fragend an. Ich nickte ihr zu, fortzufahren.
    »Und dann muß man dem Würfel auch eine halbe Drehung geben und seine Kanten zusammen-ESPen wie die Enden, des Möbiusstreifens. Wenn man den Würfel nun so groß macht, daß man selbst in der Mitte des Würfels ist, dann kann man sich überallhin teleportieren, wohin man will. Und das ist alles, was man machen muß«, endete sie überstürzt. »Und wo seid ihr hingegangen?« fragte ich mit ruhiger Stimme.
    »Ach, wir sind überall gewesen«, antwortete Star ausweichend. »Die Römer und die Ägypter und solche Orte.«
     

     
    »Und ihr habt an einem dieser Orte eine Münze mitgenommen?« fragte Jim.
    Es gelang ihm großartig, seiner Stimme einen gleichgültigen Klang zu geben. Ich wußte, wie aufgeregt er sein mußte. Vor seinen Augen hatte sich die Vision eines überwältigenden Reichtums an Wissen aufgetan, der auf diese Weise erworben werden konnte.
    »Ich habe sie gefunden, Vati«, beantwortete Star Jims Frage. Sie war plötzlich dem Weinen nahe. »Ich fand sie im Schmutz liegen, und ich hob sie auf, and dann kam Robert und wollte mich fangen. Und weil ich so schnell von dort wegmußte, hab’ ich ganz vergessen, daß ich sie noch hatte.« Sie schaute mich flehend an. »Ich wollte sie nicht stehlen, Vati. Ich hab’ nie etwas gestohlen – niemals, nirgendwo. Und ich wollte sie ja auch wieder zurückbringen. Ganz bestimmt. Aber ich habe sie wieder verloren, und dann habe ich gemerkt, daß du sie hattest. Ich weiß schon, ich war sehr unartig.«
    Ich strich mir über die Stirn.
    »Lassen wir erst einmal die Frage von artig und unartig beiseite«, sagte ich. Mir brummte der Kopf. »Wie steht es mit diesen Besuchen in der Zukunft?«
    ROBERT antwortete mir, und seine Augen leuchteten dabei. »Es gibt gar keine Zukunft, Mr. Holmes. Das ist es ja, was ich Star immer sage, aber sie begreift es einfach nicht. Sie ist eben ein Mädchen. Alles ist Vergangenheit, immer nur Vergangenheit.«
    Jim starrte ihn an und hatte seinen Mund schon zu einem Widerspruch geöffnet. Ich

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