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Galgeninsel

Galgeninsel

Titel: Galgeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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dann verschieben wir das Gespräch auf Nachmittag?«
    Funk winkte ab. »Lass mal. Ist gar nicht so schlimm. Hauptsächlich wird da Getreide verwendet. Die gierige Variante wäre aufgelöstes Altpapier und Pappe, und so. Versetzt mit ein paar Geschmacksverstärkern, Blut, Pfeffer, Salz und Glukosegel bringt man da einen ganz passables … Gschmäckle hin.«
    »Okay«, sagte Schielin und es klang wenig erleichtert.
    Funks Stimme wurde tiefer. »In unserem Fall allerdings wurde auch Sägemehl verwendet.«
    Schielin legte den Kopf zur Seite und meinte augenzwinkernd: »Sägemehl? Also, das habe ich hier im ein oder anderen Schuppen sicher auch schon mal erhalten.«
    »Korrrekt«, entgegnete Funk mit rollendem R. Allerdings bestand das Sägemehl in den russischen Würsten aus chemisch behandeltem Holz. Es war blankes Gift.«
    »Boahh.«
    »… und zwar in nicht geringer Menge.«
    »Ist ja widerlich.«
    »Das finde ich auch. Konkret – wir haben die Gepax in Verdacht nicht nur die Fleischabfälle zu liefern, sondern alle weitern Zusatzstoffe auch. Aber aus Deutschland kommt nur der Fleischabfall. Der andere Dreck wird von irgendwo anders besorgt und da kommen wir nicht mehr ran. Die russischen Kollegen sind aber zäh dran. Und wir sind ja auch mit anderen Fällen beschäftigt.«
    Er deutete auf das Papierchaos vor ihm am Schreibtisch.
    »Von Zoll oder Steuerfahndung ist bisher noch nichts an uns zurückgemeldet worden. Die haben ja auch volle Schreibtische.«
    »Weißt du eigentlich Näheres über die Leute, die bei der Gepax so arbeiten?«, wollte Schielin wissen.
    »Ausschließlich russischer Hintergrund, also Aussiedler, und bedauerlicherweise sind alle im Milieu zu Hause.«
    »Rotlicht, oder?«
    Funk verzog das Gesicht und blickte ernst drein. »Das ganz sicher, aber ich würde sagen, da leuchten alle farbigen Lichter, die man sich so vorstellen kann, in unserem Metier.«
    Schielin deutete auf Funks Schreibtisch. »Was machst du eigentlich da?«
    »Anlagebetrug.«
    »Ach so.«
    Funk lächelte. »Draußen beim Dornier gab es doch die Umstrukturierung. Da haben einige ganz saftige Abfindungen mitgenommen. Und das zieht die Haie an. Eine Anlagegesellschaft hat sich irgendwie die Adressen von den Leuten beschafft. Ich tippe mal auf eine undichte Stelle in der Buchhaltung. Jede Adresse ist da richtig Geld wert, weißt du. Die Leute sind dann gezielt angefixt worden: dreijährige Anlage, im ersten Jahr magere vierzehn Prozent, dann siebzehneinhalb und im dritten Jahr neunzehnkommavier.«
    Schielin schüttelte den Kopf. Funk erklärte weiter. »Optimale Zahlen. Über zehn Prozent, mit Kommastellen und die magische zwanzig wird nicht angetastet.«
    »Magische Zwanzig?«, fragte Schielin.
    »Wenn du zwanzig Prozent anbietest werden die Leute skeptisch. Die Gierfalle liegt zwischen zehn und zwanzig Prozent – schaltet Hirn ab und Gier ein.«
    »Und da haben Leute Geld gegeben?«
    Funk lachte herzhaft und laut, deutete auf die Zettel vor ihm und las vor. »Zwanzigtausend, fünfzigtausend, dreißigtausend, zwölftausend«, er sah hoch und deutete auf einen Zettel am Rand. »Der hier war besonders schlau. Er hat gleich die Kindersparbücher, die von Oma und Opa befüllt worden waren, platt gemacht und auch noch reingesteckt. Neulich war er hier und hat rumgejammert. Er wollte sich sogar beschweren, wir würden nicht intensiv genug ermitteln, dieser Heini!«
    »Und was ist mit der Kohle?«
    »Ja weg. Das schöne deutsche Konto bei der renommierten Deutschen Bank war ratzfatz leer geräumt und von der Schachen Equity Group gibt’s nur noch einen leeren Büroraum in Reutin.«
    Schielin schüttelte den Kopf. »Hast sicher viel Arbeit mit dem Zeug, aber ich brauche dich noch in meiner Sache.«
    Funk hob gelassen die rechte Hand und sagte ihm so zu.
    Draußen im Gang war Lydias Stimme zu hören Schielin verabschiedete sich mit einem kurzen Wink. Im Büro angekommen, verfolgte er Lydias Versuche, sich am PC anzumelden. Das scheiterte – wieder einmal. Sie konnte auch den Zettel nicht finden, auf welchem ihre Zugangsdaten notiert waren. Eigentlich lag der immer unter der Schreibtischablage. Schielin ließ sie ein wenig leiden und sagte ihr schließlich ihr Kennwort.
    »Marja und die Kinder wieder gesund zurückgekommen?«
    »Mhm.«
    »Gut.«
    »Und bei dir?«
    »Alles in der Tüte.«
    »Wir sollten mal zusammenfassen was wir haben«, sagte Schielin ruhig.
    »Allerdings!« Sie stöhnte und räumte Papierkram auf dem Schreibtisch hin und

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