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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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hörten wir leise kratzende Geräusche an der Außenhülle unserer Rakete. Das bedeutete vermutlich, daß die Marsianer versuchten, hereinzukommen. Mir brach der kalte Schweiß aus, denn ich wußte, was Miller vorhatte.
    »Wir könnten sie bis zur Morgendämmerung ausschließen, Miller«, flüsterte ich heiser. »Wir würden uns alle behaglicher fühlen, wenn unsere erste Begegnung im Tageslicht stattfinden könnte. Und außerdem ist dann die Möglichkeit für eine Panne geringer.«
    Aber Miller sagte: »Wir wissen nicht, was sie inzwischen vorhaben, Nolan. Vielleicht treffen sie Anstalten, die Rakete zu sprengen. Es ist daher besser, wenn wir es hinter uns brin-gen.«Ich wußte natürlich, daß er recht hatte. Wenn die Marsianer wirklich die Absicht hatten, uns zu töten, dann konnte aktive Gegenwehr uns auch nicht helfen. Wir hätten zwar mit unserer Rakete wie mit einem Flugzeug aufsteigen und den Schutz der oberen Luftschichten suchen können, aber erstens war es zweifelhaft, ob wir sie auf dem holprigen Gelände hochbringen würden, und zweitens hätten die Feuerstrahlen aus unseren Düsen einige der draußen herumlungernden Marsianer töten können. Der Rest würde das sicher als feindliche Handlung auffassen.
    Und unser Leben war nicht so wichtig – außer natürlich für uns. Unser Hauptziel hier auf diesem Planeten. war, mit seinen 
    Bewohnern freundschaftlichen Kontakt aufzunehmen – wenn möglich ohne jeden mißlichen Zwischenfall. Wenn wir versagten, dann konnte die Raumfahrt für die Erde zu einer ernsten Gefährdung werden.
     



 
    Auf Millers Befehl schaltete Craig das Licht wieder an. Miller betätigte die Kontrollen der Luftschleuse. Während die Außentür offen blieb, öffnete sich jetzt auch die innere. Unsere Luft mischte sich zischend mit der dünnen Atmosphäre des Mars.
    Das öffnen der Innenschleuse bedeutete nichts anderes, als daß wir damit den Weg freigaben für die Schrecken, die draußen auf uns lauerten. Wir drückten uns in eine Ecke unserer Kabine, um nicht in der Linie möglichen Feuers zu stehen.
    Unser Gedankengang war folgender: Wir wollten unsere eigenen instinktiven Reaktionen gegenüber dem Unbekannten unter Kontrolle halten, passiv bleiben und den Marsianern eine Chance geben, ihr eigenes wahrscheinliches Entsetzen zu überwinden, indem sie herausfanden, daß wir keine bösen Absichten hegten. Sonst war es nicht ausgeschlossen, daß wir uns gegenseitig umbringen würden.
    Das lange Warten war äußerst qualvoll. Trotz der Entfeuchtungsanlage meines Raumanzugs spürte ich, wie mir der Schweiß vom Körper rann und sich in kleinen Pfützen in meinen Schuhen sammelte. Wohl ein dutzendmal hörten wir es an der Schleuse rascheln und kratzen, dann wieder die Geräusche hastiger Flucht.
    Schließlich aber zeigte sich ein dichtes Gewirr graurosafarbener Fühler über der Schwelle. Und wir sahen gestielte Augen, die in dem Schatten der Schleuse schwach glühten. Das erste Monster stand in voller Größe auf seinen grotesken Tentakeln vor uns, schien dann in die Kabine hereinzufließen. Über seinen Mundklappen sah ich etwas, das vermutlich eine Sauerstoffmaske war.
    Aus einer Masse von Fühlern, die an das Haar der Medusa erinnerte, ragte die Mündung einer Art Pistole. Hinter dem ersten Ungeheuer kam ein zweites, ähnlich bewaffnet. Hinter diesemein drittes. Danach verlor ich die Übersicht, denn jetzt quoll praktisch eine ganze Horde in die Kabine.
    JEDER meiner Instinkte schrie mir zu, meine Waffe aus dem Gürtel zu reißen und meine Kugeln in diese Flut des Grauens hineinzupumpen. Ja, das war noch in mir, trotzdem ich doch vier Jahre lang fast meine ganze Zeit mit Etl verbracht hatte. Die Psychologen behaupten, daß keine noch so große Willensanstrengung die Reflexe eines Menschen davor bewahren kann, seine Hand von einem heißen Ofen wegzuziehen. Und der Griff an meine Waffe schien fast eine Reflexbewegung zu sein. Aber auch logische Überlegungen, sprachen für diesen Drang, zu schießen. Wie konnte man in der Gegenwart des Unergründlichen zugunsten intellektueller Spekulationen über Frieden und Freundschaft auf den bewährten Selbstschutz der Instinkte verzichten?
    Auf der anderen Seite würde ein Schuß in diesem Augenblick Selbstmord bedeuten und außerdem alle unsere Hoffnungen ruinieren. Deshalb mußte es vielleicht ein menschliches Opfer des Vertrauens zwischen den beiden Planeten geben. Wenn es uns gelang, unseren Plan auszuführen, dann würde dieses Vertrauen

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