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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Revolution. Ein kleiner, rundlicher Junge, er sah ihn deutlich vor sich.
    Heute konnte er sogar darüber lachen, wie er und Herrick den nackten Midshipman mit ranziger Butter eingeschmiert hatten, um ihn durch das Lüftungsrohr schieben zu können. Die Meuterer hatten sie eingesperrt, und er sollte Hilfe herbeiholen. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen.
    Jetzt diente Neale als Kommandant, und es war klar, was Pascoe dachte, als er durch das Glas beobachtete, wie jener sein Schiff handhabte. Bolitho sagte ruhig: »Sobald es geht, Adam. Ich tue, was ich kann. Du hast es verdient.«
    Pascoe sah ihn erstaunt an. »Du hast es erraten, Onkel?«
    Bolitho lächelte. »Ich war auch mal Kommandant einer Fregatte, Adam. Das vergißt man nie.«
    Er schaute zu seiner Konteradmiralsflagge empor, die vom Besanmast kräftig auswehte. »Auch wenn es einem weggenommen ist.«
    »Vielen Dank«, rief Pascoe aus. »Ich möchte zwar gern bei dir bleiben, das weißt du. Aber ich verliere zu viel Zeit auf einem Linienschiff.«
    Bolitho sah Ozzard auf dem Achterdeck herankommen, die dünne Gestalt gegen den feuchten Wind zusammengekrümmt. Es war Zeit zum Essen.
    Er schmunzelte. »Ich glaube, damals habe ich das gleiche gesagt.« Nachdem Bolitho im Achterschiff verschwunden war, ging Pascoe langsam auf der Luvseite auf und ab, die Hände genauso auf dem Rücken verschränkt, wie er es oft bei Bolitho gesehen hatte.
    Pascoe hatte nie etwas von seinen Wü nschen gegenüber Herrick oder gar Bolitho geäußert. Aber er hätte wissen sollen, daß er nichts vor ihnen verbergen konnte.
    Er beschleunigte die Schritte, während seine Gedanken ihm weit vorauseilten in eine Zukunft, die nicht länger ein eitler Traum zu sein schien.

Der Brief
    Es verging noch ein ganzer Tag, bevor Bolithos Ausguck Admiral Damerums Geschwader sichtete, und da es bereits kurz vor Dunkelheit war, mußten sie auch noch die Nacht verstreichen lassen, bevor sie den Kontakt herstellen konnten.
    Während sein Schiff am folgenden Morgen Kurs auf die größere Gruppe nahm, beobachtete Bolitho das Geschwader des Admirals durch ein starkes Fernrohr und fragte sich, welchen Sinn es habe, eine solch gewaltige Streitmacht in dieser Art zu beschäftigen. Von den britischen Flotten wurde erwartet, daß sie Sommers wie Winters die holländischen Kriegsschiffe vor der niederländischen Küste, die spanischen in Cadiz und – selbstverständlich – die starken französischen Stützpunkte Brest und Toulon blockierten. Abgesehen davon hatte man ihnen den Schutz der lebenswichtigen Handelswege nach Ost- und Westindien vor Angriffen der Feindmächte, vor Kaperfahrern und gewöhnlichen Piraten übertragen. Eine fast unlösbare Aufgabe.
    Hier an den Ostseeeingängen wurden nun andernorts dringend benötigte Geschwader nutzlos festgehalten, nur weil Zar Paul von Rußland wenig für Britannien und desto mehr für Napoleon übrig hatte und vielleicht seine Neutralität aufgeben wollte.
    Herrick trat zu Bolitho und sagte: »Das dritte Schiff, Sir, muß das von Sir Samuel Damerum sein.«
    Bolitho richtete sein Fernglas auf das Schiff, das den Union Jack an seiner Großmarsstenge führte. Er war sich des Unterschieds zwischen den nur langsam segelnden Schiffen Damerums und seinem eigenen kleinen Geschwader bewußt. Mit ihren vielfach geflickten Segeln, ihren von Wind und Wetter mitgenommenen Schiffsrümpfen, auf denen quadratmeterweise die Farbe weggewaschen war, bildeten sie einen starken Gegensatz zu Bolithos neu ausgerüsteten Zweideckern.
    Weit hinter den schwereren Schiffen machte Bolitho die Bramsegel einer Fregatte aus, die dort als ›Auge des Admirals‹ patrouillierte.
    Deren Ausgucks konnten wahrscheinlich die dänische Küste sehen.
    »Lassen Sie bitte mein Boot klarmachen, Thomas. Wir werden in spätestens einer Stunde bei ihnen sein. Und sorgen Sie dafür, daß gleichzeitig die Vorräte für den Admiral mit einem anderen Boot hinübergeschickt werden.«
    Es war immer ein seltsames Gefühl, wenn Schiffe einander bege gneten. Die einen, schon lange in See, waren immer erpicht auf Neuigkeiten von zu Hause. Die Neuankömmlinge dagegen waren voller Unruhe, da sie nicht wußten, was sie erwartete.
    Sein Flaggleutnant kam mit langen Schritten über das Achterdeck, das Gesicht verkniffen wegen der Kälte.
    Bolitho sagte: »Da ist das Flaggschiff des Admirals. Ein Linienschiff zweiter Klasse.«
    Browne nickte. »Die
Tantalus
, Sir. Captain Walten.« Es klang, als ginge es ihn nichts

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