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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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entweder gerechtfertigt oder enttäuscht werden. Wenn wir uns jetzt aber nicht passiv verhielten, dann mußte der Fehler zum größten Teil auf unserer Seite zu suchen sein. Aber sei es, wie es sei, wenn wir nicht zurückkommen würden, dann würde auf der Erde unweigerlich Haß und Furcht vor den Marsianern entstehen, ob dafür nun die Marsianer oder uns die Schuld traf. Die Botschaft, die Miller den Reportern zurückgelassen hatte, würde vielleicht der Menschheit nur zu der selbstgerechten Einstellung verhelfen, daß die Absichten der Erde ehrbar gewesen waren. Wenn, eine andere Expedition auf dem Mars eintraf, wurde sie vielleicht jeden Marsianer ohne langes Fragen niederschießen und dann selber vernichtet werden.
    Trotzdem, woher wußten wir, daß die Marsianer nicht die Art von Invasion der Erde vorbereiteten, die schon so oft beschrieben worden war? Es war ein verrückter Gedanke, aber nicht unberechtigt. Mars war eine sterbende Welt. War es nicht möglich, daß die Marsianer einen neuen Planeten suchten, um sich dort anzusiedeln?
    Alle diese Gedanken gingen mir in diesem einen kurzen, schrecklichen Augenblick blitzschnell durch den Kopf. Und wenn ich schon den Zwang in mir fühlte, nach meiner Pistole zu greifen, wie schlimm mußte er erst für Miller, Craig und Klein sein, die nicht den vertrauten Umgang mit Etl gehabt hatten wie ich? Vielleicht hätten wir uns schon vorher unserer Waffen entledigen sollen. Dann hätte nicht die Gefahr bestanden, sie zu benutzen.
    Aber es dauerte nicht lange, und alle Handlungsfreiheit war uns genommen. Die Marsianer brandeten über uns zusammen wie eine Woge. Tausende dunkler Fühler mit feinen, sägeähnlichen Spitzen umklammerten unsere Körper. Ich war froh, daß ich einen Raumanzug trug. Nicht nur, weil mir vor der Berührung mit diesen schlangenhaften Fühlern ekelte, sondern auch weil er mir etwas Schutz gegen Verletzungen gewährte.
    ICH bin überzeugt, daß die eigentliche Triebfeder dieses wilden Ansturms panischer Schrecken auch auf Seiten der Marsianer war. Trotz ihrer eigenen wilden Furcht vor den abscheulichen menschlichen Gestalten warfen sie sich uns entgegen, nur um uns recht schnell hilflos zu machen. Denn fühlte ich nicht ein Beben in jenen Fühlarmen, die versteckte Andeutung des Wunsches, vor mir zurückzuweichen? Ich zitterte und schwitzte. Und doch waren meine Eindrücke sehr lebhaft und deutlich. Diese Monster hielten uns nieder, als wären sie malayische Treiber, die eine Python gefangen hatten. Vielleicht hatten sie schon vorher gewußt, wie die Menschen aussahen – von früheren geheimen Expeditionen zur Erde her. Genauso, wie wir durch Etl von den Marsianern gewußt hatten. Aber das machte wohl nicht viel Unterschied.
    Oder vielleicht hatten sie keine Ahnung, daß wir von ihrem Nachbarplaneten kamen. Aber es konnte kein Zweifel bestehen, daß wir von einer anderen Welt kamen. Nichts auf ihrem eigenen Planeten konnte so seltsam sein.
    Unsere eigenen Reaktionen waren unterschiedlich. Craig keuchte Flüche durch sein Helmradio, Miller sagte: »Ruhe, Männer, Ruhe!« Es schien, als versuchte er, auch sich selbst zu beruhigen. Ich selbst brachte keinen einzigen Ton hervor.
    Es fiel den Marsianern nicht schwer, unsere Waffen zu erkennen. Wir wurden entwaffnet. Sie trugen uns hinaus in die Nacht und hinter einen nahen Hügel. Auf einer metallenen Oberfläche wurden wir abgesetzt. Ein Fahrzeug unter uns begann zu pochen. Wir fuhren los. Ein kleiner Dampfstrahl vorn ließ auf die Natur des Fahrmechanismus schließen. Die Marsianer hielten uns immer noch hilflos auf den Boden. Ab und zu verschränkten zwei die Nervenenden ihrer Fühlglieder, vielleicht um sich zu unterhalten. Andere zirpten oder heulten. Warum, konnte ich mir allerdings nicht denken.
    Die Straße rollte unter uns weg. Gebäude huschten vorbei, undeutlich wie alle Gebäude bei Nacht. Hier und da standen schattenhafte Buschwerkgruppen. Lichter – vielleicht elektrische Lampen – blitzten mir grell in die Augen und blieben dann hinter uns zurück. In einem tiefen Tal, das wir auf unserer kurzen Fahrt durchquerten, hing dichter Nebel. Mit einer seltsamen Teilnahmslosigkeit notierte ich, daß der Nebel aus winzigen Eiskristallen bestand, die in dem Schein der seltsamen Lampen glitzerten. Ich versuchte mir die Richtung zu merken, in der wir uns bewegten. Wir fuhren ostwärts. Irgendwo in der Nacht hörte ich klirrende und zischende Laute, vielleicht von Fabriken.
    Einmal fragte Miller: »Ist

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