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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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genau der richtige Mann. Die Admiralität glaubt es jedenfalls, und ich habe meine Unterstützung zugesagt.«
    »Nun gut, und ich danke Ihnen, Sir.« Bolitho wußte nicht recht, was er sagen sollte. Es kam alles so schnell: ein Geschwader, eine neue Station, und unmittelbar darauf war er schon wieder mit einem ganz anderen Auftrag unterwegs. Er hatte das Gefühl, daß er bald feststellen würde, wie außerordentlich nützlich ihm Browne noch werden konnte.
    Damerum setzte plötzlich hinzu: »Wenn irgendwelche Zweifel auftreten, dann schicken Sie ein schnelles Schiff zu mir. Die Hälfte me ines Geschwaders geht zur Überholung nach England, die übrigen Schiffe werden die Blockadekräfte vor Holland verstärken. Es steht alles in den Anweisungen, die mein Flaggleutnant dem Ihrigen gerade aushändigt. Die beiden können sich glücklich schätzen: haben das Schicksal einer ganzen Flotte in Händen, ohne dafür die Last der Verantwortung mit uns zu teilen, verdammt noch mal!«
    Wasserspritzer prasselten gegen die Heckfenster wie Schrotkugeln. Es hatte angefangen zu regnen oder zu hageln.
    Bolitho stand auf. »Ich werde meine neuen Instruktionen aufmerksam lesen, Sir Samuel.« Er streckte die Hand aus. »Vielen Dank für das Vertrauen, das Sie in mich gesetzt haben.«
    Als er es sagte, kam ihm die wahre Bedeutung seiner Worte zu Bewußtsein, als hätte er eine Grenzlinie überschritten. Er mußte die Anweisungen so befolgen, wie er es vermochte. Niemand war in der Nähe, den er um Weisung oder Rat bitten konnte. Ob er nun richtig oder falsch handelte – es war einzig
seine
Entscheidung.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie nicht am Fallreep verabschiede, Bolitho. Ich muß noch Briefe schreiben, die mit der Kurierbrigg nach England gehen sollen.« An der Tür, hinter der Browne mit einem sehr jung aussehenden Leutnant sprach, sagte Damerum noch: »Also viel Glück in Kopenhagen. Es soll eine sehr schöne Stadt sein, hat man mir erzählt.«
    Nach einem halsbrecherischen Abstieg an der Bordwand des Flaggschiffs zwängten sich Bolitho und Browne in die Hecksitze des Admiralsbootes und hüllten sich in ihre Mäntel.
    Mit klappernden Zähnen fragte Browne: »Alles klar, Sir? Ich wollte bei Ihnen bleiben, aber der Adjutant des Admirals wartete schon darauf, mich wegzulotsen. Man hat mir nicht einmal ein Gläschen angeboten.« Es klang ziemlich empört.
    »Wir segeln nach Kopenhagen, Mr. Browne.« Bolitho sah ein Licht in des Leutnants Augen aufleuchten. »Gefällt Ihnen das?«
    »Und ob, Sir.«
    Es war gut, wieder an Bord der
Benbow
zu sein. Sie mochte noch neu und bis jetzt unerprobt sein, aber sie hatte schon etwas Persönliches und eine Wärme, die man auf dem Schiff, das sie eben besucht hatten, vermißte. Vielleicht war es Herricks Einfluß zuzuschreiben. Die Atmosphäre auf den Schiffen, dachte Bolitho, würde immer einen Rest Unerklärliches behalten.
    Herrick kam zu ihm in die Kajüte und wartete geduldig, während Bolitho sich von seinem nassen Hut und Mantel befreite.
    »Nach Kopenhagen, Thomas. Wir müssen gleich Kurs um Skagen absetzen. Ich werde das Geschwader informieren, was uns bevorsteht.« Er lächelte, als er Herricks ernstes Gesicht sah. »Soweit ich es selber weiß, natürlich.«
    Mindestens einhundert Meilen waren es bis Skagen, dem nördlichsten Punkt Dänemarks. Bis dahin blieb Bolitho genügend Zeit, seine Anweisungen zu studieren und vielleicht zwischen den Zeilen zu lesen, was nicht darin stand.
    Bolitho lag zurückgelehnt in einem Stuhl, während Allday ihn rasierte. Es war früher Morgen und jenseits der salzverkrusteten Fenster noch kaum hell, aber Bolitho war schon seit einer Stunde wach und dabei, sich auf einen entscheidenden Tag vorzubereiten, indem er noch einmal seine Instruktionen durchging und prüfte, ob er bisher irgend etwas übersehen hatte.
    Es überraschte Bolitho, daß er innerlich so ruhig war. Er döste sogar etwas vor sich hin, während das Rasiermesser sanft über seine Kehle glitt, und hörte dem Platschen von Wasser und den taktmäßigen Schritten nackter Füße über seinem Kopf zu. Die Mannschaft war beim morgendlichen Deckswaschen.
    Er glaubte, die Stimme des Bootsmanns zu hören: Swale – Big Tom, wie er genannt wurde – sprach seltsam, fast lispelnd. Das kam dadurch, daß er die meisten seiner Vorderzähne eingebüßt hatte, im Gefecht oder bei einer Prügelei. Herrick hielt Swale für einen guten Bootsmann. Jetzt inspizierte er offenbar einmal wieder das Achterdeck. Die

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