Galgeninsel
Er hat ja in Nonnenhorn ein großes Haus gebaut … ist aber immer noch hierher gekommen … zur Arbeit. Hat ihm keine Freude mehr gemacht. Er wollte was mit Fremdenverkehr machen. Ein Hotel – darum ging’s ihm.«
Schielin kniff die Augen zusammen. Es war ein schöner intakter Hof hier. Aus welchem Grund sollte der Sohn plötzlich keine Lust mehr daran haben?
»Na ja«, setzte Mondringer ungefragt hinzu, »der Sabine, seiner Frau, war das mit der Landwirtschaft nicht recht. Die hat das ja auch nie wollen. Der ihre Familie hat am Untersee ein Hotel … macht jetzt ihr Bruder. Und das hätte ihr halt auch vorgeschwebt. Das … das mit die Viecher … das war nix. Ist man ja immer wie angebunden.«
Mit einem Hotel aber auch, dachte Schielin, und fragte: »Wie war das nun mit dem Grundstück. Was ist da schief gelaufen?«
»Der Andy hat die Grundstücke unten am See an den Kandras oder an dem seine Firma verkauft. War alles in Ordnung. Ich war mit dabei und unser Notar auch. Es gab da nichts auszusetzen.«
»Ja. Und?«
»Am gleichen Tag als die Felder verkauft worden sind, hat der Andy ein Hotel gekauft. In der Nähe von Langenargen. Ich hab’s mir angesehen. Schönes Haus.«
»Am gleichen Tag«, wiederholte Schielin.
»Billig war das nicht. Aber von dem Feldverkauf drunten am See sollte ja Geld reinkommen. Fast eine Million. Und für die restliche Schuld hat er alles beliehen was noch da war, und frei von Grundschuld eben. Das neue Haus war ja auch noch nicht abbezahlt. Musste ja alles vom Feinsten sein für die Madame.«
Schielin ging auf den letzten Satz nicht ein. »Und dann kam Hoibners Auftritt, oder?«
»Ja. Am Anfang dachten wir noch, es ist halt der übliche Behördenkram. Jedenfalls kam vom Grundbuchamt etwa vier Wochen später ein Brief. Der Hoibner hatte geschrieben, die Grundbucheintragung wäre nicht möglich, weil irgendein Umweltgutachten oder so nicht vorliegen würde.«
»Umweltgutachten?«
Mondringer winkte ab. »Schon in Ordnung. So eine Nebensache, eigentlich. Die kann man fordern als Amt, es muss aber nicht sein. Das Ding wurde vom Landratsamt ausgestellt und dem Grundbuchamt zugeschickt. Das dauerte etwa zwei, drei Wochen.«
»Und dann?«
»Als Anzahlung für das Hotel hatte er alles, was verfügbar war noch in der Woche nach Vertragsabschluss bezahlt. Die Banken hatten das Geld ja parat.«
»Welche Banken?«
»Diese Fayn … Bank aus Lindau und die Raiffeisenbank Bregenzer Wald«, antwortete Mondringer.
»Und die haben nun Schwierigkeiten gemacht?«, fragte Schielin.
»Nein. Gar nicht. Im Gegenteil. Der Kerl aus Lindau war nicht ungut. Das Geld von denen wäre ja überwiesen worden – es fehlte halt diese Grundbucheintragung.«
»Ich verstehe. Ihrem Sohn ist dann die Zeit davon gelaufen.«
»Und wie! Wir wussten ja gar nicht was da lief. Er hat dann immer wieder im Grundbuchamt angerufen. Aber der Hoibner hatte zwei Wochen Urlaub und niemand anders war zuständig. Kaum war der Sack von seiner Erholung zurück, kam der nächste Brief – wo das Umweltgutachten bleibt, stand drin. Andy ist dann selbst nach Lindau gefahren, zu diesem Hoibner. Der hat behauptet, bei ihm sei nichts angekommen.«
»Er hat es nicht per Fax voraus und dann als Einschreiben geschickt«, stellte Schielin nüchtern fest.
Mondringer sagte nichts.
»Zu viel Vertrauen«, meinte Schielin.
»Inzwischen waren ja schon gut zwei Monate vergangen. Ich bin zum Landratsamt, hab den Wisch noch mal geholt und persönlich beim Hoibner abgegeben. Der hat sich bedankt und uns gesagt, dass nun alles ganz schnell erledigt sein wird.«
»Was nicht der Fall war.«
»Überhaupt nicht. Als wir eine Woche später versucht haben ihn anzurufen hat man uns gesagt, dass Herr Hoibner leider erkrankt sei. Vermutlich länger, hieß es.«
Schielin lachte böse auf. »So ein Pack.«
»Und dann waren drei Monate vorbei und ein Anwaltsbüro aus Reutlingen schrieb uns, dass sie die Verkäufergesellschaft des Hotels vertreten würden. Die leiteten irgendein Verfahren ein, oder wie das hieß.«
»Was bedeutete …?«
»Saubande.«
»Na aber so einfach geht das nun auch nicht.«, entfuhr es Schielin, der ungläubig zu Mondringer sah.
»Da haben Sie aber auch zu viel Vertrauen. Wenn Sie am Ersaufen sind, hilft niemand. Es war schon eng, wir haben aber geglaubt die Sache noch irgendwie in den Griff zu kriegen, aber dann ist der Andy … mal unter der Woche rüber in die Schweiz gefahren.«
Mondringer schluckte und sah Schielin
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