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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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durchschnitten die dünne Atmosphäre mit einem leisen Rauschen. Auf großen Gummirädern landete unser Schiff – jetzt horizontal wie ein Flugzeug – in einem breiten Tal, das von marsianischen Ingenieuren schon vor zahllosen Jahrtausenden kultiviert worden sein mußte.
    Unser Fahrzeug kam rumpelnd zur Ruhe. Wir spähten aus den Fenstern unserer Kabine, sahen das tiefe Blau des Himmels und die kleinere, aber strahlend helle Sonne. Kleine Staubwirbel tanzten über das Land. Riesige Steinmonolithen, deren Oberfläche vom Wind abgeschliffen war, ragten hier und da auf, und eine seltsame blaugrüne Vegetation, deren manche ihrer Vertreter uns nicht unbekannt zu sein schien, überzog den Boden. Im Osten glänzte ein hoher Metallturm. Und eine weitere Meile dahinter duckte sich ein gigantisches flaches Gebäude. Die weite Fläche eines gläsernen Daches blinkte in der Sonne. Etwas, das eine Autostraße hätte sein können, kurvte als weißes Band dem Horizont entgegen.
    Die Szenerie war still, schön und traurig. Man konnte spüren, daß hier vielleicht an die hundert Zivilisationen aufgestiegen und wieder zu Staub verfallen waren. Der Mars war nicht älter als die Erde, aber er war kleiner und mußte sich schneller abgekühlt und deshalb auch früher Leben getragen haben. Vielleicht hatten einige dieser früheren Kulturen schon die Raumfahrt gekannt. Aber wenn das zutraf, dann war diese Fertigkeit vergessen worden, bis man sie erst kürzlich wiedererlangt hatte. Sehr bald jetzt würde die große Feuerprobe kommen. Die Begegnung fremder Wesenheit mit fremder Wesenheit stand bevor.
    Ich schaute zu Etl hinüber, der immer noch in seinem Spezialkäfig saß. Seine gestielten Augen glänzten und schwankten nervös hin und her. Hier war seine Heimat, die er noch nie im Leben erblickt hatte. War er erwartungsvoll oder furchtsam oder beides?
    Seine Erziehung und seine Erfahrungen waren irdisch. Er wußte nicht mehr vom Mars als wir. Jetzt jedoch, wo er hier war und vermutlich zu Hause, konnten da nicht Unterschiede in Erscheinungsform und Gefühlsaufbau bewirken, daß er uns plötzlich als Feinde betrachtete, als Wesen, zu verschieden von ihm und seinen Artgenossen, um sich mit ihnen jemals verständigen zu können. Mein Herz fing an zu klopfen.
    HOCH am Himmel blinkte irgendein Luftfahrzeug. Auf der fernen Autostraße bewegten sich die dunklen Punkte von Fahrzeugen und verschwanden hinter einem Hügel.
    Miller trug ein angespanntes, nervöses Lächeln zur Schau. »Denkt daran, Leute«, sagte er. »Geduld und Passivität. Drei Mann können es sich nicht leisten, einen Streit mit einem ganzen Planeten vom Zaun zu brechen.«
    Wir legten unsere Raumanzüge an, die wir benötigen würden, falls jemand unser Schiff leckschießen sollte. Es war schon seit längerer Zeit bekannt, daß für menschliche Lungen die Marsluft zu dünn und zu sauerstoffarm war. Selbst Etl in seinem Käfig trug eine Sauerstoffmaske, die Klein für ihn gebastelt hatte. Wir hatten sie ihm für den Fall gegeben, daß die Marsatmosphäre vielleicht noch dünner wäre als die Luft, die wir ihm auf der Erde zusammengemischt hatten. Diese Mischung hatte auf Spektralanalysen beruht, die aus einer Entfernung von 60 bis 80 Millionen Kilometer gemacht worden waren, natürlich zu weit entfernt, um hundertprozentige Sicherheit zu bieten.
    Alles, was uns jetzt zu tun übrig blieb, war abzuwarten und uns überraschen zu lassen. Ich weiß, daß gewisse Typen bei dem Versuch, mit den Bewohnern einer unbekannten Welt Verbindung aufzunehmen, einfach mit der Tür ins Haus fallen würden. Vielleicht würden sie ein paarmal mit der Hand winken, und dazu grinsen. Und wenn sie dann statt brüderlichen Handschlag mit Mißtrauen und Schüssen empfangen werden würden, dann hätten sie die Neigung, zurückzuschießen. Und wenn sie mit dem Leben davonkämen, würde ihr Haß ewig brennen. Wir waren vernünftiger.
    Trotzdem war Passivität ein Wort, das mir nicht ganz gefiel. Es hatte so gar kein Rückgrat. Die Kunst, naive Vertrauensseligkeit mit hartem Zynismus auszubalancieren, ist nicht immer leicht, wenn dabei etwas Positives herausschauen soll. Obwohl wir einiges über die Marsrasse wußten, wußten wir doch noch lange nicht genug. Unser Plan konnte auf falschen Voraussetzungen beruhen. Vielleicht würde es sieh in kurzer Zeit herausstellen, daß wir nichts anderes als Idioten waren. Nichtsdestoweniger war es der beste Weg, der uns eingefallen war.
    Der Nachmittag schleppte sich

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