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Galgeninsel

Galgeninsel

Titel: Galgeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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dunkel an, stand auf und ging zum Stadeltor, um sich zu vergewissern, dass niemand draußen stand und lauschen konnte. Dann kam er zurück und sprach gedämpft und heiser weiter. »Der Andy war drüben in St. Gallen und ist da in so ein …«
    Schielin wusste gleich worum es ging und wählte einen neutral klingenden Begriff. »Etablissement?«
    »Ja«, bestätigte Mondringer erleichtert.
    »Na und. Was hat das mit der Sache zu tun?«
    »Da drinnen saßen Kandras und der kranke Hoibner, beide an der Theke, und ließen die Puppen tanzen.«
    Schielin war sprachlos. »Wieso hat Ihr Sohn den Hoibner nicht zur Rede gestellt, Anzeige erstattet, Dienstaufsichtsbeschwerde?«
    »Was hätte er denn seiner Frau sagen sollen? War doch eh schon alles Scheiße … alles«, presste Mondringer hervor.
    Schielin schüttelte den Kopf.
    »Er war da nicht das erste Mal und sie hatte schon so was geahnt, na ja. Er hatte doch eh schon den Mist am Hals hängen, und dann auch noch das!«
    »Wann hat er Ihnen das von St. Gallen erzählt«, wollte Schielin wissen.
    »Gleich am nächsten Tag.«
    »Wie ging es dann weiter?«
    »Wir haben einen Anwalt genommen, uns beim Grundbuchamt beschwert …«, er winkte ab, »wenn es erst mal soweit ist, dann geht sowieso nichts mehr voran. Die hätten uns ja helfen wollen, aber die Unterlagen waren weg. Und zu Hause war immer nur seine Frau dran und hat ihn verleugnet. Das hat uns eine vom Amt erzählt.«
    Schielin hätte gerne nach dem Namen gefragt, wollte Mondringer aber nicht unterbrechen.
    »Der Andy war dann überhaupt nicht mehr ansprechbar.
    Er hat die Post auch gar nicht mehr aufgemacht. Und seine … Frau … die war ihm auch keine Hilfe. Und dann ist … dieser Unfall passiert.«
    Er lachte böse. »Und da geht’s jetzt genau so weiter.«
    »Inwiefern?«
    »Die Lebensversicherung will nicht zahlen, weil der dumme Bub die Versicherungssumme ein paar Wochen vorher erhöht hat.«
    »Das ist doch legitim.«
    »Das schon. Aber die behaupten, es sei kein Unfall gewesen, sondern Selbstmord.«
    Schielin wunderte sich, wie sachlich Mondringer über das Geschehen reden konnte.
    »Wie kommen die auf so eine Behauptung?«
    »Es gibt angeblich keine Bremsspuren.«
    Schielin zuckte mit den Schultern. »Ein bisschen wenig als Begründung.«
    »Schon. Aber man muss wieder mit Anwälten rummachen.«
    »Verstehe.«
    »Und mit den Hotelbesitzern. Bestand da keine Möglichkeit zu verhandeln, Fristen zu verlängern?«
    Mondringer sah zu Boden. »Das Hotel gehörte Kandras. Er hat nie gesagt, dass es seins ist. Der Kandras und der Hoibner haben den Andy fertiggemacht«, seine Stimme wurde wieder lauter und zornig, »der Kandras hat schon bezahlt und der Hoibner wird noch dafür bezahlen.«
    »Seit wann wissen Sie, dass Kandras hinter dem Hoteldeal steckt?«
    Mondringers Backenmuskeln zuckten. »Seit Anfang letzter Woche.«
    Schielin sagte: »Ich muss von Ihnen wissen, was Sie von Mittwoch bis Freitag letzter Woche gemacht haben Am besten mit Zeugen«, und fuhr dann fort: »Was wollen Sie eigentlich von Hoibner? Was Sie da tun führt doch zu nichts. Sie werden nichts erreichen außer das Unglück zu vermehren.«
    »Unglück?«, fuhr Mondringer ihn an, »Unglück?«
    Schielin wurde eindringlich und beschwichtigend. »Sie wissen genau was ich meine.«
    Mondringer schnaubte verächtlich. »Von euch hat noch keiner geholfen, wenns Not getan hätt. Der Kandras hat gekriegt was er verdient hat. Der Hoibner rennt immer noch frei rum.«
    »Erzählen Sie mir lieber, was Sie mit wem letzte Woche gemacht haben.«
    »Wieso nicht gleich die letzten zwei Jahre?«, höhnte Mondringer jetzt.
    Schielin hob fordernd den Kopf.
    »Am Mittwoch und Donnerstag war ich mit meinem Schwager tagsüber in Ravensburg. Das ging immer bis in den Abend. Danach waren wir dann noch hier bis spät in der Küche gesessen. Am Freitag war ich mit meiner Frau zu Hause … am Samstag auch.«
    Schielin wusste nicht was er von der Auskunft halten sollte. Er fragte nach dem Namen des Schwagers und notierte ihn. Was er sonst noch wissen wollte, würde er von ihm erfragen und in Ravensburg musste es ja jemanden geben, der die Angaben bestätigen konnte.
    Als er fertig war fragte er: »Wie geht es eigentlich Ihrer Frau?«
    Mondringer sah ihn starr an. Ein leichtes Zittern, das seinen Anfang zwischen Kinn und Unterlippe nahm, breitete sich über den gesamten Kiefer aus. Dann rannen dem Riesenkerl Tränen herab, ohne dass er einen einzigen Laut von sich gegeben

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