Galaxis Science Fiction Bd. 11
pazifischen Inseln ist. Nur das winzige Eiland Sala-y-Gomez liegt in der Nähe.
Die nächste Insel, die groß genug ist, um diesen Namen zu verdienen, ist Pitcairn, ungefähr 1600 Kilometer weit entfernt.
Um wieder auf die Falschmeldung von dem Verschwinden der Osterinsel zurückzukommen: Die meisten Zeitungen, die diese Meldung brachten, hängten daran eine Menge populärwissenschaftlicher Artikel, die sich mit dieser Insel näher befaßten.
Sie alle beklagten den Verlust dieser so interessanten Insel, sie alle stimmten allerdings auch darin überein, daß der Verlust zwar schmerzlich, aber wiederum doch nicht allzu groß sei, da die Geheimnisse der Osterinsel – besonders das der ›verlorenen Schrift‹ – doch nicht mehr gelöst werden könnten. Die jetzt noch auf der Insel lebenden Eingeborenen können die Schrift ihrer Vorväter nicht mehr lesen.
Manche Artikel erzählten dann noch die Geschichte der Entdeckung der Insel, andere erklärten, in größeren Einzelheiten, daß die Sprache der verschwundenen Osterinsulaner ein polynesischer Dialekt gewesen wäre, der sich von den anderen Dialekten dieser Sprache jedoch so weit unterschied, daß man daraus auf eine jahrhundertealte Trennung schließen mußte.
Nachdem alle diese Artikel gedruckt und von wißbegierigen Lesern verschlungen worden waren, meldete ein chilenisches Kriegsschiff – die Osterinsel ist chilenischer Besitz –, daß die Insel immer noch existieren würde. Und genau zu diesem Zeitpunkt, ungefähr zwei Monate nach der ersten irreführenden Meldung, brachte eine deutsche Monatszeitschrift eine Artikelserie über die ›Verborgene Geschichte der Osterinsel‹. Die Redakteure der Zeitschrift müssen sich damals – falls vorhanden – den Bart gerauft haben. Die besser informierten Leser jedenfalls waren, höchst amüsiert.
Ich hatte mir seinerzeit einige Notizen über diese Artikelreihe gemacht, die ich auch jetzt noch besitze. Ich kann mich nicht mehr an den Namen der Zeitschrift erinnern, der Name des Verfassers jedenfalls war Hanns Fischer.
Bild 3 - Statue des Hoa-Haka-Nana-Ja, eine der kleineren Statuen, in Vorder-und Rückenansicht.
DER Autor begann mit den üblichen Ausdrücken des Bedauerns, daß die Insel im Meer versunken wäre, und fuhr fort, daß sie nun endlich das gleiche Schicksal ereilt hätte wie das weite und ebene ›Unterland‹, dessen höchster Gipfel und allem Augenschein nach größtes Heiligtum sie einmal gewesen war.
Bild 4 – Bild aus dem Reisebericht von La Pérouse. Standbilder mit ›Hüten‹
Er behauptete dann weiter, daß dieses ›Unterland‹ schon vor 9000 Jahren untergegangen war – gleichzeitig mit der Zerstörung von Atlantis im Atlantischen Ozean. Der Grund für beider Verschwinden war ebenfalls bekannt: vor dieser Zeit hatte die Erde noch keinen Mond besessen, aber dann war unser gegenwärtiger Mond, der vorher als unabhängiger Planet zwischen Erde und Mars die Sonne umkreist hatte, von unserem Planeten eingefangen worden. Der Mond rächte sich für seine Gefangennahme, indem er die bis dahin gleichmäßig über die Erde verteilten Ozeane in einem ›Flutberg‹ um den Äquator zusammenzog, der alle tiefer gelegenen Landgebiete unter sich begrub. An dieser Stelle folgten dann einige Erläuterungen, warum sich der Verfasser so sicher war, daß es wirklich einmal ein ›Unterland‹ gegeben hatte. Schließlich hätte doch die Osterinsel von Anfang an nichts anderes als eine Insel gewesen sein können. Es gab jedoch vielfältige Beweise – so behauptete jedenfalls der Autor –, die dagegen und für ein ›Unterland‹ sprachen.
Bild 5 - Großer Steinkopf mit deformierten Ohren.
Zum ersten ist natürlich der Name ›Osterinsel‹ ein von weißen Seeleuten geprägter. Die Eingeborenen haben für sie ihren eigenen Namen. Er lautet ›Rapa-nui‹, ein Name, der gewichtige Schlüsse zuläßt, denn er bedeutet nichts anderes als ›Das größere Rapa‹. Und dieser uralte Name konnte unmöglich einer so verhältnismäßig kleinen Insel gegeben worden sein, wie sie von den europäischen Seefahrern dann aufgefunden wurde.
Bild 7- Eine der ›sprechenden Bretter‹
Zweitens konnten die Steinstatuen, die aus einem Material bestanden, das die schärfsten Stahlmesser in wenigen Sekunden stumpf macht, nur durch die gemeinsamen Anstrengungen eines großen Volkes geschaffen worden sein. Die Insel, so wie wir sie jetzt kennen, beherbergt aber nur ein paar hundert
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